Seit dem 2. Jahrtausend v.Chr. wurde China von verschiedenen Dynastien regiert. Von 1644 bis 1911 beherrschte die Mandschudynastie das Kaiserreich. Im 19. Jahrhundert kam es zu verschiedenen Zusammenstössen mit europäischen Mächten (z.B. Opiumkrieg 1840-1842, Boxeraufstand 1899-1900), die China alle verlor und die zu weit reichenden Konzessionen und zur Öffnung einiger Häfen führten. 1912 wurde China Republik. 1937 wurde es von Japan angegriffen und bis 1945 teilweise besetzt. Im Bürgerkrieg 1945-1949 eroberten die kommunistischen Truppen das Festland und errichteten am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China. Der nichtkommunistischen Kuomintang-Regierung (Nationale Volkspartei) verblieb nur noch die Insel Taiwan, wo sie 1950 die Republik China (Nationalchina) errichtete. Bereits 1950-1951 besetzte China Tibet. Die Hafenstädte Hongkong und Macao blieben bis 1997 und 1999 Kolonien Grossbritanniens bzw. Portugals.
Die Kontakte zwischen der Schweiz und China bis 1960
Politische Beziehungen
Das 19. Jahrhundert war für China die Epoche kolonialer Expansion der westlichen Industrienationen. In deren Gefolge begann in der Schweiz 1858 die Diskussion über ein Handelsabkommen mit China. Da Wirtschaftskreise jedoch wenig Interesse zeigten, traf der Bund keine konkreten Massnahmen. Auch der von Frankreich und Deutschland gewährte konsularische Schutz erschien wirksamer als eine eigene diplomatische oder konsularische Präsenz. Ein im frühen 20. Jahrhundert wieder erwachtes Interesse führte 1912 zur Eröffnung einer Handelsagentur in Schanghai, die aber keine diplomatischen oder konsularischen Kompetenzen besass und 1914 geschlossen wurde. Bereits 1906 hatte eine chinesische Delegation die Schweiz besucht. Nach der Revolution von 1911-1912, dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und der Ausrufung der Republik 1912 wartete Bern mit deren Anerkennung (7. Oktober 1913) zu, bis Frankreich und Deutschland diesen Schritt getan hatten.
Während des Ersten Weltkriegs litten die unter deutschem Schutz stehenden Schweizer Unternehmen unter alliierter Diskriminierung. Die Schweizer Kolonie in China wurde dafür bestraft, dass sie über keinen eigenen konsularischen Schutz verfügte: Dies bewog den Bund, am 13. Juni 1918 mit China einen Freundschaftsvertrag zu schliessen. Dieser gewährte der Schweiz die Meistbegünstigung sowie exterritoriale Sonderrechte, unter anderem die konsularische Rechtsprechung. Die Schweiz war der letzte Staat, der diese Sonderrechte erhielt, welche die Kolonialmächte schon im Lauf des 19. Jahrhunderts erzwungen hatten. China eröffnete 1919 eine Gesandtschaft in Bern, die Schweiz entsandte 1921 einen Generalkonsul nach Schanghai, der 1932 den diplomatischen Rang eines Geschäftsträgers erhielt. Das Generalkonsulat blieb auch während der japanischen Besetzung bestehen, schützte die schweizerischen Interessen und vertrat zudem diejenigen der USA, Grossbritanniens und der Niederlande.
Ab 1943 veranlassten politische Erwägungen die ausländischen Mächte, auf ihre Sonderrechte in China zu verzichten; am 13. März 1946 folgte die Schweiz ihrem Beispiel. 1945 eröffnete sie eine Gesandtschaft in der damaligen Hauptstadt Nanking. Nachdem am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China ausgerufen worden war, anerkannte die Schweiz als eines der ersten westlichen Länder am 17. Januar 1950 den neuen Staat. Am 14. September 1950 wurden diplomatische Beziehungen aufgenommen, und 1957 erhielt die in Peking eingerichtete Gesandtschaft den Status einer Botschaft.
