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Diepoldsau

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Rheintal. Die Grenzgemeinde zu Österreich umfasst die beiden Ortsgemeinden Diepoldsau und Schmitter in der Ebene, die der Alte Rhein in der Hohenemser Kurve umfliesst. 891 Thiotpoldesouua, 1385 Schmitter. 1798: Diepoldsau 673 Einwohner, Schmitter 472; 1850 2586; 1880 3167 (mit Widnau); 1888 2014 (ohne Widnau); 1900 2129 Einwohner; 1910 2804; 1950 2954; 2000 5034.

Schmitter, vorerst Teil des Hohenemser Reichshofs Lustenau, 1593 des Hofs Widnau-Haslach (Niedergericht), wurde 1775 selbstständig. Diepoldsau, Rhode des 1486 sankt-gallischen Hofs Kriessern, trennte sich 1790 von diesem ab. Schmitter behielt jedoch den Besitz in den Lustenauer Schweizerriedern, Diepoldsau jenen in der Oberrieter Holzrhode. Ursprünglich nach Marbach (SG), Berneck und Widnau kirchgenössig, errichteten Diepoldsau und Schmitter 1729 zwischen den Dörfern eine reformierte (Neubau 1839) und 1762 eine katholische Kirche (Neubau 1878-1881, Renovation 1977-1978). 1803 erfolgte die Vereinigung von Diepoldsau, Schmitter und Widnau zur politischen Gemeinde Diepoldsau, wobei die Ortsgemeinden weiterbestanden. 1882 löste sich Widnau als selbstständige Gemeinde ab.

Auf den fruchtbaren Rheinalluvionen wurde Acker- und Obstbau betrieben sowie bis ins 19. Jahrhundert Flachs produziert. Im Isenriet herrschte Weide- und Streuewirtschaft vor, daneben wurde Torf abgebaut. Die alten Ortsteile, in der für die Rheindörfer charakteristischen Hofraumstruktur, lagen an der Talstrasse Au-Oberriet sowie an den Durchgangswegen zu den Fähren nach Hohenems und Lustenau. Vor 1614 ist eine Rheinmühle bei Diepoldsau belegt. 1852 siedelte sich eine Ziegelei im Isenriet an, 1869 hielt die Maschinenstickerei Einzug (1871 Seidenspulfabrik Merian & Custer, 1885-1926 als Stickerei Julius Brunke wichtigster Betrieb), die nach 1920 in die Krise geriet. Als Folge der Grenzlage stagnierte die wirtschaftliche Entwicklung Diepoldsaus trotz Ansiedlung neuer Betriebe (u.a. 1941 Sandherr Packungen AG), das Schmuggelwesen begann zu florieren. In den 1970er Jahren setzten Siedlungsverdichtung und Wirtschaftswachstum ein (Kleingewerbe, Industrie). Ab dem 18. Jahrhundert erhöhte sich die durch Auen-Urbarisierung und Grundwasseranstieg verstärkte Rheingefahr, was die Korrektion des Rheins (Diepoldsau-Durchstich 1910-1923), der Binnengewässer (1894-1927) sowie 1948-1955 die Melioration zur Folge hatte. 1868 Dorfbrand. Um 1760 wurden die ersten Schulen gegründet. 1908 vereinigten sich die katholischen, 1912 die reformierten Schulen, seit 1973 ist Diepoldsau eine paritätische Schulgemeinde. 1915 wurden die Tramlinie Heerbrugg-Diepoldsau (1955 Bus), 1930 die Strasse nach Hohenems und 1985 die Schrägseil-Rheinbrücke gebaut. In Diepoldsau befand sich 1938-1940 das von Paul Grüninger initiierte Flüchtlingslager.

Quellen und Literatur

  • Diepoldsau-Schmitter, 1990
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Markus Kaiser: "Diepoldsau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001335/2011-12-22/, konsultiert am 29.03.2024.