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LeLanderonGemeinde

Zihlebene mit den Kastlaneien Le Landeron und Zihlbrücke aus der Vogelschau. Federzeichnung aus dem frühen 17. Jahrhundert (Archives de l'Etat de Neuchâtel; Fotografie Stefano Iori).
Zihlebene mit den Kastlaneien Le Landeron und Zihlbrücke aus der Vogelschau. Federzeichnung aus dem frühen 17. Jahrhundert (Archives de l'Etat de Neuchâtel; Fotografie Stefano Iori). […]

Politische Gemeinde des Kantons Neuenburg, Bezirk Neuenburg. Die befestigte Kleinstadt liegt nahe des Bielersees auf einer Moräneninsel inmitten der sumpfigen Zihlebene und umfasst Einzelhöfe und Weiler an den Jurahängen. Der grösste Weiler Combes wurde 1888 eingemeindet. Um 1209 Landiron. Die Stadt wurde zum Schutz des östlichen Teils der Grafschaft Neuenburg gegründet, um die Strassen und Wasserwege am Jurafuss zu kontrollieren. Von seiner Gründung bis 1848 war Le Landeron Hauptort der gleichnamigen Kastlanei. 1750 591 Einwohner; 1850 1012; 1900 1423; 1950 1724; 2000 4227.

Am Ufer der Zihl stiess man auf Überreste einer Töpferwerkstatt (961-957 v.Chr.), bei Les Carougets auf ein Grab aus der Spätbronzezeit, auf Spuren einer römischen Villa sowie auf Fundamente von Hütten aus dem Frühmittelalter. Ferner wurden mehrere römische Statuetten – Herkules, ein Hahn, ein Pfau (?) – entdeckt. Der Name Le Landeron erscheint zum ersten Mal um 1209 als Flurname anlässlich der Verleihung von Fischereirechten durch das benachbarte Benediktinerkloster St. Johannsen in Erlach; daraus lässt sich schliessen, dass die Gegend nicht bewohnt war. Die Häuser befanden sich vielmehr an den Jurahängen und wurden unter dem Namen Nugerol zusammengefasst. In La Tour befand sich ein befestigter Ort, der nach 1309 zerstört wurde und dessen Wiederaufbau der Herzog von Österreich in einem Schiedsspruch verbot. Am 1. September 1325 kaufte Graf Rudolf IV. von Neuenburg in der Zihlebene eine Le Landeron genannte Wiese und baute hier um 1328/1329 eine befestigte Stadt. Le Landeron übernahm die Freiheitsrechte von Nugerol, die mit denen von Neuenburg vergleichbar sind und die 1350 Graf Ludwig von Neuenburg von Neuem anerkannte. 1373 gewährte die neue Herrin Varenne von Neuenburg der Stadt Le Landeron Rechte, die 1424 beim Rückfall der Baronie Le Landeron unter die direkte Herrschaft der Grafen von Neuenburg bestätigt wurden. Die Bürgerschaft von Le Landeron, die nach derjenigen von Neuenburg die bedeutendste war, verwaltete sich selbst. Sie hatte ein eigenes Banner und einen Rat, in dem die Leute von Cressier ein Drittel der Mitglieder stellten. Dieser Rat bestand im 18. Jahrhundert aus einem Kleinen Rat mit 12 und einem Grossen Rat mit 24 Ratsherren. 1449 schloss Le Landeron ein Burgrecht mit Solothurn, das die religiösen Geschicke der Stadt prägen sollte. Bei der Kirche handelte es sich wahrscheinlich um eine Gründung der Abtei Saint-Maurice d'Agaune. Im Rahmen eines Abtauschs wurde sie zu Beginn des 11. Jahrhunderts durch den Kastvogt Rudolf erworben. Das Kollaturrecht, das den Grafen von Neuenburg gehörte, ging 1231 an das Kloster St. Johannsen, nach der Reformation an Bern und schliesslich 1827 an den Staat Neuenburg. In der Altstadt befindet sich die Kapelle der 10'000 Märtyrer, die 1455 geweiht und ab 1695 von den Kapuzinern betreut wurde. In Combes steht eine weitere, 1681 errichtete Kapelle. Le Landeron blieb dank der Unterstützung durch Solothurn dem katholischen Glauben treu. Nur Lignières wurde 1556 reformiert. Seitdem verteidigte Le Landeron hartnäckig seine konfessionelle Besonderheit. Die Stadt hielt treu zur Herzogin von Nemours und unterwarf sich 1707 dem König von Preussen erst nach Androhung von Waffengewalt. Im 19. Jahrhundert wandelte sich das vom Acker- und Weinbau lebende Städtchen gründlich. Nach der Gründung der Republik Neuenburg 1848 wurde der Besitz der Bürgerschaft 1868 zwischen Le Landeron und Cressier aufgeteilt. Die 1875 geschaffene Einwohnergemeinde (Munizipalität) bestand aus den beiden Bürgergemeinden Le Landeron und Combes. Diese Organisationsform wurde mit dem Neuenburger Gemeindegesetz von 1888 abgeschafft, wobei der Begriff der Munizipalität mit demjenigen der Gemeinde in ihrem modernen Sinn ersetzt wurde. Die Juragewässerkorrektion legte die umliegende Sumpfebene trocken, so dass Gemüsekulturen angelegt werden konnten. 1869-1870 wurde ein Bahnhof gebaut und Industrie – bis anhin existierten nur einige Mühlen – siedelte sich an. Die heute verschwundenen Betriebe arbeiteten für die Uhrenindustrie (Rohwerke, Uhrensteine). Während die Stadt ihre abgeschlossene Lage bewahrte, entstanden an den Jurahängen zahlreiche Häuser. Da die Zuzüger in der Mehrheit Reformierte waren, wurde 1894 eine reformierte Kirchgemeinde gegründet. Im Lauf des 20. Jahrhunderts verlor der 1. Sektor an Bedeutung (1910 320 Arbeitsplätze, 2000 noch 45). Anfang des 21. Jahrhunderts verfügte Le Landeron über das zweitgrösste Rebbaugebiet des Kantons (ein Zehntel der Reben). Seit 1973 findet alljährlich einer der grössten schweizerischen Antiquitätenmärkte (Fête de la brocante) statt. Le Landeron ist seit 1974 an die A5 angeschlossen. 1991 wurde eines der fünf regionalen Sekundarschulzentren des Kantons Neuenburg (Les Deux-Thielles) eröffnet. Anfang des 21. Jahrhunderts ist Le Landeron eine Wohngemeinde, die zahlreiche, vor allem auf Mikrotechnik spezialisierte Kleinbetriebe beherbergt.

Quellen und Literatur

  • Le Landeron: histoires d'une ville, 2001
  • L. Bartolini, Une résistance à la Réforme dans le pays de Neuchâtel: Le Landeron et sa région (1530-1562), 2006
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Germain Hausmann: "Landeron, Le (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003212/2009-03-10/, konsultiert am 29.03.2024.