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CarloBattaglini

2.7.1812 Cagiallo, 3.8.1888 Lugano, katholisch (später Freidenker), von Cagiallo. Sohn des Antonio, Rechtsanwaltes. Rosalia Bussolini. Von seiner Familie zu einer kirchlichen Laufbahn gedrängt, trat er 1831 ins Collegio Elvetico in Mailand ein. Seine liberalen Ideen erweckten das Misstrauen der österreichischen Polizei. Da er ausserdem keineswegs gewillt war, das Priestergewand anzuziehen, verliess Carlo Battaglini 1833 Mailand, um ein Rechtsstudium in Genf zu beginnen. Dort besuchte er die Vorlesungen von Pellegrino Rossi und Antoine-Elisée Cherbuliez. Prägend für sein politisches Bewusstsein waren der Einfluss von James Fazy und der Kontakt mit den italienischen Exilanten. Battaglini unterhielt sehr enge Beziehungen zu Giuseppe Mazzini. Er schrieb sich beim Jungen Italien (La Giovine Italia) ein und beteiligte sich 1834 am glücklosen Unternehmen Mazzinis in Savoyen. Nach seinem Studienabschluss 1835 machte er praktische Erfahrungen im Anwaltsbüro von Giacomo Luvini, einem vehementen Verfechter des Tessiner Liberalismus. Für eine gewisse Zeit war er zudem als Redaktionssekretär des Grossen Rates beschäftigt.

Sehr bald wurde Battaglini zum charismatischen und einflussreichen Führer, Vordenker und Erneuerer eines demokratischen Radikalismus. Als Verfechter der Freiheit der Völker, des Fortschrittsgedankens und der sozialen Gerechtigkeit war er für die aufkeimenden Ideen des Sozialismus empfänglich. Er war Mitbegründer der Società dei Carabinieri, der Società degli Amici della Popolare Educazione (1837) und einer der Hauptakteure der liberalen Revolution von 1839. Seine Artikel im «Reppublicano della Svizzera italiana», den er von 1838 an während rund zwei Jahrzehnten leitete, gehören stilistisch wie inhaltlich zu den herausragenden Erzeugnissen liberaler Publizistik. Seine auf Europa ausgerichtete Sichtweise brach mit dem übertriebenen Föderalismus. In seinem Kampf für die Werte des Risorgimento sparte Battaglini nicht mit beissender Kritik an der Schweiz.

Battaglini bekleidete zahlreiche politische und militärische Ämter: 1878-1888 Stadtpräsident von Lugano, 1839-1848 und 1852-1888 Tessiner Grossrat (siebenmal Präsident), 1844 Tagsatzungsgesandter; 1848-1850, 1862-1875 und 1882-1887 Nationalrat, 1855-1856 Ständerat; 1847 Oberstleutnant im Generalstab, 1862 Oberst und Kommandant der kantonalen Landwehr. 1861 beteiligte er sich massgeblich an den Verhandlungen über die Regelung des Grenzverlaufs zwischen dem Tessin und Italien. 1865 zählte er zu den Förderern der Gotthardbahn. Auf Kantonsebene befasste er sich unter anderem mit dem Zivilgesetzbuch, vor allem aber mit dem Entwurf eines Strafgesetzbuches, das in seiner ursprünglichen Fassung als eines der besten Europas gilt. Als Exponent des antiklerikalen Flügels trat er für die Säkularisation der Klöster ein und forderte die Schaffung eines Tessiner Bistums.

Quellen und Literatur

  • Agli elettori ticinesi: parole di un deputato al Gran Consiglio, o.J.
  • Progetto di codice penale per il cantone Ticino, 1868
  • V. Gilardoni, «La voce incomoda di Carlo Battaglini», in AST 18, 1964, 85-100; 19, 1964, 115-130
  • Gruner, Bundesversammlung 1, 723 f.
  • G. Martinola, Il pensiero politico ticinese dell'Ottocento, 1967
  • E. Pasquali, Carlo Battaglini, 1972
Weblinks
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Zitiervorschlag

Andrea Ghiringhelli: "Battaglini, Carlo", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.05.2016, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003483/2016-05-03/, konsultiert am 16.04.2024.