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RomainmôtierDorf

Ehem. polit. Gem. VD, Bez. Jura-Nord vaudois, die 1970 mit Envy zur Gem. R.-Envy fusionierte. Das Dorf liegt im oberen Nozontal. 7. Jh. monasterio qui […] cognominatur Romanus. 1764 64 Feuerstätten; 1803 267 Einw.; 1850 344; 1900 392; 1950 337; 1960 286. Spuren der Eisenverarbeitung reichen von der Latènezeit bis ins FrühMA. Das Dorf R. entwickelte sich aus den beiden Siedlungskernen En Combe und En Assomôtier, wo die Pfarrkirche Notre-Dame stand. R. war dem gleichnamigen Priorat unterstellt, das sich durch einen Meier vertreten liess. Ab 1266 genossen die Einwohner gewisse Freiheiten. 1323 bewilligte ihnen Ludwig II. von Savoyen-Waadt einen Jahrmarkt, der erst 1901 wieder abgeschafft wurde. 1387 erteilte ihnen der Prior die Erlaubnis, sich als Gem. zu organisieren und zwei Dorfvorsteher zu wählen. 1498 wurde ein erstes Gemeindehaus errichtet. Unter bern. Herrschaft 1536-1798 war R. Sitz der gleichnamigen Vogtei. Ab 1539 verwaltete ein Zwölferrat den Ort, dem 1581 das Stadtrecht verliehen wurde. Ausserdem übertrug Bern R. die zum Pfarrhaus gehörenden Güter sowie jene der Bruderschaften und des Spitals. Die Pfarrei ist ab 1228 belegt. Die Prioratskirche wurde in eine ref. Kirche umgewandelt und die ehem. Pfarrkirche Notre-Dame 1549 zerstört. Die Kirchgemeinde umfasste nach der Reformation auch die Filialen Bretonnières und Vaulion. Während der Waadtländer Revolution trat Pierre-Maurice Glayre 1798 als Präs. der provisor. Versammlung und 1799 als Präs. des Helvet. Direktoriums hervor. 1798-2006 war R. ein Kreis des Bez. Orbe. Der Bahnhof Croy-R. an der Eisenbahnlinie Lausanne-Vallorbe-Frankreich wurde 1870 gebaut. Mit der 1835 eröffneten Ziegelei, der angeschlossenen mechan. Werkstätte und der bis 1878 betriebenen Feuerspritzenfabrik siedelte Charles Maurice de Lerber erstmals Industrie in R. an. Die 1581 von der Gem. gekaufte Mühle diente 1900-29 als Feilenfabrik; aus ihr ging die Maillefer SA hervor. R. wird v.a. wegen seines ehem. Klosters besucht. Es gehört zum Netz der cluniazens. Stätten, die 2005 vom Europarat die Auszeichnung Grosser Kulturweg erhielten. Der Tourismus bildete zu Beginn des 21. Jh. zusammen mit Handwerk und Detailhandel denn auch das Rückgrat der Wirtschaft.

Quellen und Literatur

  • M. Reymond et al., Histoire de R., 1928, (Nachdr. 1988)
  • V. Mariani-Pasche, «La paroisse de R.», in R., hg. von J.-D. Morerod, 2001, 179-186
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Germain Hausmann: "Romainmôtier (Dorf)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.05.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002544/2012-05-23/, konsultiert am 13.01.2025.