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Volketswil

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Uster, die am südöstlichen Rand des Glatttals liegt und die Ortsteile Volketswil, Hegnau und Zimikon sowie die Dörfer Kindhausen und Gutenswil umfasst. 904 Folcharteswilare. 1467 ca. 155 Einwohner; 1634 405; 1738 1095; 1850 2028; 1900 1515; 1950 1844; 1980 10'033; 2000 14'070.

Bei Volketswil und Hegnau wurden neolithische und spätbronzezeitliche Siedlungsreste gefunden. Ein frühmittelalterliches Gräberfeld in Hegnau deutet auf eine alemannische Landnahme im 6./7. Jahrhundert hin. Die im 13. Jahrhundert belegten Herren von Zimikon gehörten dem kyburgischen Dienstadel an, diejenigen von Hegnau waren vermutlich Ministerialen der Grafen von Rapperswil. Hegnau kam 1402 mit der Herrschaft Greifensee an die Stadt Zürich und gehörte bis 1798 zur Landvogtei Greifensee. Das Hoch- und das Niedergericht der anderen Dörfer gelangte mit der Grafschaft Kyburg 1424 bzw. 1452 ebenfalls an Zürich. Sie blieben bis 1798 Teil der Landvogtei Kyburg. 1798 erfolgte die Zuteilung der neu gegründeten Gemeinde zum Distrikt Uster (ab 1803 Bezirk). Kirchlich gehörten alle fünf Dörfer zur Pfarrei Uster. Die ins 13. Jahrhundert datierte Liebfrauenkapelle in Hegnau ist 1503/1504 und die Filialkapelle St. Agatha in Volketswil 1369/1370 erstmals erwähnt. 1638 wurde Volketswil zur selbstständigen Kirchgemeinde erhoben; Kollator war der Kleine Rat von Zürich. 1767 erfolgte die Zuteilung von Gutenswil zur Kirche Volketswil. Die katholische Kirche Bruder Klaus wurde 1971 gebaut.

1573 erhielten Volketswil, 1589 Hegnau und 1650 Gutenswil Einzugsbriefe sowie 1794 Kindhausen einen Gemeindebrief. Die fünf Dörfer bildeten im 19. Jahrhundert eigene Schul- und Zivilgemeinden, die 1919 bzw. 1931 aufgelöst wurden. Die vom 17. bis ins 18. Jahrhundert sich ausbreitende textile Heimarbeit beschäftigte 1787 rund 40% der Bevölkerung. Das Fehlen von Wasserkraft verhinderte im 19. Jahrhundert die Entstehung einer Fabrikindustrie. Nach dem Ausbau der Strasse Zürich-Uster und dem Neubau derjenigen von Hegnau nach Fehraltorf um 1840 entwickelte sich Hegnau zu einem Strassendorf, während die übrigen Ortschaften ihre lockere Siedlungsstruktur bis weit ins 20. Jahrhundert behielten. In den 1960er Jahren geriet Volketswil in den Sog der Bauspekulation. Im Gebiet zwischen Volketswil und Hegnau, das 1967 auf Anweisung des Bundesgerichts eingezont werden musste, erstellte die Ernst Göhner AG eine umstrittene Blocksiedlung für rund 4000 Neuzuzüger. Die Eröffnung des Landgasthofs Wallberg 1968 und des Einkaufszentrums Volketswil 1973 setzten neue Schwerpunkte. Weitere Grossüberbauungen bei Hegnau und Einfamilienhausbauten bei Volketswil verstärkten den Agglomerationscharakter des unteren Gemeindeteils. Das 1962 südlich von Zimikon ausgeschiedene Industriegebiet mit Eisenbahn- und Autobahnanschluss entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem regional bedeutenden Arbeitsort. 2009 wurde an zentraler Lage der Griespark mit Kultur- und Sportzentrum eröffnet.

Quellen und Literatur

  • H. Bachmann et al., Göhnerswil, 1972
  • Kdm ZH 3, 1978, 522-542
  • B. Frei, Volketswil: dörfl. Leben vor 1800, 1993
  • B. Frei, Volketswil: 19. und 20. Jh., 1996
  • P. Niederhäuser, «Einkaufszentrum Volkiland», in Vom Grabhügel zur Ökosiedlung, hg. von R. Böhmer et al., 2007, 316 f.

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Volketswil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.09.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000136/2017-09-19/, konsultiert am 06.10.2024.