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Tramelan

Polit. Gem. BE, Bez. Courtelary, Verwaltungskreis Berner Jura, 1952 aus der Fusion von T.-Dessus und T.-Dessous entstanden. 1179 Trameleins (Fälschung von ca. 1180), dt. früher Tremlingen, heute Tramlingen. 1460 29 Feuerstellen; 1512 37. T.-Dessus: 1726 555 Einw.; 1818 996; 1850 1'620; 1900 3'805; 1950 3'516. T.-Dessous: 1726 504; 1818 667; 1850 931; 1900 1'754, 1950 1'435. T.: 1960 5'567, 1980 4'733, 2000 4'165.

Plakat für Wettkämpfe in den Disziplinen Skispringen und Langlauf in Tramelan, gestaltet von Ernst Böhm, 1934 (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut).
Plakat für Wettkämpfe in den Disziplinen Skispringen und Langlauf in Tramelan, gestaltet von Ernst Böhm, 1934 (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut).

Das Stift Saint-Imier besass die Patronatsrechte, die Gebäude und das Kulturland von T. Vom 13. bis Mitte 15. Jh. wird eine adlige Fam. erwähnt. Als Teil der Herrschaft Erguel, einer Vogtei des Bistums Basel, kam T. 1797 unter franz. Herrschaft zum Dep. Mont-Terrible bzw. Haut-Rhin, bevor es 1815 dem Oberamt bzw. Amtsbezirk Courtelary im Kt. Bern angegliedert wurde. T.-le-Bas wird 1334, T.-le-Haut 1358 in Urkunden erwähnt. 1481, 1543 und 1581 legten die beiden Gem. ihre genauen Grenzen fest. Zu Beginn des 20. Jh. waren die beiden Dörfer zusammengewachsen. Von der Niederlassungs- und Gewerbefreiheit angezogen, gründeten Neuenburger 1686 in den höher gelegenen Gebieten von T. die Gem. Mont-T. Kirchlich gehörte T. als Enklave im Bistum Basel zum Erzbistum Besançon. Mit der Einführung der Reformation ging die Schirmherrschaft 1530 an den Bf. von Basel über. Nach dem Brand von 1839 wurde die ursprünglich Himerius geweihte Kirche 1843-44 wieder aufgebaut und 1958 sowie 2000 renoviert und vergrössert; in T. befinden sich versch. Kultusräume weiterer prot. Kirchen. Die kath. Kirche Saint-Michel entstand 1910. In T.-Dessus schlossen sich Bürgergemeinde und Einwohnergemeinde 1899 zusammen, in T.-Dessous 1906; seit der Fusion 1952 ist T. eine Gemischte Gemeinde. Seit 1569 findet in T. ein Jahrmarkt statt. 1884 erhielt T. mit einer Schmalspurbahn eine Verbindung zu Tavannes, die 1913 bis Le Noirmont verlängert wurde. Die Uhrmacherei fasste zu Beginn des 18. Jh. Fuss, verdrängte nach und nach die Spitzenklöppelei und verwandelte T. in ein industrielles Zentrum. 1896 zählte T. knapp 2'500 Fabrik- und Heimarbeiter. Der Aufschwung der Uhrenindustrie war von der Eröffnung einiger Maschinenfabriken begleitet, was die Gewerbestruktur diversifizierte: 1958 gab es in T. 75 Betriebe mit ca. 1'400 Beschäftigten. Während der Uhrenkrise 1975-85 verschwanden viele Werkstätten, was zu einem Bevölkerungsschwund führte. So stellte die 1903 gegr. und 1961 von Longines übernommene Uhrenfabrik Record 1983 ihren Betrieb ein, die Niederlassung der Maschinenfabrik Schäublin schloss 1992 ihre Tore. Ende der 1990er Jahre lebte die industrielle Tätigkeit mit der Herstellung von Uhren, Uhrengehäusen und -werken, Zifferblättern, Drehteilen und Maschinen wieder auf und 2005 bot der 2. Sektor 41% der Arbeitsplätze der Gemeinde. Mit der 2008 gegr. Tramelan Economie Industrie SA unterstützt T. diese Entwicklung. Seit 1991 verleiht das Centre interrégional de perfectionnement (CIP), ein Zentrum für Erwachsenenbildung, der Gem. eine neue Ausstrahlung.

Quellen und Literatur

  • R. Stähli, Histoire de T., 2 Bde., 1978-84
  • L. Marti, Une région au rythme du temps, 2007

Zitiervorschlag

Christine Gagnebin-Diacon: "Tramelan", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.05.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000277/2012-05-30/, konsultiert am 04.06.2023.