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Savièse

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Sitten. Savièse liegt auf der rechten Seite der Rhone, nimmt mehr als die Hälfte der Fläche des Bezirks ein, wird im Norden durch die Berner Alpen begrenzt und ist über den Sanetschpass mit dem Saanenland verbunden. Savièse besteht aus den sechs Dörfern Saint-Germain, dem Zentrum der Gemeinde, Chandolin, Granois, Drône, Roumaz und Ormone sowie mehreren Weilern (Malters und Zuchnats im 15. Jh. abgegangen). Vor 1200 Saviesi, 1224 Savisia, deutsch früher Safiesch. 1850 1703 Einwohner; 1900 2259; 1950 3131; 2000 5341.

Gräber aus der Bronzezeit (2300-1600 v.Chr.). Savièse bildete eine Kastlanei des Bischofs von Sitten, der hier 1219 die Burg Seta erbauen liess. Im 13. und 14. Jahrhundert litt die Gemeinde trotz des Vertrags von 1260 zwischen Peter II. von Savoyen und dem Bischof unter savoyischen Einfällen. Savièse stand jahrhundertelang im Konflikt mit den Bewohnern von Conthey und verteidigte auch seine Rechte gegen die Ansprüche der Stadt Sitten. Das Landrecht von 1447 wurde 1619 und 1661 erneuert. Savièse erlangte das Vorschlags- und Wahlrecht für den Kastlan und den Weibel, unterstand aber bis 1798 formell dem Bischof von Sitten. Die Dörfer von Savièse wurden im Krieg 1475 von den Savoyern eingeäschert. Nach dem Gefecht von Chandolin 1798 verurteilte die französische Armee Savièse zu hohen Kontributionen; 1801 liess General Louis-Marie Turreau de Garambouville die Gemeinde durch mehrere Kompanien besetzen. 1798 wurde Savièse dem Zenden Sitten zugeteilt. 1815-1839 gehörte die Gemeinde zum Zenden Hérens; danach kam sie zum Bezirk Sitten.

Die Kollatur der im 11. Jahrhundert erwähnten Pfarrei Savièse lag bis 1917 beim Domdekan von Sitten und ging anschliessend an den Bischof über. Anstelle der 1475 niedergebrannten Kirche Saint-Germain wurde 1520 ein Gotteshaus im gotischen Stil errichtet und dieses 1880 erweitert. 1634 erhielt Drône eine Kapelle. Die Wasserleitungen (Suonen) trugen ab dem Mittelalter zur Verbesserung der Landwirtschaft bei. Für die Viehwirtschaft, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts wichtig blieb, bildeten ab dem Mittelalter Wälder und Weiden in der Grafschaft Greyerz, insbesondere im Saanenland, eine Grundlage; noch heute besitzt die Gemeinde Alpweiden in Gsteig. In den 1950er und 1960er Jahren erfolgte eine Güterzusammenlegung. An die Stelle der Viehwirtschaft trat in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vermehrt Rebbau (1980 274 ha). 1920 wurde die Strasse Savièse-Sitten ausgebaut. Ab dem späten 19. Jahrhundert wurde das Plateau von Savièse bei Genfern und Lausannern beliebt. Ernest Biéler und andere Maler bildeten die sogenannte Schule von Savièse. Ab dem späten 20. Jahrhundert erlebte der Sommer- und Wintertourismus einen starken Aufschwung. In Granois wurde 1995 ein Ortsmuseum eröffnet. 1941 beschäftigte der 1. Sektor 75% der Erwerbstätigen; 2005 stellte dieser noch 34% der Arbeitsplätze in der Gemeinde. Ein hoher Anteil der Erwerbstätigen pendelt nach Sitten und Conthey.

Quellen und Literatur

  • L'Ecole de Savièse, Ausstellungskat. Martigny, 1974
  • R.-M. Roten Dumoulin et al., Savièse, 1982
  • A. und J.-P. Defago, Savièse … au temps jadis, 1983
  • R.-M. Roten Dumoulin, Savièse: une commune rurale dans le Valais du XIXe siècle, 1990
  • F.-O. Dubuis, A. Lugon, «Les premiers siècles d'un diocèse alpin», in Vallesia 50, 1995, 144 f.
  • R.-M. Roten Dumoulin, «La quête de l'eau à Savièse», in Ann. val., 1995, 329-340
  • D. Reynard, «La vie d'une communauté rurale au XVe siècle: les statuts de Savièse de 1447», in Ann. val., 2003, 85-112

Zitiervorschlag

David Rey: "Savièse", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.02.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002801/2011-02-23/, konsultiert am 10.10.2024.