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Schaan

Politische Gemeinde des Fürstentums Liechtenstein, die neben Alpen das Dorf Schaan unterhalb des Dreischwestern-Massivs im Rheintal an der Transitstrasse Bregenz-Chur umfasst. Um 840 Scana. 1584 393 Einwohner; 1812 715; 1901 917; 1930 1464; 1945 2048; 1991 5035; 2000 5454.

Bronze- und eisenzeitliche Funde auf dem Felssporn Krüppel oberhalb von Schaan belegen eine frühe Besiedlung. 1960 wurden dort Reste einer zwischen 260 und 270 n.Chr. im Zusammenhang mit den Germaneneinfällen errichteten, noch Mitte des 4. Jahrhunderts genutzten spätrömischen Fluchtburg entdeckt. Ferner stiess man auf reiche römische Kleinfunde, Helme, Münzen und Strassenspuren. Ein an strategisch günstiger Stelle (im heutigen Dorf Schaan) fast quadratisch angelegtes Kastell (ca. 60x60 m) mit vier quadratischen Ecktürmen, südlichem Mittelturm, nördlichem Torturm sowie einer mehrräumigen inneren Badeanlage wurde nach der Mitte des 4. Jahrhunderts n.Chr. erbaut und bis ins 5. Jahrhundert genutzt. Nachgewiesen sind auch gesonderte Gräberfelder der getrennt siedelnden Alemannen und Rätoromanen.

Das Churrätische Reichsgutsurbar um 840 erwähnt für Schaan einen Herrenhof mit Gütern, Mühle, Kirche (St. Peter?), Zehnt, königlichem Schiff (eine im Mittelalter nicht mehr erwähnte Fähre) und Gasthaus (taberna). Im Hochmittelalter besassen die Grafen von Montfort, welche die Landesherrschaft innehatten, sowie die von Aspermont und das Domkapitel Chur in Schaan umfangreichen Grundbesitz. Im 13. Jahrhundert ist eine Familie von Schaan als niederer Dienstadel belegt.

Ins 5. Jahrhundert datiert ein Baptisterium im ältesten Mauerwerk von St. Peter, der Kirche der romanischen Bevölkerung. Diese Saalkirche mit kurzem, breitrechteckigem Schiff wurde zwischen dem Nordostturm und dem Nordtor des teilweise zerstörten spätrömischen Kastells eingebaut. Im nördlichen, alemannischen Dorfteil entstand die spätere Pfarrkirche St. Laurentius (1888-1893 durch einen Neubau ersetzt). 965 trat Kaiser Otto I. eine der beiden Schaaner Kirchen im Tausch gegen die Insel Ufenau an das Kloster Säckingen ab. Die Pfarrei Schaan umfasst seit jeher die Gemeinde Schaan und Planken. Bis 1768 waren auch die Triesenberger Weiler Rotaboda, Fromahus, Prufatscheng und bis 1873 Vaduz nach Schaan pfarrgenössig. Die Kollatur für die Pfarrkirche lag bis 1368 bei den Grafen von Montfort. Sie schenkten die Pfründe dem Domkapitel Chur, dem die Pfarrei Schaan seither inkorporiert ist. Die Kollatur für St. Peter hatten die Landesherren inne. 1716 erfolgte der Bau der Marienkapelle auf Dux. 1935 liess sich die Kongregation der Anbeterinnen des Blutes Christi in Schaan nieder. 1936-1995 führten sie im Rahmen des Instituts St. Elisabeth verschiedene Schultypen, unter anderem 1946-1973 eine Höhere Töchterschule.

Überschwemmung des rechten Rheinufers zwischen Bangs (links im Bild), das nördlich des Eschenbergs liegt, Feldkirch (im Hintergrund in der Mitte) und Schaan (rechts im Bild). Fotografie unbekannter Herkunft, vom Buchserberg aus aufgenommen, 1927 (Liechtensteinisches Landesmuseum, Vaduz).
Überschwemmung des rechten Rheinufers zwischen Bangs (links im Bild), das nördlich des Eschenbergs liegt, Feldkirch (im Hintergrund in der Mitte) und Schaan (rechts im Bild). Fotografie unbekannter Herkunft, vom Buchserberg aus aufgenommen, 1927 (Liechtensteinisches Landesmuseum, Vaduz).

Ausgehend von den alten Nutzungsverhältnissen und entsprechend der ursprünglichen kirchlichen Situation bestanden ab 1503 zwei getrennte Alpgenossenschaften. Bis zur Güteraufteilung bzw. Grenzziehung 1811 bildete Schaan mit Planken und Vaduz eine Markgenossenschaft. Vom 15. bis ins 18. Jahrhundert stritt sich Schaan mit den linksrheinisch gelegenen Gemeinden Buchs (SG) und Sevelen um die Wuhrpflicht am Rhein. Im 19. Jahrhundert erfolgte die Aufteilung von Gemeindegütern in privates Eigentum. In der Gemeinde gab es nur wenig Gewerbe. Bis ca. 1850 übernahmen Schaaner im Warenverkehr Feldkirch-Maienfeld die Teilstrecke zwischen ihrer Gemeinde und Balzers. Weitere Erwerbsquellen waren bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die Viehhaltung, die Milch- und Landwirtschaft sowie der Obstbau. 1868 wurde zwischen Schaan und Buchs eine Holzbrücke fertiggestellt, die 1927 beim Rhein-Hochwasser einbrach und 1929 ersetzt wurde. 1970 stürzte auch diese ein. An ihre Stelle trat die Brücke von 1977. Schaan erhielt 1872 ein Postamt und Anschluss an die Bahnstrecke Feldkirch-Buchs. Mit der Gründung der Ivoclar AG 1933, der Hilcona AG 1935 und der Hilti AG 1941 entwickelte sich Schaan zum regionalen Industriezentrum. Nach 1950 erfolgte ein rasanter Wirtschaftsaufschwung, in dessen Gefolge neue Stellen geschaffen, die Infrastruktur ausgebaut und neue Quartiere errichtet wurden. Von den 2008 insgesamt 8214 Arbeitsplätzen waren 59% im 2. und 40% im 3. Sektor angesiedelt. Der Zupendleranteil aus den umliegenden Nachbarstaaten betrug 57%.

Quellen und Literatur

  • J.B. Büchel, «Gesch. der Pfarrei Schaan», in JbFL 27, 1927, 13-134
  • Kdm FL, 1950, 75-103; NF 2, 2007, 327-407
  • Die Gem. Schaan im Fürstentum Liechtenstein, 21984
  • H. Wanger, Die Pfarrei Schaan-Planken in Gesch. und Gegenwart, 1991
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Arthur Brunhart: "Schaan", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007113/2012-01-11/, konsultiert am 28.03.2024.