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Fischenthal

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Hinwil. Die grösste Zürcher Landgemeinde liegt im oberen Tösstal am Übergang ins Jonatal. Sie umfasst die Talorte Fischenthal, Gibswil und Steg sowie gegen 100 Siedlungen im Tössbergland. 878 Fiskinestal. 1634 466 Einwohner; 1771 1789; 1836 2814; 1850 2394; 1900 2052; 1941 1694; 1950 1837; 1960 1987; 1980 1605; 2000 1961.

Eine Güterschenkung an das Kloster St. Gallen von 878 belegt die Besiedlung der Talgegend bei Fischenthal. Eine Burgstelle westlich von Steg war vermutlich der Sitz der im 12. Jahrhundert erwähnten kyburgischen Dienstleute von Steg. Die dem heiligen Gallus geweihte, 1275 belegte Kirche in Fischenthal wurde wahrscheinlich im 9. oder 10. Jahrhundert gestiftet. 1390 schenkte Freiherr Heinrich von Tengen dem Kloster Rüti die Kollatur; 1525 kam sie anlässlich der Reformation an Zürich. Die Habsburger besassen um 1300 die Schirmvogtei über die Freien von Fischenthal. 1425 gelangte die niedere Gerichtsbarkeit an Hans Kleger von Steg, der sie der Stadt Zürich verkaufte. Das Hochgericht kam 1424 mit der Grafschaft Kyburg an Zürich, das Fischenthal der Landvogtei Grüningen anschloss. Von 1511 ist eine Offnung für den Hof Fischenthal, von 1562 ein Einzugsbrief überliefert. Schon im Mittelalter führte eine Variante des Jakobswegs (Schwabenweg) durch das Gemeindegebiet; Pilgerherbergen waren die im 16. Jahrhundert bezeugten Tavernen Zum Hauptmann in Fistel und Zum Steg bei der Abzweigung des ins Toggenburg führenden Hulfteggpasses. 1798 wurde im Pfarreigebiet die politische Gemeinde Fischenthal gebildet und dem Distrikt Wald, 1831 dem Bezirk Hinwil zugeteilt. Die Gemeinde wurde im 19. Jahrhundert in die Schulgemeinden Oberhof, Boden, Länzen, Hörnli, Strahlegg, Gibswil und Bodmen eingeteilt. Im gebirgigen Teil herrschte Weidewirtschaft vor; der Ackerbau in den tieferen Lagen nahm mit dem Aufkommen der textilen Heimindustrie im 18. Jahrhundert deutlich ab. 1787 beschäftigte die Baumwollspinnerei 60% der Bevölkerung. Nach 1840 kam es infolge grosser Armut zur Abwanderung, auch wenn Handweberei, Holz- und Korbwarenindustrie sowie die Stickerei neue Heimarbeit brachten. Das Haupttal wurde 1839 durch den Bau der Strasse Bauma-Wald und 1876 durch die Bahnstationen Steg, Fischenthal und Gibswil erschlossen. Entlang dieses Verkehrsstrangs entstanden mechanische Spinnereien (1817, 1860) und Webereien (1868, 1906). Die starke Rodungstätigkeit im Quellgebiet der Töss führte 1850-1880 zu Erosionen und Überschwemmungen. 1898-1920 forstete deshalb der Kanton Zürich die verlassenen Steilhänge auf. In der Folge entwickelte sich die Gegend zu einem Wander- und Erholungsgebiet. 1970-1971 wurde die dem heiligen Gallus geweihte katholische Kirche in Schmittenbach gebaut. In den 1990er Jahren war in den Talortschaften eine vermehrte Bautätigkeit zu beobachten, die einen deutlichen Anstieg der Bevölkerungszahl zur Folge hatte.

Quellen und Literatur

  • J. Senn, Ein Kind des Volkes, 1888
  • O. Schaufelberger, Menschen am Schnebelhorn, 1942
  • Kdm ZH 2, 1943, 178-183
  • H. Lüssi, Chronik der Gem. Fischenthal, 21978
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Fischenthal", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.08.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000086/2012-08-23/, konsultiert am 13.09.2024.