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Vallis Poenina

Nach verschiedenen Vorstössen wurde das Wallis 15 v.Chr. im Alpenfeldzug von Rom erobert, in einen von den Zentralalpen bis zur Donau reichenden Verwaltungsbezirk integriert und zunächst militärisch beaufsichtigt (praefectus Raetis, Vindolicis, vallis Poeninae). Später unterstand die Vallis Poenina, der Siedlungsraum der keltischen Stämme der Nantuaten, Veragrer, Seduner und Uberer, einer Zivilverwaltung unter einem ritterlichen Statthalter (procurator). Unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) schlossen sich die Stämme zur civitas Vallensium mit dem neu gegründeten Hauptort Forum Claudii Vallensium (Martigny) zusammen und erhielten das latinische Bürgerrecht. Ebenfalls unter Claudius wurde die Vallis Poenina von der Provinz Raetia et Vindolicia getrennt und wohl gleichzeitig unter einem gemeinsamen Statthalter mit den Alpes Graiae (auch Alpes Atrectianae) zu den Alpes Graiae et Poeninae vereint. Zahlreiche Inschriften und der Nachweis von Senatorenfamilien im späten 3. Jahrhundert n. Chr. belegen die intensive Romanisierung des Wallis. Mit der Verwaltungsreform Kaiser Diokletians wurden die Alpes Graiae et Poeninae mit den wichtigen Pässen Kleiner und Grosser St. Bernhard (Meilensteine) im 4. Jahrhundert unter einem praeses in die Diözese Gallien eingegliedert. 381 wird Theodul als erster Bischof erwähnt. Die in der Sapaudia angesiedelten Burgunder dehnten 457 ihre Herrschaft aus und gründeten 515 das einflussreiche Kloster St. Maurice. Nach ihrer Niederlage wurde die Vallis Poenina 534 Teil des Frankenreichs. Der Einfall der Langobarden von 574 scheiterte.

Quellen und Literatur

  • F. Wiblé, «Inscriptions latines du Valais antique», in Vallesia 33, 1978, 31-53
  • J. Favrod, Histoire politique du royaume burgonde, (443-534), 1997
  • F. Wiblé, «Deux procurateurs du Valais et l'organisation des districts alpins», in Spätantike 6, 1998, 181-191
  • R. Kaiser, Die Burgunder, 2004
  • D. Faoro, «Neues zu den ritterl. Fasten der Statthalter Raetiens», in Bayer. Vorgeschichtsbl. 73, 2008, 5-28
  • F. Wiblé, Martigny-la-Romaine, 2008
  • S. Martin-Kilcher, «Römer und gentes Alpinae im Konflikt», in Fines imperii - imperium sine fine?, hg. von G. Moosbauer, R. Wiegels, 2011, 27-62

Zitiervorschlag

Regula Frei-Stolba: "Vallis Poenina", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.01.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008415/2014-01-14/, konsultiert am 08.12.2024.