de fr it

SittenZenden, Bezirk

Bis 1798 Zenden der Landschaft Wallis, 1798-1802 Distrikt des helvetischen Kantons Wallis, 1802-1810 Zenden der Republik Wallis, 1810-1813 Kanton im Kreis Sitten des französischen Departements Simplon, 1815-1848 Zenden, seit 1848 Bezirk des Kantons Wallis.

Sitten ging vermutlich aus einem der zehn bischöflich-gräflichen Verwaltungs- und Gerichtskreise hervor und umfasste 1366 neben der Landeshauptstadt Sitten auch Bramois, Salins, Les Agettes, Veysonnaz, Nax, Mase, Hérens (seit 1882 Gemeinde Saint-Martin und Evolène) und Vex links der Rhone sowie Savièse, Grimisuat und Ayent/Arbaz rechts davon. Die Stadt Sitten und die Rivierinen (Riverains, die ländliche Bevölkerung) bildeten militärisch ein Grossbanner. Ende des 15. Jahrhunderts gliederte sich der Zenden in drei Drittel bzw. Unterbanner: Sitten, Grimisuat, Salins, Veysonnaz, Vex, Les Agettes und ab 1513 Hérémence formten ein Drittel, die Quatre Villes Bramois, Nax-Vernamiège, Mase und Hérens ein zweites sowie Savièse, Arbaz und Ayent ein drittes Drittel. Um 1600 löste sich Hérens und bildete ein viertes, selbstständiges Unterbanner, dessen Beziehungen zum Rest der Quatre Villes erst 1744 endgültig geregelt wurden. Verträge von 1621 und 1707 regelten das häufig gespannte Verhältnis zwischen der Stadt Sitten und Savièse.

Die Vormachtstellung der Stadt über die Landschaft kam im Wallis in Sitten am deutlichsten zum Ausdruck. Die Rivierinen hatten keinen Zugang zu den Zenden- und höheren Landesämtern. Die Burger der Stadt wählten jeweils im November auf zwei Jahre den Grosskastlan. Zendenhauptmann und Bannerherr wurden auf Lebenszeit ernannt. Diese drei Amtsträger vertraten zusammen mit dem Burgermeister von Sitten, dem Kastlan von Savièse und einem Vertreter der Rivierinen jenseits der Rhone den Zenden am Walliser Landrat. Die Delegation von Sitten war üblicherweise fast doppelt so gross wie die der übrigen Zenden. Die im Zendenturnus vom Landrat auf zwei Jahre gewählten Landvögte für das Unterwallis stammten im Fall von Sitten ausnahmslos aus städtischen Burgerfamilien.

1798 teilte die Helvetische Republik den Zenden neu auf: Das Val d'Hérens, Salins, Veysonnaz und Nendaz kamen zum neuen Distrikt Hérémence, Conthey und Vétroz zum Distrikt Sitten. Mit der Verfassung der Republik Wallis kamen Salins und Veysonnaz 1802 wieder zum Zenden Sitten, dem auch Nendaz einverleibt wurde. Im Departement Simplon war Sitten als einer von 13 Kantonen eine reine Verwaltungseinheit und die Stadt Zentrum des Kreises Sitten, bestehend aus den Kantonen Leuk, Siders und Sitten. Mit der neuen Verfassung nach dem Beitritt des Wallis zur Eidgenossenschaft 1815 verlor der Zenden Sitten Ayent, Arbaz und Savièse an den Zenden Hérens sowie Conthey und Vétroz an den neuen Zenden Conthey. 1839 kehrten Arbaz und Savièse zum Zenden Sitten zurück. Seither umfasst der Zenden bzw. Bezirk Sitten die Gemeinden Sitten, Bramois (1968 mit Sitten fusioniert), Savièse, Grimisuat, Arbaz, Salins und Veysonnaz. Flächenmässig ist der Bezirk zwischen der Lienne im Osten und der Morge bei Conthey im Westen der kleinste des Kantons, bevölkerungsmässig aber einer der grössten (2000 36'993 Einwohner). Der Staatsrat ernennt den Regierungsstatthalter und seinen Stellvertreter, die über die Vollziehung der Gesetze und die Durchführung der Abstimmungen und Wahlen wachen.

Quellen und Literatur

  • Walliser Wappenbuch, 1946, 244 f.

Zitiervorschlag

Bernard Truffer: "Sitten (Zenden, Bezirk)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008404/2011-11-28/, konsultiert am 16.04.2024.