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Aathal

Ortsteil der politischen Gemeinde Seegräben ZH, an der Aa und der Verkehrsachse Uster-Wetzikon gelegene Fabriksiedlung. 1219 Imatal. 1634 9 Einwohner; 1726 12; 1836 27; 1870 287; 1888 408; 1941 215; 1990 230.

Eine eisen- und bronzezeitliche Wehranlage lag auf dem Geländesporn "Heidenburg" südlich von Unteraathal. Die urkundlich nicht belegte Burgstelle nördlich von Oberaathal war eventuell im 11.-12. Jahrhundert Sitz eines Ministerialengeschlechts (Wappen bei Gerold Edlibach, 1488). Eine zum Regensberger Herrschaftskomplex in Seegräben gehörende Mühle in Aathal wurde 1219 von Lütold V. von Regensberg dem Kloster Rüti vergabt. Im 15. und 16. Jahrhundert umfasste sie zwei Mahlgänge, eine Rellmühle (zum Entspelzen des Dinkels) und ein Sägewerk. 1408 kam Aathal mit der Herrschaft Grüningen an Zürich. Es teilte politisch und kirchlich die Geschicke Seegräbens. Abgesehen von der Mühlesiedlung blieb das tief eingeschnittene Aatal bis ins 19. Jahrhundert unbesiedelt. Die ursprünglich stark mäandrierende Aa wurde von Seegräbner und Ottenhauser Bauern zur Wässerung ihrer Talwiesen benutzt.

Die Wasserkraft der Aa machte Aathal im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Industriestandort. Die 1822/1823, 1825, 1851 und 1861 entstandenen Baumwollspinnereien in Ober- und Unteraathal wurden 1901 bzw. 1917 von Fritz Streiff übernommen. Der Bau der Strasse Uster-Wetzikon (1837), die Einrichtung eines Postbüros (1855) und der Anschluss an die Glattalbahn (1857) förderten die Bedeutung Aathals, das nach dem Bau von Kosthäusern und Fabrikantenvillen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur bevölkerungsreichsten Ortschaft der Gemeinde Seegräben anwuchs. Im 20. Jahrhundert wurde Oberaathal zum Produktions- und Verwaltungszentrum des Familienunternehmens Streiff, das sich in den 1960er Jahren nach der Übernahme weiterer Fabriken zur grössten Schweizer Baumwollspinnerei-Firma entwickelte. Die Produktion in Unteraathal wurde 1971 aufgegeben, die Liegenschaften neu genutzt (Sauriermuseum, Mineralien- und Fossiliensammlung)

Quellen und Literatur

  • E. Messikommer, Gesch. der Gem. Seegräben, 1973
  • Die industrielle Revolution im Zürcher Oberland, hg. von J. Hanser, 1985, 109-191
  • A. Zangger, Grundherrschaft und Bauern, 1991, 525-533
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Aathal", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.01.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007816/2011-01-12/, konsultiert am 13.04.2024.