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Villigen

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Brugg. Das ehemalige Strassendorf zwischen Aare und Tafeljura hat sich inzwischen in die Ebene ausgedehnt. Seit 2006 umfasst die Gemeinde auch Stilli. 1290 ze Vilingin. 1764 460 Einwohner; 1850 733; 1900 591; 1950 630; 2000 1430.

Auf dem Gebiet von Villigen liegen eine vermutlich neolithische Siedlung, eine bronzezeitliche Siedlung, eine römische Villa und ein alemannisches Gräberfeld, am Dorfrand ein steinerner Herrenhof des 12. Jahrhunderts. Auf dem Geissberg entstand wohl um 1200 die nach 1300 nur noch als Ruine erwähnte Burg Besserstein. Villigen gehörte im Hochmittelalter zum Hof Rein und später zum Amt Bözberg, mit dem es 1460 an Bern gelangte. Eine Dorfordnung datiert von 1568-1571. Villigen war mit seiner Kapelle aus dem 12./13. Jahrhundert nach Rein kirchgenössig. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die Reformierten Teil der Kirchgemeinde Rein, die Katholiken Teil der Pfarrei Brugg. Die Ackerfläche nahm im 16. Jahrhundert durch Rodungen auf dem Geissberg und am Rotberg um 250 ha zu, die später wieder aufgegeben oder als Weide genutzt wurden. Die Rebfläche betrug um 1800 etwa 25 ha, 1887 44 ha und 2009 17 ha. Im 18. und 19. Jahrhundert arbeiteten einige Villiger als Maurer und Baumeister. 1847-1860 wanderten 122 Einwohner nach Übersee aus (ein Sechstel der Bevölkerung). Der Gemüsebaubetrieb Max Schwarz AG, die im Lebensmittelhandel tätige Schwarz viva AG und das Paul-Scherrer-Institut der ETH Zürich, das 1988 aus der Vereinigung des 1968 gegründeten Schweizerischen Instituts für Nuklearforschung und dem Schweizerischen Institut für Reaktorforschung hervorgegangen ist, sind wirtschaftlich bedeutend. Der am Geissberg gelegene Steinbruch für die Zementindustrie bietet zwar nur wenige Arbeitsplätze, die Abgeltungen an die Gemeinde erreichen aber rund 20% ihres Steuerertrags. Seit den 1960er Jahren erlebt Villigen eine rege Bautätigkeit (v.a. Einfamilienhäuser). Mit ca. 800 Erwerbstätigen und etwa 1300 Arbeitsplätzen wies Villigen 2000 eine positive Pendlerbilanz auf.

Quellen und Literatur

  • M. Baumann, Villigen, 2009
Von der Redaktion ergänzt
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GND

Zitiervorschlag

Felix Müller (Brugg): "Villigen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.01.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001713/2014-01-21/, konsultiert am 28.03.2024.