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Lufingen

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Bülach, die das gleichnamige Dorf im oberen Embrachertal und seit 1871 den Ort Augwil umfasst. 1157 Luvingin. 1467 ca. 15 Einwohner (ohne Augwil); 1634 148; 1850 259; 1900 332 (mit Augwil); 1950 343; 2000 1172.

Römische Siedlung beim Heidenbrunnen; nicht datierte Wehranlage auf dem Gelsberg. Lufingen gehörte im Mittelalter zum Hochgericht der Grafschaft Kyburg und kam mit dieser 1424 bzw. 1452 an Zürich. Die kyburgisch-habsburgischen Dienstherren von Wagenberg besassen im 13. und 14. Jahrhundert das Niedergericht. 1451 gelangte es an das Kloster St. Blasien. Der Kyburger Landvogt Johann Heinrich Waser verhinderte 1647 eine Übernahme durch Winterthur. Bis zum Verkauf an Zürich 1765 besassen die Familien Waser (1663 Bau des "Schlosses") und Bräm (ab 1697) die Gerichtsherrschaft Lufingen. Die Kollatur der 1157 erstmals erwähnten Margarethenkirche lag beim Kloster St. Blasien, nach 1647 beim jeweiligen Herrschaftsinhaber und ab 1765 beim Stand Zürich. Der Pfarrer wohnte in Embrach, bis das Schloss 1812-1815 in ein Pfarrhaus umgewandelt wurde. Das heutige Kirchenschiff stammt von 1842. Im Ancien Régime gehörte Lufingen zum Embracher Amt der Landvogtei Kyburg. Von 1798 an bildete es eine politische Gemeinde, zunächst bis 1803 im helvetischen Distrikt Bassersdorf, 1803-1814 bzw. ab 1831 im Bezirk Bülach und 1814-1831 im Oberamt Embrach. 1870-1871 wurden Lufingen Moosbrunnen und Hintermarchlen (zuvor Gemeinde Embrach) sowie Augwil und Vordermarchlen (zuvor Gemeinde Oberembrach) zugeteilt. Die Heimspinnerei beschäftigte 1787 einen Drittel der Bevölkerung. Trotz des Ausbaus der Strasse Kloten-Embrach (1841-1845) siedelten sich im 19. Jahrhundert keine neuen Industrien in Lufingen an. Die aus dem Mittelalter stammende Mühle und zwei Ziegelhütten, die sich im 20. Jahrhundert zu einer Grossziegelei entwickelten, blieben die wichtigsten Betriebe. 1933 erfolgte der Anschluss an die Buslinie Kloten-Rorbas. Der in den 1960er Jahren einsetzende Einfamilienhausbau bewirkte ein starkes Wachstum Augwils, während Lufingen stagnierte.

Quellen und Literatur

  • Kdm ZH 2, 1943, 62-65
  • P. Corrodi, «Schloss Lufingen und seine früheren Besitzer», in Zürcher Chronik, 1963, 53-57

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Lufingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000051/2009-10-15/, konsultiert am 11.11.2024.