Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt bzw. Wahlkreis Willisau, seit 2006 mit Buchs (LU) und Uffikon. Strassendorf im unteren Wiggertal an der Durchgangsroute Luzern-Basel. 1070/1090 Tagmarsellen, 1173 Tagemarsseildon. Um 1695 ca. 1050 Einwohner; 1798 1281; 1850 2005; 1900 1761; 1950 2019; 2000 3311.
Im Lerchensand stand im 1.-3. Jahrhundert ein römischer Gutshof, auf dem Gäitschiflüeli fanden sich Reste einer frühmittelalterlichen Holzburg. Um 1070-1090 vergabte Seliger (von Wolhusen?) Dagmersellen an das Kloster Einsiedeln. Bis 1798 war Dagmersellen ein Dinghof (Gerichtsstätte) für die Einsiedler Eigenleute und Güter zwischen Reuss und Aare. Die Vogtei, die in das hohe Gericht des Amts Willisau eingebunden war, wurde von den Einsiedler Kastvögten verliehen. Um 1283-1376/1383 gehörte Dagmersellen den Herren von Trostberg, die dort eine kleine Burg bewohnten (um 1385 zerstört). Das Lehen bestand aus Twing, Bann und Vogtei in Dagmersellen, Egolzwil und Wauwil. Danach gelangte es in zwei Teilen über Anna von Teitingen und Peter Ottimann von Zofingen 1450 bzw. über die Herren von Liebegg, die Rust von Wolhusen, die Herren von Luternau 1515 an die Stadt Luzern. 1678 kaufte das Kloster St. Urban die Oberlehensherrschaft, musste sie jedoch 1679 Luzern überlassen.
Die 1271 und 1275 belegte Pfarrkirche (Patrone Blasius und Laurentius) versorgte die Einsiedler Eigenleute. Später (eventuell vor 1346) wurde Dagmersellen Altishofer Filiale und konnte erst 1813 wieder als Pfarrei konstituiert werden (Kollatur der Gemeinde). Im Spätmittelalter wurde Dagmersellen von Ettiswil aus pastoriert. 1819-1821 wurde anstelle der alten, um 1520 erneuerten Lorenzenkapelle eine neue Pfarrkirche errichtet. 1919 entstand eine evangelisch-reformierte Gemeinde, die 1926 eine eigene, von Armin Meili erbaute Kirche erhielt.
Im Dreizelgendorf Dagmersellen wurde 1602 ein grosser Teil des Zelgenlands zu wechselwirtschaftlich genutzten Wässerwiesen eingeschlagen, was zu einer Wertsteigerung des Landes führte. Die 1331 erwähnte Einsiedler Twingmühle existiert noch heute. Dank der guten Verkehrslage beteiligte sich Dagmersellen früh am Fernhandel (um 1500 Viehhandel nach Oberitalien) und am Fuhrhaltergewerbe. 1446 gab es bereits mehrere Tavernen, wobei das Rössli Einsiedler Gerichtssitz war. 1456 wird ein Gerber erwähnt. Eventuell bereits im 17. Jahrhundert, sicher ab dem 18. Jahrhundert hatte Dagmersellen einen eigenen Schulmeister. Ab 1631 war Dagmersellen Sitz der Schmiedebruderschaft des "unteren Gäus". Ab 1742 fanden verschiedene Märkte (u.a. Viehmarkt) statt. In der Frühneuzeit verfügte Dagmersellen über einen hohen Anteil an Kleinbauern und Handwerkern, im 18. Jahrhundert kam die textile Heimindustrie auf. Im Lauf des 19. Jahrhunderts orientierte sich Dagmersellen vermehrt nach dem seit 1855 durch die Centralbahn erreichbaren Zofingen, was die Ansiedlung von Zofinger Produktionsbetrieben zur Folge hatte. 1857-1884 wurde eine automatisierte Seidenbandweberei betrieben (um 1895 Umwandlung in eine Zwirnerei), um 1868 entstand eine Baumwollweberei, 1888-1904 lief in Dagmersellen die erste schweizerische Reisschälerei, ca. 1916-1958 war eine Wollweberei in Betrieb. Dazu kamen Metall- und Maschinenfabriken. 1971 liess sich die R.J. Reynolds Tobacco AG in Dagmersellen nieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten sich weitere Industrien in den Bereichen Kunststoff, Aluminium, Möbel, Glasrecycling und Gasvertrieb, und anderem wegen des projektierten Autobahnanschlusses an die A2 (1980).