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Adliswil

Polit. Gem. ZH, Bez. Horgen. Südl. Vorort der Stadt Zürich im Sihltal. Die Topografie prägte die Siedlungsstruktur mit dem Dorfkern im Talboden und Einzelhöfen am Albis- und Zimmerberghang. 1050 Adelenswile (?), 2. Viertel 12. Jh. Adololdiswile, 1248 Adeloswile. Der Hof Buchenegg wurde in der Helvetik an die Gem. Stallikon abgetreten. 1893 kamen die Fraktionen Oberleimbach und Sood zu A. 1401 18 Haushaltungen in A., Oberleimbach und Rufers; 1634 315 Einw., davon 156 in den Einzelhöfen; 1836 941 Einw.; 1900 4'714; 1941 5'105; 1950 6'240; 2000 15'822.

Älteste Siedlungshinweise sind frühma. Gräberfunde am Zimmerberghang (Grüt, Lebern), im Umfeld des bereits 952 erw. und in der frühen Neuzeit abgegangenen Hofs Rufers. Die Besiedlung der Zimmerbergterrassen und des Talgrundes erfolgte in der späteren frühma. Landnahmezeit, während am Albishang aus Flurnamen hervorgegangene Siedlungsnamen auf einen hochma. Ausbau hindeuten. Das hochwassergefährdete Tal der Sihl, mit Engnissen und Wäldern ober- und unterhalb der Nische von A., schied als Siedlungsgebiet und Verkehrsachse aus, mit Ausnahme der Holzflösserei. 1390 erhob die Stadt Zürich Steuern für einen Brückenbau in der Albisregion, möglicherweise in A. (1475 Sihlbrücke in A. bezeugt). Die Mühle und das Sihlwuhr in A. sind im 15. Jh. erwähnt. Frühe Grundbesitzer in A. waren das Gross- und das Fraumünster in Zürich sowie die Klöster Muri (AG) und Rüti (ZH). Nach der Aufsplitterung der Reichsvogtei Zürich (1218) ging A. z.T. in einen grösseren Herrschaftskomplex der Schnabelburger über. Die Herrschaftsrechte über den Hof Rufers blieben bis zur Reformation beim Grossmünster. 1406 gewann die Stadt Zürich endgültig die Hoheit am linken Zürichseeufer. A. gehörte danach bis 1798 zur Obervogtei Horgen und darin zur Untervogtei Thalwil-Kilchberg. Im SpätMA stand in A. nur eine Kapelle. Erst 1898 erfolgte die Trennung von der Kirchgem. Kilchberg (ZH), 1894 die Gründung der kath. Pfarrei A.

In der frühen Neuzeit war die Gem. der Topografie entsprechend in die drei Wachten Albishang, Tal und rechtes Sihlufer geteilt. Dorfordnungen sind aus den Jahren 1571, 1697 und 1720 erhalten. Die Taverne zum Adler (evtl. 15., sicher 16. Jh., 1954 abgebrochen) bei der Sihlbrücke war ein wichtiger Versammlungsort. Der Zehntenplan von 1787 gibt hervorragende Einblicke in Agrarverfassung, Bodennutzung und Besiedlung. Wegen der nutzbaren Wasserkraft der Sihl setzte die Industrialisierung von A. früh ein: 1823 Spinnerei im Oberdorf (Gebr. Schoch), 1837 Baumwollspinnerei und Weberei (Staub und Landis), 1842 Baumwollspinnerei Sood ("Spinnerkönig" Heinrich Kunz), 1862 erste mechan. Seidenstoffweberei in der Schweiz. 1850 standen 129 Bauern mit 20 Dienstboten 564 Fabrikarbeiter und -arbeiterinnen (Textilindustrie) sowie 52 Handwerker gegenüber. 1835-39 erfolgte der Ausbau der Albispass-Strasse. 1852 wurde eine neue, gedeckte Holzbrücke (1926 durch Eisenbetonkonstruktion ersetzt) und 1861 die Strassenverbindung über die Buchenegg ins Knonauer Amt erstellt. Erst danach folgten die Achsen dem Fluss entlang: 1885 ging die Forststrasse in den Sihlwald ins Staatseigentum über. 1892 wurde gleichzeitig mit der Sihltalbahn eine direkte Strassenverbindung nach Zürich gebaut. 1966 erfolgte der Anschluss A.s an die A3. Der Naherholung dient die 1954 eröffnete Luftseilbahn A.-Felsenegg. Die grössten Wachstumsschübe erfuhr A. in der 2. Hälfte des 19. Jh. als Folge der Industrialisierung sowie nach 1950 mit dem Wandel zur suburbanen Wohngem. Zürichs. 1974 trat ein Gemeindeparlament an die Stelle der Gemeindeversammlung. 1990 zählten 1% der Arbeitsplätze in A. zum 1., 27% zum 2. und 72% zum 3. Sektor; 73% der Erwerbstätigen waren Wegpendler. Die Siedlungserweiterungen folgten bis 1950 den Verkehrsachsen. Seither wurde der ganze Talkessel dicht mit Wohnblöcken überbaut. Das Einzelhofgebiet am Albishang konnte äusserl. seinen Charakter wahren.

Quellen und Literatur

  • Qu. zur Zürcher Wirtschaftsgesch., hg. von W. Schnyder, 1937
  • J. Ritz, Seidenweber und Sihltal-Bürger, 1990
  • J. Ritz, Eine kleine Stadt auf dem Weg in die Zukunft, 1992
  • G. Binder, Gesch. der Gem. A., 1944
  • Bl. der Vereinigung Pro Sihltal, 1951-
  • P. Nüesch, Zürcher Zehntenpläne, 1969, 28-116
  • M. Stiefel, Chronikbl. zur neueren Gesch. A.s, 1981
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Adliswil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.06.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000094/2009-06-30/, konsultiert am 28.03.2024.