Politische Gemeinde und Bezirk des Kantons Schwyz, am Fuss der Rigi zwischen Vierwaldstätter- und Zugersee gelegen, bestehend aus den Dörfern Küssnacht, Immensee und Merlischachen sowie dem Weiler Haltikon und der Seebodenalp. Um 840 in Chussenacho (Kopie 11. Jh.), 1179 Chussenacho, bis 2004 Küssnacht am Rigi. 1743 1506 Einwohner; 1799 1987; 1850 2788; 1900 3562; 1950 5680; 2000 10'704.
Einzelfunde aus der Bronze- und Latènezeit. Trotz eines Fundes von 4000 römischen Münzen (die meisten aus der Zeit des Kaisers Gallienus 259-268) bei Römerswil 1809 und weiterer römischer Münzfunde an verschiedenen Stellen ist die sichere Situierung einer römerzeitlichen Siedlung bisher nicht möglich. Frühmittelalterlicher Grundbesitzer in Küssnacht war das Kloster Luzern, weitere frühe Grundherren waren die Grafen von Lenzburg und Habsburg. Der Lenzburger Besitz (ein Drittel der Kirche Küssnacht) ging 1036 an das Stift Beromünster, die Vogteirechte blieben bei den Lenzburgern und kamen nach deren Aussterben über die Kyburger an die Habsburger. Der Habsburger Besitz wurde um 1055 dem Kloster Muri geschenkt (Vogtei bei Habsburg). Muri wurde 1179 auch als Inhaber der Kirche von Küssnacht genannt. Als Vögte über Luzern gelangten die Habsburger auch in den Besitz der Vogtei über den Luzerner Dinghof in Küssnacht. Bis ins 14. Jahrhundert herrschte der Einfluss von Luzern in Küssnacht vor. Schon im Hochmittelalter werden die Herren von Küssnacht (ausgestorben 1352) als Vögte und Grundbesitzer fassbar. Ihre 1263 erstmals erwähnte Burg, durch Aegidius Tschudi als Gesslerburg bekannt, gehörte ab 1400 den Edlen von Silenen aus Uri. Nach 1517 war sie unbewohnt, zerfiel und ist seit 1908 im Besitz der Eidgenossenschaft.
Ende des 12. Jahrhunderts besass auch das Kloster Engelberg Eigentum in Küssnacht. 1361 erhielt das Frauenkloster Engelberg das Patronat über die Kirche von Küssnacht. 1488 erfolgte der gotische Neubau der Kirche, das Petrus-Patrozinium wurde auf Peter und Paul erweitert. Nach vielen Streitigkeiten zwischen Patronatsherrn und Kirchgenossen erhielten diese 1551 den Kirchensatz, wobei Udligenswil von der Pfarrei Küssnacht abgekurt wurde. 1940 entstand die Pfarrei Immensee, 1980 das Pfarr-Rektorat Merlischachen, 1932 die reformierte Kirchgemeinde. 1708 wurde eine dreischiffige barocke Pfarrkirche errichtet, die man 1963 zur säulenfreien Hallenkirche umbaute.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wuchs der Einfluss von Schwyz in Küssnacht, sodass Schwyz 1383 eine Zollstätte einrichten konnte. 1402 verkaufte Johanna von Tottikon den Landleuten von Schwyz und den Leuten von Küssnacht die Gerichts- und Vogteigewalt über Küssnacht. 1424 beschworen die Leute von Küssnacht den Landrechtsbrief mit Schwyz. Küssnacht behielt Gemeinde, Rat und niederes Gericht und damit die innere Selbstverwaltung. Es war eine angehörige Landschaft unter der Oberhoheit des Landes Schwyz geworden. 1573 erfolgte die Neuzuteilung der sieben Allmenden unter die Bürgergeschlechter. Im frühen 19. Jahrhundert wurden die Allmenden aufgeteilt, einzig die Wälder und Weiden der Seebodenalp (erschlossen durch Strasse und Luftseilbahn) gehören noch heute der Korporation Berg und Seeboden. 1754 entstand eine Meisterzunft, die als Handwerker- und Gewerbeverein weiterlebt.
1798 fielen 20 Einwohner im Kampf gegen die Franzosen. Während der Helvetik bildete Küssnacht mit Arth einen Distrikt. 1831 schloss sich das von den Regenerationsanhängern dominierte Küssnacht dem "Kanton Schwyz Äusseres Land" an. Nach Zusammenstössen zwischen Liberalen und Anhängern von "Alt-Schwyz" wurde Küssnacht durch Schwyzer Truppen am 31. Juli 1833 bis zum Eingreifen von Tagsatzungstruppen besetzt. Küssnacht wurde sodann zu einem dem Alten Lande Schwyz gleichgestellten Bezirk mit Bezirksgericht und erhielt 1848 zusätzlich die Funktion einer Gemeinde. Dem Beitritt des Kantons zum Sonderbund und dem Sonderbundskrieg war die liberal gesinnte Mehrheit der Einwohner von Küssnacht abgeneigt; sie begrüsste die neue Ordnung in der Schweiz und nahm die Bundesverfassung von 1848 deutlich an.
1851 gründete Konstantin Siegwart eine Glashütte, die bis 1972 bestand. 1877 erschien die erste Ausgabe des "Freien Schweizers", der Lokalzeitung Küssnachts. Der Anschluss an die Gotthardbahn in Immensee erfolgte 1882. Nachdem die Station Küssnacht an der Linie Immensee-Luzern 1897 den Betrieb aufgenommen hatte, richtete sich Küssnacht stärker auf den Wirtschaftsraum Luzern aus. Noch dominierte zu dieser Zeit die Landwirtschaft; im Zuge der Veredelung von Landwirtschaftsprodukten entstand, neben etlichen Brennereien, 1922 die heute national bedeutende Unternehmung der Weichkäserei Baer. Das Riedland im Fänn wurde 1941-1942 in Ackerland und seit 1974 zum ausgedehnten Industrie- und Gewerbestandort umgewandelt (bei der Autobahnausfahrt der A4). 1954 folgte der Bau der Luftseilbahn auf die Seebodenalp (1030 m), ein traditionelles Ausflugsziel. Das Sägewerk Ernst Schilliger AG entwickelte sich in neuerer Zeit zu einem führenden Betrieb dieser Art in der Region. Zwischen 1920 und 1980 erstellte man in Etappen eine Uferanlage mit Hafen und trug damit zur Entwicklung des regionalen Ausflugsortes bei, bekannt vor allem wegen der Hohlen Gasse. Küssnacht ist Standort einer Mittelpunktschule, die vom Bezirk getragen wird, sowie von ausgedehnten Sportanlagen und einer Kunsteisbahn.
Der Hauptplatz mit dem Gasthaus Engel und der Seeplatz mit Kirche, Pfarrhaus (1927), Rathaus (1728), Bezirksverwaltungsgebäude (1725) und dem Tellbrunnen (1959) von Emilio Stanzani bilden die wichtigsten gestaltenden Elemente des Ortsbildes. Das Heimatmuseum (1951) enthält unter anderem einige urgeschichtliche Funde sowie Dokumentationen zur sogenannten Gesslerburg und zur Hohlen Gasse. Die Astridkapelle am Seeufer erinnert an den Tod der jungen belgischen Königin 1935 als Folge eines Autounfalls. Der Umzug der Chlausjäger am 5. Dezember ist der bekannteste Volksbrauch.