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Zollikofen

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Bern, Verwaltungskreis Bern-Mittelland. Die auf Terrassen über der Aareschleife nördlich der Stadt Bern gelegene Agglomerationsgemeinde umfasst neben dem aus Unter- und Oberzollikofen zum Dorf zusammengewachsenen Zollikofen Weiler, Hofgruppen und Einzelhöfe. 1257 Zollinchoven. 1764 255 Einwohner; 1798 575; 1850 1045; 1900 1609; 1950 3453; 1960 6237; 1980 8717; 2000 9437.

Das Schloss Reichenbach bei Zollikofen. Aquarell von Albrecht Kauw, 1669 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.
Das Schloss Reichenbach bei Zollikofen. Aquarell von Albrecht Kauw, 1669 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen. […]

In der Umgebung der seit prähistorischer Zeit begangenen Aarefurt zwischen der Engehalbinsel und Reichenbach wurden bronzezeitliche Gräber (Bernstrasse) und römische Siedlungsreste (Fähre Reichenbach, Steinibach) gefunden. Das Gemeindegebiet gehörte zur mittelalterlichen Freiherrschaft Bremgarten, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts durch Verkäufe, unter anderem von Zollikofen, Bühlikofen und Reichenbach, zweigeteilt wurde. Zwischen 1312 und 1346 erweiterte Ritter Rudolf von Erlach durch Zukäufe den Besitz zur Twingherrschaft Reichenbach im Umfang der heutigen Gemeinde Zollikofen und liess die ummauerte Burg über der Aare erbauen. Bis 1530 blieb die Herrschaft in der Familie von Erlach. Nach verschiedenen bernburgerlichen Familien als kurzfristige Besitzer kam sie 1683 an Postmeister Beat Fischer, der anstelle der Burg ein hochbarockes Schloss errichten liess. Auch andere Stadtberner besassen in Zollikofen ihre Landsitze. Die Herrschaft Reichenbach gehörte zur kyburgischen, ab 1406 bernischen Landgrafschaft Burgund und bildete einen Teil des Landgerichts Zollikofen. Letzteres mit dem Landgerichtsplatz Zollikofen umfasste den rechtsufrigen Aarebogen bis zur Emme. Verwalter des Landgerichts und des Militärwesens war in bernischer Zeit der Venner zu Obergerbern. 1798 wurde die Gerichtsherrschaft aufgehoben. Kirchlich unterstand Zollikofen dem Kirchspiel Bremgarten; erst mit dem Bau der reformierten Kirche 1938-1939 wurde Zollikofen 1940 selbstständig. 1955 wurde ein Mormonentempel, 1958-1959 die katholische Kirche St. Franziskus errichtet. Bis um 1830 bestimmten Weiler und Hofgruppen, neben Ober- und Unterzollikofen unter anderem die Landgüter Bühlikofen, Waldegg, Tannengut und Reichenbach, das Siedlungsbild, aber auch die Agrarstruktur mit Ackerbau und Allmenden, die im 17. Jahrhundert zum Teil aufgeteilt wurden. Das Gewerbe konzentrierte sich auf Graben (Wirtshaus, Mühle, Gerberei, Walkerei), Reichenbach (Wirtshaus, Brauerei, Mühlen) und Oberzollikofen (Schmiede, Ziegelei). Auf der Rütti entstand im 19. Jahrhundert das bis heute existierende landwirtschaftliche Ausbildungszentrum. Die ab Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten Strassen und Bahnen machten aus Zollikofen einen Durchgangsort. Die 1912 erstellte Strassenbahn Bern-Zollikofen (1921-1974 Solothurn-Zollikofen-Bern-Bahn) gewann nach 1945 für die Pendler an Bedeutung. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war Zollikofen durch zwei Vorortslinien des Regionalverkehrs RBS mit Bern verbunden. Parallel zu dem in den 1950er Jahren beschleunigten Bevölkerungswachstum setzte der Bauboom längs der Bernstrasse und ab den 1960er Jahren mit den Quartieren Schweizerhubel, Klaymatte und Häberlimatte ein. Seit 1964 verfügt Zollikofen über ein Gemeindeparlament von 40 Mitgliedern und seit 1975 über ein Betagtenheim.

Quellen und Literatur

  • B. Junger et al., Zollikofen, 1991
  • R. Walker, Bauinventar der Gem. Zollikofen., 2004
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Zollikofen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.02.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000219/2014-02-26/, konsultiert am 28.03.2024.