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William EmmanuelRappard

Bildnis William Emmanuel Rappard. Zeichnung von Oscar Lazar, um 1928 (Privatsammlung).
Bildnis William Emmanuel Rappard. Zeichnung von Oscar Lazar, um 1928 (Privatsammlung).

22.4.1883 New York, 29.4.1958 Bellevue, reformiert, von Hauptwil und Bellevue. Sohn des Auguste, Stickereikaufmanns und Privatiers, und der Julie geborene Hoffmann. Alice Gautier, Tochter des Raoul Gautier. Primarschule in New York, 1899-1901 Gymnasium in Genf, 1906 Lizenziat und 1908 Dr. iur. an der Universität Genf. 1905-1909 Studienaufenthalte in Berlin, München, Harvard, Paris und Wien. 1909-1910 Assistent des Internationalen Arbeitsamts in Basel. 1910-1911 stellvertretender Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Genf, 1912 Assistenzprofessor für Ökonomie in Harvard, 1913-1928 ordentlicher Professor für Wirtschaftsgeschichte und 1915-1957 für öffentliche Finanzen an der Universität Genf (1926-1928, 1936-1938 Rektor). 1914-1915 einer der wichtigsten Förderer der neuen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät in Genf. 1927 Gründer des Genfer Institut universitaire de hautes études internationales, 1928-1951 Kodirektor, 1951-1955 Direktor. 1917-1921 Mitglied des IKRK, 1919-1920 Generalsekretär der Liga der Rotkreuzgesellschaften. Als offizieller Vertreter des Bundesrats an der Friedenskonferenz in Paris 1919 engagierte sich William Emmanuel Rappard für Genf als Sitz des Völkerbunds und für einen Beitritt der Schweiz unter Wahrung der Neutralität. Er leitete 1920-1924 die Sektion Völkerbundsmandate und war 1925-1939 Mitglied der ständigen Kommission für Völkerbundsmandate sowie 1928-1939 Schweizer Delegierter beim Völkerbund. 1927-1958 war Rappard als Experte für Arbeitsrecht bei der Internationalen Arbeitsorganisation tätig.

In den 1930er Jahren warnte Rappard vor dem politischen und ökonomischen Nationalismus als Gefahr für den Frieden. 1933-1942 war er Vizepräsident, 1942-1948 Präsident des Comité International pour le Placement des Intellectuels Réfugiés und 1940-1945 Mitglied der Aktion Nationaler Widerstand. Angesichts der Einkreisung der Schweiz durch die Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg hielt Rappard das Schweigen für die einzig mögliche Haltung der schweizerischen Öffentlichkeit. 1941-1943 sass er für den Landesring der Unabhängigen im Nationalrat. 1945 leitete Rappard die Schweizer Delegation in den Verhandlungen mit den Alliierten in Bern (Mission Currie-Foot) und nahm auch an den Verhandlungen teil, die 1946 zum Washingtoner Abkommen führten. 1945-1957 war er Schweizer Delegierter bei der Internationalen Arbeitskonferenz (1951 Präsident). In der Nachkriegszeit zeigte sich Rappard gegenüber einem Beitritt der Schweiz zur Uno und einer Integration in Europa skeptisch. Als pragmatischer Liberaler, der jedem Dogmatismus feindlich gegenüberstand, verfasste Rappard zahlreiche ökonomische und historische Studien, vor allem zur Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte.

Quellen und Literatur

  • La révolution industrielle et les origines de la protection légale du travail en Suisse, 1914, (Neudr. 2008)
  • L'individu et l'Etat dans l'évolution constitutionnelle de la Suisse, 1936
  • Die BV der Schweiz. Eidgenossenschaft, 1848-1948, 1948
  • Teilnachlässe in: AEG, BAR
  • DDS 6-8; 11-15
  • V. Monnier, William E. Rappard, 1995, (mit Bibl.)
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Zitiervorschlag

HLS DHS DSS: "Rappard, William Emmanuel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.06.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006538/2012-06-22/, konsultiert am 28.03.2024.