1953 sagte die Schweiz nach dem Waffenstillstand im Koreakrieg ihre Mitwirkung in den beiden neutralen Überwachungskommissionen zu. Die Tätigkeit der Schweizer Delegationen in diesen Kommissionen verschlechterte vorübergehend die bilateralen Beziehungen. Sie normalisierten sich aber bereits 1954, und in der Folge lobte der chinesische Premier Zhou Enlai mehrmals die politische Rolle der Schweiz. Dank der Genfer Indochina-Konferenz (1954), die Zhou Enlai Gelegenheit gab, mit europäischen Staatshäuptern und Regierungschefs zusammenzutreffen, trat China aus der Isolation heraus. Anlässlich dieser Konferenz stattete er auch Bern einen offiziellen Besuch ab. Die chinesische Botschaft in Bern war in den 1950er Jahren eine Plattform für Chinas Beziehungen zu Westeuropa.
Die Schweizer Kolonie
Schweizer suchten China seit dem 17. Jahrhundert auf. Zunächst taten dies allerdings nur einige Jesuiten (u.a. Nicolas Fiva, Ignaz Walter von Sonnenberg, Franz Ludwig Stadlin) sowie Söldner im Dienst der grossen ausländischen Handelskompanien. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kamen mit der Ausdehnung des Überseehandels auch Schweizer Uhrmacher und Kaufleute mit den Kompanien und mit diplomatischen Missionen nach China. Charles Henri Petitpierre gehörte 1792-1795 als technischer Experte der britischen Gesandtschaft unter Lord Macartney, später einer holländischen Gesandtschaft an; andere Schweizer liessen sich zeitweise in Kanton nieder. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre nahm die Schweizer Präsenz in China vorab in der Mission und im Handel zu. Letzterer konzentrierte sich auf die offenen Vertragshäfen, insbesondere Schanghai. Hier stieg die Zahl der Schweizer von unter 10 (1859) über 35 (1900) auf 218 (1936). Andere bedeutende Schweizer Kolonien entstanden in Tientsin, Peking und Kanton, das allerdings in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Bedeutung verlor. Die Gesamtzahl der schweizerischen Staatsangehörigen in China bewegte sich 1920-1940 zwischen 350 (1922) und mehr als 520 (1937).
Der Zweite Weltkrieg schränkte die Bewegungsfreiheit der Schweizer Kolonie, die sich sehr zurückhielt, erheblich ein. In Schanghai war sie durch Richard von der Crone im Stadtrat der internationalen Niederlassung vertreten. Hatten bereits bei Kriegsbeginn die wirtschaftlichen Probleme und der chinesische Bürgerkrieg die Zahl der in den städtischen Zentren niedergelassenen Schweizer schrumpfen lassen, so führten der Sieg der Kommunisten und deren Reformen zur fast vollständigen Auflösung der Schweizer Kolonie: Ihr Bestand sank in China von rund 500 (Ende 1945) über 270 (Ende 1949) auf 65 (Ende 1953), in Schanghai von 213 (1947) über 150 (beim Einmarsch der Kommunisten im Mai 1949) auf 26 (Ende 1953).
Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
Schweizer Uhren und Musikdosen spielten in den wirtschaftlichen Beziehungen mit China eine wichtige Rolle. Sie waren die einzigen europäischen Produkte, die in der chinesischen Elite des 17. und 18. Jahrhunderts auf Interesse stiessen. Bis ins frühe 19. Jahrhundert kontrollierten jedoch britische Unternehmen den Handel mit Produkten schweizerischer Herkunft. Als einer der Ersten kämpfte damals der Genfer Charles Magniac gegen die Monopole der grossen Handelskompanien.
