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Wimmis

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Niedersimmental, Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental. Wimmis liegt am Eingang zum Simmental vor der Simmenporte zwischen Simmen- und Burgfluh und der breiten Flanke des Niesen (2362 m) auf dem Schuttkegel von Simme und Kander und umfasst das Dorf Wimmis sowie die Ortsteile Oberdorf, Brodhüsi, Hasli und Burgholz. 994 Windemis. 1764 573 Einwohner; 1850 1353; 1900 1423; 1950 1736; 2000 2314.

Zweite Belagerung von Wimmis 1303. Abbildung aus der Amtlichen Berner Chronik von Diebold Schilling, 1483 (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.1, S. 58).
Zweite Belagerung von Wimmis 1303. Abbildung aus der Amtlichen Berner Chronik von Diebold Schilling, 1483 (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.1, S. 58). […]

Eventuell mesolithische sowie bronzezeitliche Siedlungsreste am Chienberg (Höhle Mamilchloch, Mudebrünneli), bronzezeitliche und hochmittelalterliche Siedlungsspuren auf dem Pintel, dort auch ein vermutlich frühmittelalterliches Gräberfeld. Römische Funde im Engfeld, Grossbronze von Gordian III. (238-244) im Tägerstein. 994 überliess König Otto III. den aus burgundischem Erbe stammenden Königshof Wimmis dem elsässischen Kloster Selz. Am Fuss der Burgfluh entstand im 12. und 13. Jahrhundert vielleicht am Platz des befestigten Königshofs die Burg Wimmis mit Bergfried und Palas als Sitz der Mitte des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Herren von Wimmis. Um 1260 gehörten Burg und Vogtei noch den Freiherren von Strättligen, wurden aber wenig später Teil des ausgedehnten Simmentaler Besitzes der Freiherren von Weissenburg. 1298 und 1334 plünderten und zerstörten Berner Truppen im Krieg mit den Weissenburgern das Burgstädtchen, 1334 stürmten sie die Burg. Das Burgstädtchen, das im Bereich der heutigen Schlossgärten lag, wurde erst nach dem Brand von 1708 vollständig aufgegeben. Die Burg Wimmis war 1334 Unterpfand des Friedens mit Bern und 1341-1352 Pfand in der Hand Berns. Sie und die Herrschaft Wimmis kamen 1368 als Erbteil an die Freiherren von Brandis, die den Besitz 1398 zur Hälfte und 1437 ganz der Burgerfamilie von Scharnachtal verkauften. Von diesen erwarb ihn Bern 1449 und richtete in der Burg, die in Etappen vor allem im 17. und 18. Jahrhundert zum Schloss ausgebaut wurde, den Verwaltungssitz der Kastlanei Niedersimmental ein, der das Niedergericht Wimmis unterstand. Im Kanton Bern diente das Schloss ab 1803 als Sitz der Amtsverwaltung Niedersimmental. 1967 zog diese in das Amtshaus im Ort um. Das Gericht blieb bis zur Verlegung nach Thun auf das Jahr 2010 im Schloss. Mit der Verwaltungsreform verlor das Amtshaus in Wimmis seine Funktion; es ging an die Burgergemeinde Wimmis über.

Die frühmittelalterliche, 1228 erstmals erwähnte Schlosskirche mit Martinspatrozinium zählt zu den zwölf "Thunerseekirchen" der Strättliger Chronik. Die heutige Dreiapsidenkirche wurde im 10. Jahrhundert über einem Vorgängerbau des 7./8. Jahrhunderts errichtet und im 14. und 15. Jahrhundert erweitert und mit Wandmalereien versehen. 1479 übernahm Bern vom Kloster Selz den Kirchensatz. Bereits 1527 öffneten sich Wimmis und das Niedersimmental der Reformation.

Burg und Städtchen blockierten einst beide Zugänge ins Simmental; diese waren zudem durch mittelalterliche Letzinen absperrbar, so bei Spissi zwischen Burgfluh und Bruchwald sowie zwischen Simmen- und Burgfluh, wo Reste beim Strassen- und Bahnbau verschwanden. Damit kontrollierte Wimmis den Durchgangsverkehr und hielt Aufsicht über Viehexporte sowie Salz-, Korn- und Weinimporte. Erhalten sind die ehemalige Port-Brücke, ein Bau von 1766, und das im 15. Jahrhundert am Brodhüsisteg über die Simme errichtete Sondersiechenhaus der Landschaft Niedersimmental, das nach 1700 zum Wirtshaus Hirschen wurde. In Wimmis wurde 1815 mit dem Bau der Simmentalstrasse begonnen. Projekte ab den 1870er Jahren sahen Wimmis als Eisenbahnknotenpunkt vor, eine Rolle, die später an Spiez überging. Realisiert wurde 1897-1902 die Spiez-Zweisimmen-Bahn mit Station Wimmis und Haltestelle Eifeld, die 1905 von Zweisimmen nach Montreux verlängert wurde. 1971 erfolgte der Anschluss an die Autobahn A6 von Bern ins Oberland. Arbeitsplätze boten das Gewerbe, darunter Baufirmen und eine Fensterfabrik, sowie das Kieswerk und die 1919 eröffnete Eidgenössische Pulverfabrik (seit den 1990er Jahren Nitrochemie Wimmis, die unter anderem auch für das Bundesarchiv und die Nationalbibliothek die weltweit grösste Papierentsäuerungsanlage betreibt). Die ehemaligen Regionalkassen des Niedersimmentals von 1838 und 1875 sind in der Kantonalbank und der Amtsersparniskasse Thun aufgegangen. Die Sekundarschule wurde 1859 eingerichtet.

Quellen und Literatur

  • V. Stähli-Lüthi, Kirche Wimmis, 1982
  • E. Schwabe, Burgen der Schweiz 9, 1983, 56 f.
  • E. Karlen-Büttner, Wimmis und die Eisenbahnpläne, [1987]
  • 1000 Jahre Wimmis – ein Querschnitt, 1993
  • H. Grütter, «Das Erdwerk Wimmis-Pintel», in ArS 16, 1993, 56-59
  • U. Schneeberger, Bauinventar der Gem. Wimmis, 2002
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Wimmis", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000466/2013-11-04/, konsultiert am 29.03.2024.