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Radelfingen

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Aarberg, Verwaltungskreis Seeland. Die grossflächige Gem. (15 km2) am rechten Ufer des Aare-Stausees und am Rand des Frienisbergplateaus umfasst die Dörfer R. und Detligen, die Weiler (bis 1956 Dorfgem.) Landerswil, Ostermanigen, Jucher, Matzwil, Oltigen und Oberruntigen sowie versch. Hofsiedlungen. 894 Ratolingun. 1764 146 Einw.; 1850 1'417; 1900 1'413; 1950 1'218; 1980 989; 2000 1'217. Röm. Münzen und Fundamentreste im Dorf, röm. Wasserleitung im Gebiet Staatswald-Gurgel. 894 wird R. in der Schenkung Pirins ans Kloster St. Gallen genannt. Die nahe kyburg. Herrschaft Oltigen besass in R. Grundbesitz, wie u.a. auch die Gf. von Thierstein (13. Jh.), sowie Gerichtsrechte in einzelnen Dörfern. Das Niedergericht R. gehörte einheim. Herren (von Schüpfen, Bubenberg), von denen es das Kloster Frienisberg 1502 erwarb und an Bern abtrat; R. kam zur bern. Landvogtei Aarberg. Die auf rom. Zeit zurückgehende Kirche (baul. Änderungen 1594, 18. Jh.) in R. unterstand den Herren von Bubenberg, die dem Deutschordenshaus Bern den Kirchensatz 1421 schenkten. Ab 1528 lag dieser bei Bern. Teilweise erhalten sind die Gebäude des ehem. Zisterzienserklosters Tedlingen. Die Neuanlage der Durchgangsstrasse 1851-52 öffnete die abgelegene Gem. Richtung Bern und Aarberg. 1868 trat R. das linksufrige Gemeindegebiet (u.a. Niederruntigen, Buttenried) an die Gem. Mühleberg ab. 1906 wurde ein Postautokurs - der erste der Schweiz - zwischen Bern und Detligen eingerichtet. 1959-63 erfolgte der Bau des Kraftwerks Niederried-R. 1956 wurden die ehem. Dorfgemeinden aufgelöst; die Gemeindeverwaltung wurde in Detligen zentralisiert. Der Bevölkerungsrückgang der bäuerl.-kleingewerbl. Gem., u.a. Resultat der mechanisierten Landwirtschaft, liess sich in den 1980er Jahren stoppen. Anfang des 21. Jh. war der 1. Sektor (2005 52% der Arbeitsplätze in der Gem.) immer noch gut vertreten. Von den ehemals fünf Schulen wurden 2009 nur noch diejenigen in R. und Matzwil geführt.

Quellen und Literatur

  • SSRQ BE II/5, (Einleitung)
  • O. Arn, Oltigen, 1962
  • C.M. Kessler, Bauinventar der Gem. R., 1999
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Radelfingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000180/2011-11-03/, konsultiert am 28.03.2024.