Die ersten direkten und dauerhaften schweizerisch-chinesischen Handelsbeziehungen gehen auf die Gebrüder Bovet aus Fleurier zurück: Edouard arbeitete zunächst für eine britische Firma als Uhrmacher in Kanton und gründete 1822 zusammen mit drei Brüdern das Uhrenhandelsgeschäft Bovet Frères. Die Uhren wurden im Val-de-Travers in einem Stil hergestellt, der als montre chinoise bekannt wurde. Dank der Anwesenheit dieses Unternehmens in Kanton vor und während des Ersten Opiumkriegs (1840-1842) profitierte die Schweiz zum Teil von den Konzessionen, welche die westlichen Kolonialmächte China im Vertrag von Nanking 1842 abgerungen hatten, ohne selber eine aktive Kolonialpolitik zu betreiben. Der Erfolg der Bovet Frères bewog andere Uhrenhersteller, sich ab den 1840er Jahren in China niederzulassen. Ihnen folgten Textil-, Handels- und ab 1886 Chemie-Unternehmen.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts beherrschte die Ausfuhr von Uhren (1847 25%, 1910 50% der Exporte) und die Einfuhr von Rohseide den Handel; andere Produkte kamen nur allmählich hinzu. Der Umfang blieb bescheiden: 1906-1913 überstieg er nie 1% des schweizerischen Aussenhandels. In der Zwischenkriegszeit nahm der Warenaustausch zu, doch gelangten auch 1930 nur 1,7% der schweizerischen Ausfuhren nach China und weniger als 1% der chinesischen Exporte in die Schweiz. Der Handel trug insofern koloniale Züge, als die Schweiz Fertigerzeugnisse ausführte und Rohstoffe oder Halbfabrikate einführte. Neben den Uhren machten chemische und pharmazeutische Produkte 15-20%, Maschinen und Apparate ca. 15% der Exporte aus. Die Einfuhr bestand neben der Seide vor allem aus Lebensmitteln und weiteren Textilien. Die Zahl der schweizerischen Unternehmen in China stieg 1920-1930 von 20 auf 46, und 1943 waren im Handelsregister des Generalkonsulats in Schanghai sogar 67 Firmen eingetragen, vor allem Handelsfirmen sowie Niederlassungen schweizerischer Exportunternehmen. Einzige bedeutende Investition in die Produktion in China waren die Chinese Aluminium Rolling Mills, ein Aluminiumwalzwerk eines in der Schweiz ansässigen internationalen Konsortiums, dem die spätere Alusuisse angehörte.
Angesichts der kriegsbedingten Schwierigkeiten wurde 1942 die Swiss Merchant's Association gegründet, die sich 1945 zur schweizerischen Handelskammer in Schanghai umformte. Nachdem der Handel 1942-1945 fast zum Erliegen gekommen war, folgten 1946-1949 Jahre starken Wachstums. Dennoch bewegten sich die schweizerischen Ausfuhren unter 2%, die Einfuhren bei 1% des gesamten Aussenhandels.
Die politische und wirtschaftliche Umgestaltung Chinas nach dem kommunistischen Sieg erforderte ein Umdenken: Aus dem Handel in China wurde ein Handel mit China. Die schweizerischen Firmen mussten China verlassen und ihre Niederlassungen auflösen. Die schweizerischen Handelsinteressen gingen aufgrund der westlichen Restriktionen gegenüber dem Ostblock und der Ausrichtung der chinesischen Wirtschaft auf diesen zurück. Hongkong wurde zur Handelsplattform. Nur Siber, Hegner & Co. (heute Siber Hegner) und die 1960 verstaatlichte Chinese Aluminium Rolling Mills blieben in China aktiv.
Verbindungen und Austausch im kulturellen Bereich
Beschreibungen Chinas sind in der Schweiz seit Sebastian Münsters berühmter "Cosmographia" (1544) immer wieder erschienen. Die missionierenden Jesuiten zeichneten ein positives Bild, das sich allerdings vom ausgehenden 18. Jahrhundert an aufgrund der Erfahrungen von Kaufleuten verdüsterte. Beispiel dieses Perspektivenwechsels sind die Erinnerungen von Charles de Constant, der in China acht Jahre (bis 1792) als Agent einer Handelsgesellschaft gearbeitet hatte.
Im 19. Jahrhundert nahmen sowohl die wissenschaftlichen Arbeiten als auch die Reiseberichte über China stark zu. Aus der Schweiz stammte einer der bedeutendsten Sinologen dieser Zeit, der am Collège de France lehrende Edouard Chavannes. Die Bibliothèque sino-internationale in Genf förderte von 1933 bis zu Beginn der 1950er Jahre das Interesse an China und seiner Kultur. Eduard Horst von Tscharner führte 1938 die Sinologie an den schweizerischen Universitäten ein. Im folgenden Jahr wurde die Schweizerische Gesellschaft der Freunde ostasiatischer Kultur gegründet, 1945 die Chinesisch-Schweizerische Gesellschaft (später Schweizerisch-Chinesische Gesellschaft). Die Sympathien gegenüber China, die in der Schweiz aufgrund der japanischen Aggression geweckt worden waren, wichen nach dem kommunistischen Sieg einer allgemeinen negativen Einstellung.
Von der Schweiz ist in China erstmals in einer 1752 für den Kaiserhof verfassten Länderbeschreibung die Rede. Für die schweizerischen Institutionen interessierten sich der Philosoph Kang Youwei (1858-1927), der über eine Reform der chinesischen Verfassung nachdachte, und Sun Yatsen, 1912 erster provisorischer Präsident der chinesischen Republik. Verschiedene Schriftsteller bereisten und beschrieben die Schweiz, namentlich Hu Zhengzhi (1919), Zhu Ziqing (1932), Feng Zhi (vor 1937) und Xiao Qian (1946). Vom Ersten Weltkrieg an studierten Chinesen an Universitäten der Schweiz.
