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Libanon

Das Gebiet der heutigen Republik Libanon gehörte bis 1918 zum Osmanischen Reich, von 1920 bis zur Unabhängigkeitserklärung 1943 war es ein französisches Protektorat. Der 1975 ausgebrochene Bürgerkrieg forderte 150'000 Todesopfer. Er wurde durch die Intervention Syriens 1990 beendet, das sich 2005 unter dem Druck der Bevölkerung aus dem Libanon zurückziehen musste. Im Sommer 2006 war vor allem der südliche Teil des Libanon Schauplatz eines Krieges, den Israel gegen die Hisbollah führte. Ein grosser Teil der libanesischen Infrastruktur wurde zerstört, Hunderte von Menschen fanden den Tod.

Situationskarte Libanon © 2004 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Libanon © 2004 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Das 1934 eröffnete Schweizer Konsulat in Beirut wurde 1949 in eine Gesandtschaft, später in eine Botschaft umgewandelt. 1935 lebten etwa 150 Schweizerinnen und Schweizer im Libanon, 1970 450, 1989 210 und 2005 838 (davon 713 mit doppelter Staatsbürgerschaft). Es waren hauptsächlich Geschäftsleute, Ingenieure, Vertreter von Schweizer Firmen, Hoteliers und Angehörige religiöser oder humanitärer Organisationen, die sich in der sogenannten Schweiz des Nahen Ostens angesiedelt hatten. Die ab 1934 von der Firma Holderbank kontrollierte Société des ciments libanais (seit 2002 Holcim Liban) entwickelte sich zu einem der wichtigsten Unternehmen des Landes (Produktionssteigerung von 59'000 t 1940 auf 846'000 1963 und auf 1'753'000 t 2003). 1937 eröffnete die Schweizerische Zentrale für Handelsförderung in Beirut eine Aussenstelle für den Nahen Osten, die mit Hilfe der Diplomaten die Niederlassung von Unternehmen in der Gegend förderte (Uhren-, Chemie-, Maschinen-, Textil- und Bauindustrie). Ab 1945 liessen sich Firmen wie Nestlé und BBC im Libanon nieder und betätigten sich auch in den Nachbarländern. Durch die bilateralen Abkommen von 1954 und 1957 konnte die Swissair den Flugbetrieb nach Beirut ausbauen, den sie 1953 aufgenommen hatte. Die Credit Suisse eröffnete in der Hauptstadt eine Filiale. 1982 betrugen die Guthaben und Verpflichtungen im Libanon gemäss den Bilanzen der in der Schweiz niedergelassenen Banken und Finanzinstitute 648 bzw. 1'294 Mio. Franken, deren auf Treuhandbasis verwaltete Guthaben und Verpflichtungen beliefen sich auf 108 Mio. bzw. 3'408 Mio. Franken. Länder wie Kuwait und Saudiarabien verdrängten den Libanon allmählich als Finanzplatz des Nahen Ostens.

Ab 1948 beteiligte sich die Schweiz an der Hilfe der Vereinten Nationen und des IKRK für die Palästinenser und andere Flüchtlinge im Libanon. Während des Bürgerkriegs veränderte sich die Arbeit der diplomatischen Vertretung in Beirut grundlegend. 1976 fanden etwa 800 Libanesen in der Schweiz Zuflucht. Ab 1985 wurden monatlich mehr als hundert Asylgesuche eingereicht, 1990 waren es insgesamt 5533. 2005 lebten 1939 libanesische Staatsangehörige in der Schweiz. Der Bundesrat reagierte während des Bürgerkriegs öffentlich auf besonders tragische Ereignisse, bot seine Guten Dienste an und unterstützte 1983-1984 aktiv die Konferenz in Genf und Lausanne für einen nationalen Dialog im Libanon, die ergebnislos zu Ende ging. Indirekt war auch die Eidgenossenschaft von der Krise im Libanon betroffen, etwa als 1985 einige Landsleute, darunter der Schweizer Geschäftsträger in Beirut, entführt, jedoch später wieder freigelassen wurden.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Libanon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.03.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003419/2009-03-19/, konsultiert am 29.03.2024.