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Villmergen

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Bremgarten. Das Haufendorf liegt am Knotenpunkt der Transitstrassen Luzern-Brugg bzw. Bünztal-Seetal zwischen dem Rietenberg und der ehemaligen sumpfigen Bünztalebene. 1823 wurde der Weiler Hämbere und 2010 Hilfikon eingegliedert. 12. Jahrhundert Filmaringen (Kopie des 14. Jh.). 1798 888 Einwohner; 1850 1594; 1900 1785; 1950 2812; 2000 5079.

Neolithische Siedlungsspuren, latènezeitliche Gräber, römische Mauerreste. Villmergen war Sitz eines 1225-1315 erwähnten kyburgischen Dienstmannengeschlechts, das sich nach Villmergen nannte, und bis 1415 Teil des habsburgischen Amts Lenzburg. 1415-1425 gehörte das Dorf zu Luzern und wurde dann mit Anglikon, Büttikon, Uezwil und Sarmenstorf (bis 1643) zur Landvogtei der Freien Ämter geschlagen. Grundherren waren vor allem die Klöster Muri, Wettingen und Königsfelden. Die Patronatsrechte der Pfarrkirche St. Peter und Paul, für die 1185 ein Leutpriester bezeugt ist, kamen um 1300 an Habsburg, wurden 1337 den Herren von Hallwyl verpfändet und 1433 dem Kloster Muri inkorporiert. 1863-1866 wurde die alte Kirche durch einen neugotischen Bau ersetzt. Zur Pfarrei gehören neben Villmergen auch Büttikon, Hämbere, Hilfikon und bis 1917 Anglikon. Als Schlachtort erlitt Villmergen 1656 und 1712 Plünderungen, 1737 wurde es von einem Dorfbrand heimgesucht. Das älteste erhaltene Dorfrecht stammt von 1662; 1691 erlangte Villmergen das Marktrecht. Im 17. Jahrhundert zählte das Dorf bereits drei Gasthäuser (ältestes um 1270 erwähnt) und drei Mühlen (älteste 1416 erwähnt). Im 18. Jahrhundert beherbergte Villmergen einen überregionalen Vieh- und Pferdemarkt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts siedelte sich die Strohindustrie an, aus der sich die zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch bestehende Geflechtfabrik Tressa AG entwickelte. Ab dem späten 19. Jahrhundert gab es in Villmergen Industriemühlen mit markanten Silobauten. 1911-1987 bestand eine Bally-Schuhfabrik. Ab 1916 erschloss die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn das Dorf, 1997 wurde sie stillgelegt. Seither übernimmt ein Bus den Personenverkehr. Im 20. Jahrhundert dehnte sich die Siedlung in die Ebene aus, Industriezonen entstanden im Osten und Norden (Ballyquartier). In Villmergen werden die "Freiämter Nachrichten" verlegt. 1932 entstand ein Schwimmbad und 1976 ein Altersheim.

Quellen und Literatur

  • Kdm AG 4, 1967, 387-404
  • D. Sauerländer, Villmergen, 2000

Zitiervorschlag

Raoul Richner: "Villmergen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001679/2012-11-01/, konsultiert am 28.03.2024.