Das alte Mesopotamien wurde 1920, nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs, unter britisches Mandat gestellt und 1921 in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt. 1958 wurde die Republik Irak proklamiert, und 1963 ergriff die nationalistisch-panarabische Baath-Partei die Macht. Die Übernahme des Präsidentenamts durch Saddam Hussein (1979-2003) markierte den Beginn einer langen Periode von Kriegen und Repressionen, die den Irak in den Mittelpunkt der internationalen politischen Debatte rückten.
Die schweizerischen Interessen im Irak, die ab 1914 von der amerikanischen Diplomatie und ab 1936 von einem Schweizer Konsulat in Bagdad (1955 in eine Gesandtschaft umgewandelt) wahrgenommen wurden, blieben bis in die 1950er Jahre bescheiden. 1936 zählte man rund 20 vor allem deutschsprachige Schweizer, mehrheitlich Geschäftsleute und Hoteliers mit Wohnsitz in Bagdad. Ihre Zahl verdoppelte sich in den 1940er Jahren.
Der Irak wurde am 27. August 1930, im gleichen Jahr, in dem das britische Mandat zu Ende ging, mit dem Empfang von König Faisal Irak in Bern vom Bundesrat de facto anerkannt. Die Schweiz anerkannte auch die kurzlebige, 1958 von Jordanien und dem Irak gebildete Arabische Union und am 31. Juli 1958 die Republik. Auf diplomatischer Ebene vertrat die Schweiz auch die Interessen anderer Länder: 1939-1945 jene Deutschlands im Irak und jene Iraks in den Achsenmächten und in den von diesen besetzten Gebieten, 1956-1963 die Interessen Frankreichs im Irak und umgekehrt sowie 1965-1970 jene des Irak in der Bundesrepublik Deutschland. Das bilaterale Flugverkehrsabkommen von 1952 kam der Swissair zugute, die 1948 eine Flugverbindung in den Irak eröffnet hatte.
Mit der Entstehung der Republik wurde der vorher lange von Grossbritannien kontrollierte Markt geöffnet, was die Entwicklung von Geschäftsbeziehungen förderte. Davon profitierte hauptsächlich die Uhrenindustrie, deren Produkte oft über den Irak nach Kuwait und in die Golfstaaten exportiert wurden. Ende der 1950er Jahre begannen Schweizer Unternehmen aus den Bereichen Versicherung, Telekommunikation, Maschinen- und Aluminiumindustrie, Bauwesen (Mühlenbetriebe, Silos) sowie Papierherstellung im Irak Fuss zu fassen. Dank eines bilateralen Abkommens von 1978 über den Handelsverkehr und die wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit intensivierten sich die Beziehungen: Die Schweizer Exporte stiegen von 25,5 Mio. Franken im Jahr 1970 auf 680,4 Mio. 1982. Nach dem Beispiel der grossen Industrieunternehmen eröffneten viele Schweizer Firmen Geschäftsstellen in Bagdad (1985 ca. 50) und führten Aufträge aus (geschätzter Wert aller getätigten Geschäfte 1979: 900 Mio. Franken). 1989 konsolidierte ein bilaterales Abkommen die irakischen Schulden in der Höhe von 120 Mio. Franken. 2005 wurde im Rahmen des Pariser Clubs ein weiteres Abkommen zur Reduktion und Umschuldung unterzeichnet.
1980 lebten ca. 200 Schweizer im Irak, 1983 waren es 418. Dann führten die beiden Golfkriege und die britisch-amerikanische Invasion von 2003, die dem Regime von Saddam Hussein ein Ende setzte, zur Abreise der meisten Schweizer (2004 lebten nur noch 30 im Irak). Seit 1961 erlaubte die Bundesverwaltung die Ausfuhr von Kriegsmaterial in den Irak. Sie sah sich bald mit dem Vorwurf konfrontiert, die exportierten Flugzeuge sowie die metallurgischen und chemischen Produkte, die von Sadam Husseins Regime bei militärischen Konflikten eingesetzt wurden, nicht genügend zu kontrollieren. Nach 1975 führten vor allem die Angriffe auf die Kurden zu einer Belastung der bilateralen Beziehungen. Im Anschluss an die irakische Invasion in Kuwait ordnete der Bundesrat im August 1990 die sofortige Beteiligung an den von der UNO beschlossenen Wirtschaftssanktionen an. Diese Massnahme bedeutete einen wichtigen Schritt der Schweiz in Bezug auf die von der internationalen Gemeinschaft gefassten Beschlüsse.
Auf der Grundlage der UNO-Resolution und des Programms Öl für Nahrung konnten die Exporte (pharmazeutische Produkte, Pflegebedarfsartikel, Lebensmittel) 1996 wieder aufgenommen werden. Wegen der rapiden Verschlechterung der Lage der Bevölkerung wurde die humanitäre Hilfe der Schweiz ab 1995 sehr wichtig. 2003 nahm eine von den Vereinigten Staaten angeführte Koalition den Irak ein. Wie die Mehrheit der UNO-Mitglieder unterstützte die Schweiz diese Intervention nicht, was zu Differenzen zwischen Bern und Washington führte. Der Bundesrat, der ein breiter abgestütztes Vorgehen als das der amerikanischen Regierung und ihrer Verbündeten bevorzugt hätte, betonte die Vorrangstellung des internationalen Rechts. Er setzte sich für eine Stärkung der UNO ein und unterstützte die vielfachen Bemühungen, den Dialog mit dem Irak wieder aufzunehmen und Frieden, Sicherheit sowie eine stabile Nahrungs- und Gesundheitsversorgung herzustellen. Das im November 2000 eröffnete Verbindungsbüro der Schweiz in Bagdad koordiniert auf bilateraler Grundlage und in internationaler Zusammenarbeit die humanitären Aktivitäten und fördert die Wiederbelebung des Handels mit einem Land, dessen wirtschaftliches Potenzial – trotz der Zerstörungen durch internationale Konflikte und innere Kämpfe während über 20 Jahren – dank seiner Ölvorkommen immer noch sehr gross ist. Die Zahl der Iraker in der Schweiz hat hauptsächlich wegen der Asylsuchenden zugenommen (2000 1858; 2005 3083).