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Seelisberg

Politische Gemeinde des Kantons Uri, bestehend aus Chilendorf, Oberdorf, Volligen, dem Hafen Treib sowie Streusiedlungen. Das Gemeindegebiet von Seelisberg liegt an der Grenze zum Kanton Nidwalden auf einem bis ins 19. Jahrhundert nur schwer erreichbaren Geländerücken, der landzungenartig in den Vierwaldstättersee vorspringt. Zu Seelisberg gehört auch das Rütli. Um 1280 Zingeln und Cingim, um 1316 Sewelisberg. 1698 um 290 Einwohner; 1799 384; 1850 649; 1900 635; 1920 710; 1950 647; 2000 592.

Die alemannische Besiedlung setzte noch im Frühmittelalter ein. Seelisberg gehörte 853 schon zu Uri und zur Landespfarrei Altdorf. Das Fraumünster Zürich hatte das Zehntrecht und Grundbesitz inne und besass wohl auch einen befestigten Schweighof in Seelisberg. Wegen seiner Abgeschiedenheit entwickelte Seelisberg schon früh eine grosse Selbstständigkeit: 1365 erfolgte die Regelung der Wald- und Allmendnutzung mit Uri, 1418 kaufte Seelisberg die Zehntrechte des Fraumünsters aus, 1509 erhielt es das Recht zur Abhaltung eines Jahrmarkts, das Dorfgericht wird ab dem 17. Jahrhundert erwähnt und eine schriftliche Dorfordnung datiert von 1758. Wichtige regionale Aufgaben waren der Betrieb der Fähre nach Brunnen und des Treibhauses (Gasthaus am Hafen mit Sust und Freistätte), in dem im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche eidgenössische Konferenzen stattfanden. Seelisberg bildete mit Bauen und Isenthal eine Genosssame mit sechs Vertretern im Landrat. Der Besitz zahlreicher Alprechte in Isenthal führte 1614 zum Zusammenschluss der Älpler beider Gemeinden in einer Sennenbruderschaft. Seelisberg oblag auch die Verwaltung der Rinderhirte-Grund-Matten in Bürglen. Von der im 15. und 16. Jahrhundert führenden Urner Magistratenfamilie von Beroldingen zeugt der schlossartige Stammsitz mit Kapelle aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche St. Michael, eine Filiale von Altdorf, wird ab 1270 erwähnt. Um 1500 war der Abkurungsprozess abgeschlossen. Die heutige Kirche wurde 1935-1936 gebaut. Die Wallfahrtskapelle Maria Sonnenberg (1666 Neubau, Gnadenbild aus dem 14. Jh.) stand ab dem 17. Jahrhundert in hohem Ansehen. 1853-1874 entwickelte sich Seelisberg zum weltbekannten Kurort; parallel dazu entstand das Oberdorf als geschlossene Strassensiedlung. Das damals führende Unternehmen war das Grand Hotel Sonnenberg, welches 1972 vom Zentrum für Transzendentale Meditation übernommen wurde. Die Dampfschiffstation in Treib bestand ab 1854. Die Strasse Emmetten-Seelisberg-Treib wurde 1870-1872, die Treib-Seelisbergbahn 1914-1916 angelegt. Der 1980 fertig gestellte Seelisbergtunnel verhalf der Gemeinde zu einer direkteren Strassenverbindung mit dem Urner Reusstal. 1943 erfolgte die Ausscheidung der Güter zwischen Einwohner-, Kirch- und Bürgergemeinde. In jüngster Zeit entstanden die Ferienhausquartiere im Schmidig und in der Buechi. 2000 waren gut 50% der erwerbstätigen Einwohner der Gemeinde Wegpendler. 2005 stellte der 1. Sektor 29%, der 3. gut 63% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • E. Baumgartner, Maria Sonnenberg, Seelisberg – Uri, 1948
  • Kdm UR 2, 1986, 359-464
  • A. Truttmann, Seelisberg, 1991
  • B. Müller, H.-J. Lehner, «Die archäolog. Ausgrabungen in der Wallfahrtskapelle "Maria-Sonnenberg" zu Seelisberg», in HNU NF 47/48, 1992/93, 124-142
  • F. Zwyssig, Alte Häuser von Seelisberg im Wandel der Zeit, 2009

Zitiervorschlag

Hans Stadler: "Seelisberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000704/2011-11-21/, konsultiert am 16.04.2024.