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RomainmôtierHerrschaft, Vogtei

"Tierce carte pour la seigneurie et bailliage de Romainmôtier en 1572". Karte der Herrschaft und Vogtei eines unbekannten Zeichners (Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens, Bq 2; Fotografie Rémy Gindroz).
"Tierce carte pour la seigneurie et bailliage de Romainmôtier en 1572". Karte der Herrschaft und Vogtei eines unbekannten Zeichners (Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens, Bq 2; Fotografie Rémy Gindroz). […]

1537-1798 bern. Vogtei. Die Besitzungen des Cluniazenserpriorats R., im MA eines der reichsten Klöster des Waadtlands, fielen 1536 an Bern, als dieses das Waadtland eroberte und die Reformation einführte. Durch den entschiedenen Widerstand Freiburgs verzögerte sich die Säkularisation der geistl. Herrschaft um etwa sechs Monate. Die am 21.6.1537 errichtete Vogtei umfasste die sog. La Pôté oder das Gebiet von R., zu dem Agiez, Arnex, Bofflens, Bretonnières, Croy, Envy, Juriens, La Praz, Premier, der Landvogteisitz R., Vallorbe und Vaulion gehörten - Lanfrey war inzwischen abgegangen -, ausserdem die Gem. Apples und Bursins, die als Exklaven in der Vogtei Morges lagen, sowie ab 1566 Teile des Besitzes der Prämonstratenserabtei Lac de Joux, nämlich L'Abbaye, Le Chenit, Le Lieu und deren Weiler. 1598 wurde ihr zur Vereinfachung der Verwaltung die Freiherrschaft La Sarraz mit Chevilly, Cuarnens, Eclépens, Ferreyres, Moiry, Orny, Pompaples und Villars-Lussery angegliedert, die bisher zu Moudon gehört hatte. Obwohl der Besitz des Priorats in der Gegend von Salins im franz. Jura bis 1789 unter geistl. Herrschaft blieb, bezog Bern als Nachfolgerin des Priors eine jährl. Rente in Geld und Naturalien. Das Kloster diente als staatl. Weinkeller und Speicher, das Haus des Priors als Vogteischloss. Wegen der umfassenden Herrschaftsrechte und der Höhe der Einkünfte, z.B. der Zehnterträge, zählte R. zu den einträglichsten und begehrtesten Landvogteien. In den Tal- und Berggebieten wurde Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. Die ausgedehnten Wälder lieferten Holz für die Kohlegewinnung und bildeten damit die Grundlage für die Eisenverhüttung. 1798 wurde die Vogtei R. mit ihren 11'366 Einwohnern - rund 8% der Waadtländer Bevölkerung - aufgeteilt: Die zwölf Gem. der Herrschaft R. gingen an den Bez. Orbe über, die neun Gem. der Freiherrschaft La Sarraz an den Bez. Cossonay, die Gem. des Vallée de Joux bildeten fortan den Bez. La Vallée, Apples kam zum Bez. Aubonne und Bursins zum Bez. Rolle.

Ausschnitt aus der "Tierce carte pour la seigneurie et bailliage de Romainmôtier en 1572". Karte der Herrschaft und Vogtei eines unbekannten Zeichners (Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens, Bq 2, Fotografie Rémy Gindroz).
Ausschnitt aus der "Tierce carte pour la seigneurie et bailliage de Romainmôtier en 1572". Karte der Herrschaft und Vogtei eines unbekannten Zeichners (Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens, Bq 2, Fotografie Rémy Gindroz).

Quellen und Literatur

  • M. Reymond et al., Histoire de R., 1928, (Nachdr. 1988)

Zitiervorschlag

Patrick-R. Monbaron: "Romainmôtier (Herrschaft, Vogtei)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.05.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007582/2012-05-23/, konsultiert am 25.03.2025.