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert folgten zahlreiche katholische und protestantische Missionen aus der Schweiz der kolonialen Expansion. Die wichtigsten waren die Basler Mission, die ab 1847 in Südchina wirkte, und die Bethlehem Mission Immensee, die sich 1926 in der Mandschurei niederliess. Weitere protestantische Missionsgesellschaften waren die Schweizerische Ostasienmission, der Diakonieverband Ländli und die Chrischona-Gemeinde, während auf katholischer Seite die Schwestern von Heiligkreuz (in Cham), Ingenbohl und Ilanz sowie die Chorherren vom Grossen St. Bernhard aktiv waren. Manche Schweizer wirkten in ausländischen Missionen, etwa in der englischen China Inland Mission. Die Kriege und Aufstände in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellten die Missionen auf eine harte Probe, und die kommunistische Regierung zwang sie schliesslich, das Land zu verlassen: Die protestantischen Missionen taten dies 1950-1951, während die letzten katholischen Missionare, die eine Oppositionsstrategie gewählt hatten, 1954 (teils nach Gefängnisaufenthalten) die Volksrepublik verliessen oder ausgewiesen wurden.
Die bilateralen Beziehungen seit 1960
Die frühe Anerkennung der Volksrepublik China durch die Schweiz hat die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte erleichtert. Ihre Neutralitätspolitik, ihre Guten Dienste und ihre nichtkoloniale Vergangenheit machten die Schweiz aus chinesischer Sicht zum willkommenen Partner. Die Schweiz wiederum stellte die politischen Beziehungen mit Blick auf den chinesischen Markt vor allem in den Dienst der Aussenwirtschaft.
Auch als China durch die Sanktionen der USA und den Bruch mit der UdSSR weltpolitisch isoliert war und sich während der Kulturrevolution (1965-1976) zurückzog, pflegten beide Staaten die Kontakte weiterhin: 1961 besuchte der chinesische Vizepremier Chen Yi Genf und Bern, 1973 empfing Premier Zhou Enlai alt Bundesrat Max Petitpierre in Peking. Dort hatte bereits 1968 die Swiss Industrial and Watch Exhibition stattgefunden. Bundesrat Pierre Graber eröffnete 1974 die Schweizerische Industrieausstellung Sitex in Peking, sein Amtskollege Willi Ritschard 1975 die erste direkte Flugverbindung Zürich-Peking. Im selben Jahr war China Ehrengast am Comptoir Suisse. Bereits 1974 hatten die Schweiz und China den Studentenaustausch wieder aufgenommen.
Die Öffnung der Volksrepublik seit 1978 hat die Beziehungen auf allen Ebenen gefördert, insbesondere in der Wirtschaft. Schon 1974 war ein erstes Handelsabkommen (u.a. mit Meistbegünstigung) geschlossen worden. 1979 gewährte die Schweiz China dieselben Zollpräferenzen wie Entwicklungsländern (unter Ausklammerung der Textilimporte), und 1980 beteiligte sich die Schweizer Firma Schindler am ersten Joint Venture in China überhaupt. Bald wurden Konzerne wie Nestlé, ABB, Novartis, Roche und Sulzer sowie viele kleinere Unternehmen in China aktiv. 1980 wurde in Zürich die Swiss-Chinese Chamber of Commerce gegründet, der in den 1990er Jahren ähnliche Institutionen folgten. 1984-1995 erhielt China von der Schweiz vier Mischkredite (total 330 Mio. Franken). Weitere Abkommen ebneten den Weg zur engeren wirtschaftlichen Kooperation (u.a. 1986 Investitionsschutz, 1989 wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit, 1990 Doppelbesteuerung, 1992 Patentschutz, 1997 Risikokapitalfonds). Die Schweiz unterstützte Chinas Bemühungen zur Aufnahme in die WTO, verlangte aber insbesondere für Tourismus-Agenturen und Versicherungen einen besseren Zugang zum chinesischen Markt. 1998 vereinbarten die beiden Länder eine Kooperation im Tourismus und eröffneten Tourismusbüros in Peking bzw. Zürich. Die Handelsbilanz war 1960-1989 für die Schweiz mehrheitlich positiv, seit 1990 stets negativ. Das Handelsvolumen hat vor allem seit 1980 stark zugenommen (Exporte: 1960 34,4 Mio. Franken, 1970 89,4, 1980 233,4, 1990 415,0, 2000 1402,7, 2002 2046,5; Importe: 1960 37,8 Mio. Franken, 1970 78,1, 1980 128,6, 1990 418,7, 2000 2300,5, 2002 2206,9), blieb aber für beide Staaten im Bereich von 1% ihres Aussenhandels. Die Schweiz exportierte vor allem Maschinen, Apparate, Uhren sowie chemische Produkte und führte hauptsächlich Textilien sowie Agrarprodukte ein.
