Italienischer Provinzhauptort am Südwestende des gleichnamigen Sees, an der schweizerisch-italienischen Grenze nahe bei Chiasso. Bei Strabon als Κωμον erwähnt. 1429 1801 Feuerstätten; 1593 ca. 13'000 Einwohner; 1792 15'517; 1800 12'695; 1850 18'325; 1900 37'260; 1950 70'413; 1980 96'297; 2000 82'943.
Como war vorerst römische Kolonie in gallischem Gebiet zur Verteidigung der Alpenwege und wurde dann Munizipium und wichtiger Marktort (2. Jh. n.Chr.). Im Frühmittelalter gehörte Como zum langobardischen, zum fränkischen und schliesslich zum Heiligen Römischen Reich. Die Christianisierung begann im 4.-5. Jahrhundert n.Chr. mit den Bischöfen Felix und Abundius. Die Macht des Bischofs von Como, der seit dem Mittelalter im Sottoceneri und in den Regionen Bellinzona und Locarno Herrschaftssitze, Ländereien, Rebberge und viele Jagd-, Fischerei- und Marktrechte besass, erstreckte sich bis 1888 über grosse Teile des Tessins. Neben dem Bischof etablierten sich bald auch die Benediktinerklöster San Carpoforo und Sant'Abbondio (1010) als Herrschaftsträger. Die Kommune entstand im 11. Jahrhundert; Patrizier und Bürger schufen die Ämter der Konsuln (1109) und des Podestà (1159) und erarbeiteten die Stadtrechte (erste Fassung 1281; Überarbeitung 1335). Ab dem 11. Jahrhundert war Como ein Zentrum für Handwerk (von den Humiliaten in Gang gebrachte Wollproduktion) und Handel (Sant'Abbondio-Viehmarkt und Pferdemarkt in Chiasso), wobei es von der Nähe zur Königsstrasse zwischen Deutschland und Italien profitierte; von Bedeutung waren auch die Schiffszimmerei und der Bausektor. Como nutzte seine Lage zur Erhebung von Zöllen und Weggeldern entlang der Strasse und auf dem See. Die Stadt wurde 1127 von den Mailändern zerstört und danach mit Hilfe von Kaiser Friedrich I. wieder aufgebaut; in die neu errichteten, gewaltigen Stadtmauern (1154-1159) wurde das Schloss Baradello integriert, der Kaisersitz. Zwischen 1311 und 1335 nahm der Podestà von Como, Franchino Rusca, den Titel eines Signore an, trat diesen aber im Tausch gegen die Herrschaft über das Bellinzonese an Azzone Visconti, Herrscher über Mailand, ab. Unter Mailand blieb die Stadtverwaltung weitgehend dieselbe, allerdings musste Como die ständige Anwesenheit eines Vertreters der Herzöge von Mailand in Kauf nehmen; diese begannen zudem mit dem Bau des Domes in seiner heutigen Form und förderten die Textilmanufakturen. 1485 wurde das Ospedale Maggiore (auch Sant'Anna genannt) eröffnet, das sich der Armen, Kranken und Findelkinder annahm; von Letzteren kamen viele aus den ennetbirgischen Vogteien (noch im 19. Jh. stammten 25-30% der Kinder aus dem Tessin). Nach dem Eingreifen der ausländischen Mächte (unter ihnen die Eidgenossenschaft) in der Lombardei wurde diese 1555 von Karl V. den spanischen Habsburgern zugesprochen. 1583 gründete Kardinal Tolomeo Gallio in Como (der am nächsten bei den reformierten Gebieten gelegenen italienischen Stadt) das nach ihm benannte Kollegium, das auch von Lehrern und Schülern aus der italienischen Schweiz besucht wurde. Als 1713 die österreichische Linie der Habsburger diejenige der Spanier ablöste, blieb die Verwaltungsstruktur unverändert. Die Seidenindustrie erlebte einen Wiederaufschwung; der österreichische Protektionismus begünstigte zudem den Schmuggel über die Schweizer Grenze. Nach der Revolutionszeit organisierten die österreichischen Behörden die Dampfschifffahrt auf dem Comersee (1826) und einen regelmässigen Postkutschenbetrieb mit der Schweiz über den Gotthard (1848). Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde Como zur Hauptstadt der Seidenindustrie, in der auch viele Mädchen und junge Frauen aus dem Tessin Arbeit fanden. Die Stadt steigerte ihre touristische Attraktivität mit der Eröffnung des Bahnhofes San Giovanni 1878, der internationalen Verbindung mit der Schweiz und der Standseilbahn Como-Brunate 1894. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Como zum internationalen Zentrum der Seide. Auch der grenzüberschreitende Pendlerverkehr in die Schweiz nahm zu; 1993 fanden 2184 Grenzgänger aus Como im Mendrisiotto Arbeit in der Industrie oder im Dienstleistungssektor (entsprach 15,2% der Grenzgänger der gesamten Provinz). Seit Beginn der 1990er Jahre nimmt ihre Zahl in allen Sektoren stetig ab. Auch wenn Como eine eher konservative und regimetreue Stadt war, gab es dissidente Gruppen, die ersten schon zur Zeit des Risorgimento, die meisten jedoch während des Faschismus (Comitato Antifascista Comasco). Begünstigt wurde ihre Tätigkeit durch die Nähe zur Schweiz, die als Verbindungspunkt der demokratischen Organisationen Europas und als Fluchtort für die Gegner des jeweiligen politischen Regimes diente.