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Därstetten

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Niedersimmental. Ausgedehnte Gem. im Talboden sowie an den Hängen der Stockhornkette und des Turnen, mit Alp- und Waldgebiet. Die Streusiedlung umfasst im Tal die Bäuerten Weissenburg, Reichenbach und Wiler, auf der Terrasse nördl. des Tals Weissenburgberg und Nidfluh. 1228 Tarenchat. 1764 535 Einw.; 1850 1046; 1900 897; 1950 885; 1980 759; 2000 879.

Kirche und Pfarrhaus. Kolorierte Aquatinta von Samuel Weibel, 1822 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).
Kirche und Pfarrhaus. Kolorierte Aquatinta von Samuel Weibel, 1822 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).

Ältestes Zeichen menschl. Präsenz ist ein neolith. Einzelfund (Stufengrind). In ihrem Herrschaftszentrum stifteten die Oberländer Frh. von Weissenburg vermutlich im 3. Viertel des 12. Jh. am rechten Simmenufer das Augustinerchorherrenstift D. (1228 erw., Ordensregeln 1233). Als dessen Schirmherren folgten ihnen 1368 ihre Erben, die Frh. von Brandis. Im 13. und 14. Jh. vergrösserte das Stift seinen Besitz v.a. im Simmen- und Diemtigtal durch Schenkungen des Adels (u.a. von Raron, von Weissenburg) und Güterkäufe von Einheimischen. Die Kloster- und Leutkirche (rom., versch. Umbauten seit dem 13. Jh.) mit Marienpatrozinium war freiherrl. Begräbnisstätte. Der Propst und ein bis zwei Kanoniker besorgten die Seelsorge in D., Weissenburg (Pantaleonskapelle, 1327 geweiht) und Oberwil im Simmental (Kirchensatz 1326 erworben). Die Stadt Bern, ab 1439 im Besitz der Herrschaft Weissenburg, inkorporierte 1486 die Propstei gegen deren Willen dem Stift St. Vinzenz in Bern. Die Schaffnerei (ab 1528 Kastlanei) Niedersimmental verwaltete den Besitz. Die Kirche wurde erst mit der Reformation 1528 Pfarrkirche.

Die Bäuerten stellten im 16. Jh. von Selbstversorgung auf exportorientierte Viehwirtschaft im Tal-, Vorsass- und Alpbetrieb um; Korn wurde zugekauft. Mit der Spiez-Zweisimmen-Bahn (1902) entwickelten sich um die Station D. und die Haltestelle Weissenburg Gemeindezentren. Ab 1980 nahm die Bautätigkeit an sonnigen Lagen zu. D. lebt von Vieh-, Milch-, Forst- und Alpwirtschaft, vielfältigem Kleingewerbe (Bau, Holzverarbeitung) und Naherholungstourismus (Ferienwohnungen).

Quellen und Literatur

  • G. Will, Die rom. Klosterkirche in D., Liz. Bern, 1966
  • U. Stucky, Ortsplanung D., 1969
  • H.-P. Ryser, Kirche D., 1997
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Därstetten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.03.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000459/2004-03-18/, konsultiert am 19.03.2024.