In den 1980er und 1990er Jahren intensivierte sich auch der politische Dialog. 1982 vereinbarten Zürich und Kunming eine Städtepartnerschaft. 1988 richtete China in Zürich ein Generalkonsulat ein, und 1995 wurde das 1962 geschlossene schweizerische Generalkonsulat in Schanghai wieder eröffnet. Vertreter fast aller Eidgenössischen Departemente reisten nach China, führende chinesische Politiker in die Schweiz. 1991 wurde der Dialog über Menschenrechte aufgenommen. In der Folge besuchten chinesische Fachleute aus dem Bereich von Justiz und Strafvollzug die Schweiz. 1999 kam Präsident Jiang Zemin zu einem Staatsbesuch. Demonstrierende Tibeter verstimmten den Gast. Der Besuch von Bundespräsident Adolf Ogi zum 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen glättete die Wogen, doch das Tibetproblem und die Frage der Menschenrechte blieben weiterhin belastend.
Die kulturellen Beziehungen verliefen weitgehend über individuelle und halboffizielle Kanäle. Freundschaftsgesellschaften wie die Schweizerisch-Chinesische Gesellschaft und die 1971 gegründete Schweizerische Vereinigung für die Freundschaft mit China bemühten sich mit der chinesischen Partnerorganisation Chinese People's Association for the Friendship with Foreign Countries um den kulturellen Austausch mittels Vorträgen, Filmen, Ausstellungen und Studienreisen. Unter anderen gastierten die Peking-Oper und der chinesische Staatszirkus in der Schweiz, während China Schweizer Orchester und Künstler empfing. Herausragende Werke chinesischer Kunst werden in der Schweiz namentlich im Museum Rietberg (Zürich) gezeigt. Da die Schweiz in China primär als frankofones Land angesehen wird, hat sich ein Swiss Study Center 1987 an der französischen Abteilung der Pekinger Fremdsprachen-Universität etabliert. Sinologie und Chinesisch werden in der Schweiz an den Universitäten Zürich und Genf gelehrt. 1999 wurden Vereinbarungen über die Zusammenarbeit in Kultur bzw. Erziehung unterzeichnet. Der Tessiner Architekt Mario Botta soll in Peking auf dem Gelände der Universität Qinghua ein Museum für zeitgenössische Kunst bauen. Die Basler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron sind mit dem Bau des Olympiastadions für die Spiele 2008 beauftragt worden.
Mit dem verstärkten Austausch auf allen Ebenen stieg auch die Zahl der Schweizer in China bzw. der chinesischen Staatsangehörigen in der Schweiz. Nach einem Tiefpunkt mit sechs Schweizern in China 1974 nahm deren Bestand bis 1990 auf 225, bis 1999 auf 1885 zu. Am 1. Januar 2003 waren 1892 Schweizer in China gemeldet. In der Schweiz hielten sich 1960 165, 1980 1377, 1999 4623 und 2003 7673 Personen aus China auf.
Quellen und Literatur
- E. Zimmermann, Chinas wirtschaftl. Verhältnisse und seine Beziehungen zur schweiz. Export-Industrie, 1923
- Schweiz-China, 1974-
- H. Dubois, Die Schweiz und China, 1978
- R. Stämpfli, «Die Schweiz und China 1945-1950», in SQ 14, 1988, 163-224
- M. Coduri, «I rapporti fra la Svizzera e la Repubblica popolare Cinese 1950-1956», in SQ 21, 1995, 145-194
- S. Steinmann, Seldwyla im Wunderland, 1998
- Chines. Reisen in der Schweiz, hg. von R.D. Findeisen et al., 2000
- Switzerland-China 1950-2000, 2000