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RichardFeller

Fotografie, um 1950 (Schweizerische Nationalbibliothek).
Fotografie, um 1950 (Schweizerische Nationalbibliothek).

8.12.1877 Wattenwil, 20.9.1958 Bern, von Köniz. Sohn des Johann Emil, Lehrers, und der Rosina geb. Gerber. Klara Gäumann. F. durchlief das Progymnasium in Thun, das städt. Gymnasium Bern, studierte an der Univ. Bern, wurde am stärksten beeindruckt vom Historiker Gustav Tobler und vom Literarhistoriker Oskar Walzel. 1903 Sekundarlehrerpatent und Promotion, 1907 Gymnasiallehrerexamen, Sekundarlehrer in Aarberg und Bern, Seminarlehrer, 1910 Habilitation, 1921-48 o. Prof. der Schweizergeschichte an der Univ. Bern. F. entwickelte sich zu einem der prägenden Historiker der Zwischenkriegs- und Kriegszeit. In der Biografie des "Ritters Melchior Lussy von Unterwalden" (1906-09) zeigte F. die Kräfte der kath. Glaubenserneuerung auf, in Untersuchungen über die Beziehungen zum Ausland (1912, 1916) erläuterte er die wirtschaftl. Notwendigkeit des Söldnergewerbes, in "Der Staat Bern in der Reformation" (1929) und im Beitrag zur "Geschichte der Schweiz" (2. Bd., 1938) über das 17. und 18. Jh. stellte er das Ancien Régime dar, in der Geschichte der Univ. Bern (1935) bot er eine bern. Gelehrtenhistorie und in den Studien zur Geschichtsschreibung (1938) erwies er sich als bester Kenner der schweiz. Historiografie. F.s grösstes Vermächtnis ist seine monumentale "Geschichte Berns" (1946-60). Sie ist das Epos von den wechselvollen Schicksalen des mächtigsten Stadtstaates diesseits der Alpen. Als breiter Strom fliesst das vergangene Leben in Staat, Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft am Leser vorbei. Stets wird bei aller Betonung der bern. Einzigartigkeit der Zusammenhang mit den Wachstumskräften Europas betont. In F.s Geschichtsschreibung vereinigt sich verstandesmässige Erfassung mit intuitiver Erahnung der Vergangenheit. Der bohrende Denker war zugleich ein gestaltender Künstler von eigenkräftiger Formgebung und Beschwörungskraft. Er verfügte über die krönende Kunst der Synthese, der Zusammenfassung versch. Antriebe zu einem vollen Bild vergangenen Lebens.

Quellen und Literatur

  • StABE, Nachlass
  • AHVB 39, 1948, 421-424 (Werkverz.)
  • P. Stadler, «Zwischen Klassenstaat, Ständestaat und Genossenschaft», in Hist. Zs. 219, 1974, 290-358, v.a. 345-348
  • Die Dozenten der bern. Hochschule, 1984, 141
  • M. Stettler, «Der Chronist Richard F.», in BZGH 49, 1987, 161-166
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 8.12.1877 ✝︎ 20.9.1958

Zitiervorschlag

Edgar Bonjour: "Feller, Richard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016564/2005-11-28/, konsultiert am 16.04.2024.