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Ftan

Ehemalige politische Gemeinde GR, Kreis Suot Tasna, Bezirk Inn, seit 2015 mit Ardez, Guarda, Sent und Tarasp Teil der Gemeinde Scuol. Auf einer Terrasse links des Inns gelegen, mit den Dorfteilen F. Grond und F. Pitschen. 1150 Vetane, dt. Fetan (bis 1943 offizieller Gemeindename). 1835 538 Einw.; 1850 506; 1900 403; 1950 504; 1970 425; 2000 516.

Ur- oder frühgeschichtl. Wehrsiedlung auf dem Muot Padnal mit Wall und Graben sowie Rundmauer auf dem Hügel Umbrain. Im 12. Jh. waren die Herren von Tarasp in F. begütert und tätigten Schenkungen an die Klöster Müstair und Scuol bzw. nach dessen Verlegung an Marienberg im Vinschgau. Die Entstehungszeit der Pfarrkirche St. Peter ist nicht bekannt, doch ist F. als Pfarrei 1492 belegt. Um 1542 erfolgte der Übergang zum ref. Glauben. Im 16.-18. Jh. wirkten viele bedeutende ref. Pfarrer in F., das sich 1652 von Österreich loskaufte und bis 1851 zur Gerichtsgemeinde Untertasna gehörte. 1888-1924 und seit 1928 bilden F. und Ardez eine Pastorationsgemeinschaft. Neben der Zerstörung durch österr. Truppen 1499 und 1622 wurde F. vom 16.-19. Jh. mehrmals durch Lawinenniedergänge und Dorfbrände (letztmals 1885) verwüstet. 1875 begann man mit Lawinenverbauungen und Aufforstungen. Zur Rettung von F. Grond (Rutschgefahr) wurden die unstabilen Moränenböden der Palüds da Sainas entwässert. Seit dem Bau der Engadiner Talstrasse 1860-62 ist F. vom Strassenverkehr weitgehend abgeschnitten, auch die Bahnstation der RhB (seit 1913) liegt weit unterhalb des Dorfes. Der Ackerbau ist erst in den 1950er Jahren allmählich zugunsten der Viehwirtschaft aufgegeben worden. 1970 erster Sessel- und Skilift; danach nahm v.a. der Wintertourismus rasch zu (Bau zahlreicher Ferienwohnungen).

1793 gründete der von Ulysses von Salis-Marschlins und Pestalozzi beeinflusste Ftaner Pfarrer Andrea Rosius à Porta ein Institut für Knaben und Mädchen, das bis 1869 bestand. In der Nachfolge entstand 1916 das Hochalpine Töchterinstitut, das seit den 1970er Jahren auch regionale Mittelschule mit eidgenössisch anerkannten Maturitäten und Diplomen ist (seit 1993 Hochalpines Institut Ftan).

Quellen und Literatur

  • J. Mathieu, Bauern und Bären, 1987
  • P.E. Grimm, F. 1793 Inst. à Porta, 1993
  • P.E. Grimm, F., Raum - Zeit - Menschen, 2005
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Paul Eugen Grimm: "Ftan", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.12.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001529/2016-12-08/, konsultiert am 16.06.2025.