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Berg (TG)

Politische Gemeinde des Kantons Thurgau, Bezirk Weinfelden. Die seit 1995 bestehende Gemeinde umfasst die ehemalige Munizipalgemeinde Berg mit deren ehemaligen Ortsgemeinden Berg, Andhausen, Graltshausen und Mauren sowie die zuvor zur ehemaligen Munizipalgemeinde Birwinken zählende Ortsgemeinde Guntershausen bei Birwinken (heute Guntershausen bei Berg), überdies den Weiler Beggelschwilen, während die früher ebenfalls zur ehemaligen Munizipalgemeinde Berg zählende ehemalige Ortsgemeinde Weerswilen seit 1995 zu Weinfelden gehört. Die ehemalige Ortsgemeinde Berg, Streusiedlung am Ottenberg, liegt an der Strasse Kreuzlingen-Weinfelden und besteht aus Berg, Heimenlachen, Kehlhof sowie einigen Höfen. 796 Berga. Ehemalige Munizipalgemeinde Berg: 1850 1374 Einwohner; 1910 1767; 1950 1690; 1980 1953; 1990 2517. Ehemalige Ortsgemeinde Berg: 1850 440 Einwohner; 1910 833; 1950 795; 1980 1142; 1990 1575. Politische Gemeinde Berg (TG): 2000 2876.

Aus der Steinzeit stammen Siedlungsspuren, aus der Bronzezeit Streufunde. Im Frühmittelalter waren Berg und Umgebung im Besitz des Bischofs von Konstanz und lagen an der Südgrenze der Bischofshöri. Als Vorläufer des um 1600 erbauten Schlosses wird eine Befestigungsanlage aus dem 12./13. Jahrhundert vermutet. Schloss und Gerichtsherrschaft mit den Dörfern Berg, Andhausen und Donzhausen sowie Teilen von Andwil (TG), Mauren und Mattwil wurden bis 1798 vom Domstift Konstanz als Lehen vergeben. Die Herauslösung aus der Bistumsverwaltung und die Entstehung der ab 1386 belegten Gerichtsherrschaft sind ungeklärt. Gerichtsherren waren unter anderen die Egli von Zug (1518-1567), die Brümsi von Herblingen (1586-1653/1656) und die von Thurn-Valsassina (1676-1798). 1506 wurde eine Pfründe auf den Mauritiusaltar der vermutlich im 11. Jahrhundert entstandenen Kapelle gestiftet, so dass in Berg, einer Filiale von Sulgen, ein Kaplan angestellt werden konnte. Nach der Reformation 1529, der die Einwohner anhingen, während die Gerichtsherrschaft in katholischer Hand verblieb, fand bis 1575 kein regelmässiger Gottesdienst statt. Bis zur Gründung der reformierten Kirchgemeinde 1851 (Berg, Andhausen, Mauren, Weerswilen) wurde Berg von Sulgen aus versorgt. Die im 16./17. Jahrhundert entstandene katholische Pfarrei umfasste darüber hinaus auch Altishausen, Birwinken, Dotnacht, Graltshausen, Guntershausen, Hugelshofen und Mattwil. 1935 wurde die Parität aufgehoben und eine katholische Kirche erbaut. Wichtigste Landwirtschaftzweige bildeten Obstbau (Brennerei), Viehwirtschaft (1899 Käserei) und bis 1900 Rebbau. Infolge der Industrialisierung entstanden in Berg ca. 1865 die Ziegelei Brauchli, um 1900 mehrere Stickereibetriebe. 1911 erfolgte der Anschluss an die Mittel-Thurgau-Bahn mit den Stationen Kehlhof und Berg. In jüngster Zeit führten ein günstiger Steuerfuss und die attraktive Lage zu starkem Bevölkerungswachstum und zur Erschliessung neuer Wohnquartiere. 1990 arbeiteten je 45% der in Berg Erwerbstätigen im 2. bzw. 3. Sektor.

Quellen und Literatur

  • J.G. Kreis, Gesch. der urspr. Kirchhöre Sulgen, 1896
  • P. Braun, H. Widmer, 100 Jahre Wasserversorgung Berg, 1988
  • B. Giger, Gerichtsherren, Gerichtsherrschaften, Gerichtsherrenstand im Thurgau vom Ausgang des SpätMA bis in die frühe Neuzeit, 1993, v.a. 79-81
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Gregor Spuhler: "Berg (TG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001998/2011-12-15/, konsultiert am 28.03.2024.