Hauptstadt der italienischen Region Ligurien; 2004 ca. 690'000 Einwohner. Die Hafenstadt Genua an der ligurischen Küste mit antiken Wurzeln war im Mittelalter eine der führenden Handelsmächte im Mittelmeerraum. Ende des 14. Jahrhunderts geriet die Republik abwechselnd in französische und mailändische Hände, bis sie 1528 die Unabhängigkeit erlangte. 1797 wurde Genua von Napoleon als Ligurische Republik eingerichtet und 1805 Frankreich einverleibt. 1860 ging die Stadt im Königreich Italien auf.
Die Kontakte zwischen Genua und der Schweiz können bis ins 13. Jahrhundert zurück verfolgt werden, als in Genua Kaufleute aus dem Bodenseeraum und Steinmetze aus dem Tessin, die piccapietre, verkehrten. Im 15. Jahrhundert residierte einer der wichtigsten Handelspartner der Ravensburger Gesellschaft, der St. Galler Othmar Schlaipfer, in Genua. Genueser Kaufleute besuchten ihrerseits die vier Mal im Jahr veranstalteten Genfer Messen, auf denen die nazione genovese mit eigenen Konsuln vertreten war.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts beschloss Genua, in Freiburg 100 katholische Schweizer Söldner zum Schutz der Porta Santo Stefano anzuwerben; die Bedingungen des Dienstverhältnisses wurden in den «Capitolationi» festgehalten. Auch andere Schweizer Städte und Kantone versuchten, dem Beispiel Freiburgs zu folgen; 1625 schloss Sebastian Müller von Unterwalden mit Genua einen Vertrag über die Entsendung von 300 Söldnern. Als 1655 aus Anlass des Ersten Villmergerkriegs die Söldnertruppe in Genua aufgelöst werden sollte, bat Hauptmann Nikolaus Weck die Stadt um Schutz für die vorläufig zurückgelassenen Familien der Söldner.
Im 18. Jahrhundert waren es dann vor allem Handelsbeziehungen, welche Genua und die Schweiz miteinander verbanden. Genfer Bankiers wie die Familie De la Rue waren in Genua präsent, und schweizerische Unternehmer wie die Zellweger aus Trogen, die Textilindustriellen Leumann aus dem Thurgau und die Gebrüder Speich aus Glarus besassen Genueser Filialen. Auch Zuckerbäcker aus Graubünden liessen sich in Genua nieder. 1799-1819 bestand in Genua ein schweizerisches Generalkommissariat für Handelsbeziehungen. Weitere schweizerische Institutionen folgten im 19. Jahrhundert: 1819 wurde das Schweizer Konsulat gegründet, 1824 die reformierte Kirche eröffnet, 1851 die Schweizer Schule und 1891 der Circolo svizzero ins Leben gerufen. 1927 waren 1864 Schweizer in Genua gemeldet, nach Mailand die zweitgrösste Schweizer Kolonie in Italien.
In den 1860er Jahren gab Genua – dies zeigt, wie wichtig die Beziehungen zwischen der Schweiz und Genua damals waren – den Ausschlag bei der Entscheidung Italiens für die Gotthardbahn. Nach der Fertigstellung des Eisenbahntunnels durch den Gotthard gelangten grosse Mengen Getreide über den Hafen von Genua in die Schweiz. Die Organisation des Hafens, die Tarifstrukturen für den Frachtverkehr sowie die Verbindungen zum Hinterland bereiteten jedoch Probleme und hinderten Genua daran, seine Bedeutung für den schweizerischen Importverkehr zu erhöhen. Während der Genueser Hafen in den Vorkriegsjahren nur 7% der schweizerischen Seeeinfuhren umschlug, stieg seine Bedeutung während des Ersten Weltkriegs, bevor sie in der Zwischenkriegszeit wieder abnahm. Grund für diesen Rückgang war die Konkurrenz durch die Nordseehäfen Rotterdam und Antwerpen, die von der Erweiterung des Basler Rheinhafens sowie dem Ausbau des belgischen, französischen und deutschen Eisenbahnnetzes profitierten. Nach dem Erliegen der Rheinschifffahrt war die Schweiz von 1939 bis im September 1943 für ihre Überseeimporte wieder auf den Genueser Hafen angewiesen, über den zeitweise bis zu 90% des Einfuhrverkehrs abgewickelt wurde. Für den Exportverkehr war der Hafen ebenfalls von grosser Bedeutung: Vor dem Zweiten Weltkrieg war Genua zu einem Viertel, nach 1945 zu einem Drittel an der schweizerischen Seeausfuhr beteiligt.
Auch nach dem Krieg blieb der Hafen von Genua für die schweizerische Wirtschaft wichtig, insbesondere für die Erdöleinfuhr. In den 1950er Jahren wurde auch die Rohöl-Pipeline von Genua über den Grossen St. Bernhard nach Collombey in Betrieb genommen. Nach 1945 siedelten sich neue Industrien in Genua an, so die Luzerner Schindler Gruppe. Die grafischen Betriebe Lang, die von 1887 an in Genua tätig gewesen waren, nahmen ihre Arbeit wieder auf.