Das schweizerische Gebiet zwischen Jura und Alpen wird als Mittelland bezeichnet. Mit rund 30% der Fläche bildet es eine der drei Grosslandschaften der Schweiz. Es erstreckt sich mit einer Länge von rund 300 km vom Genfersee bis zum Bodensee. Die Breite schwankt zwischen etwa 40 km im Westen und 70 km gegen Osten. Die tiefsten Stellen liegen auf rund 350 m; der Napf als höchster Punkt des Mittellandes im engeren Sinn auf 1408 Mittelland. Die Rigi als höchster Punkt der subalpinen Molasse wird sowohl den Alpen als auch dem Mittelland zugeordnet. Geografisch unterscheidet man das tiefere vom höheren Mittelland. Die Grenze zwischen diesen beiden Teilen wird zwischen 600 und 800 m gezogen. Geologisch ist es ein während der Alpenfaltung mit Abtragungsschutt gefülltes Molassebecken, das von Flüssen und Gletschern überprägt wurde. Es wird durch die Flusssysteme von Rhein und Rhone entwässert. Die Grenze zum Jura im Norden verläuft relativ scharf, während die Abgrenzung zu den südlich gelegenen Alpen topografisch fliessender ist.
Mit einem im Vergleich zum Jura und den Alpen milden Klima und einem dichten Gewässernetz bildet das Mittelland innerhalb der Schweiz einen Gunstraum menschlicher Siedlung. Vom Neolithikum an konzentrierten sich die Siedlungsräume entlang den Flüssen und Seen des Mittellandes. Dies gilt auch für die räumliche Anordnung der grossen Mehrheit der gallorömischen Dörfer (vici) und römischen Gutshöfe (villae). Sie befanden sich zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n.Chr. im tieferen Mittelland. Dasselbe räumliche Muster zeigt sich bei den Städtegründungen des Mittelalters: Rund 70% liegen im Mittelland.
Das Mittelland unterscheidet sich nur in der Besiedlungsdichte vom Jura und von den Alpen, nicht aber in der Chronologie der grossen Besiedlungsschübe. Der Begriff Mittelland ist eine naturräumliche Bezeichnung für ein Gebiet, das wirtschaftlich, politisch und kulturell nie eine Einheit darstellte. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Sprach- und Kulturräumen auf dem Gebiet der Schweiz deckten sich nie mit den Grenzen der drei Grosslandschaften. Die Entstehung der germanischen und romanischen Schweiz im Frühmittelalter verlief quer zur naturräumlichen Gliederung der Schweiz, sodass das Mittelland bis heute in ein französisches und ein deutsches Sprachgebiet zerfällt. Die Grenzen des Mittellandes hatten auch keine grösseren Auswirkungen auf die politische und konfessionelle Gliederung der Eidgenossenschaft. Vielmehr prägten die im Spätmittelalter entstandenen Stadtrepubliken seine politische Struktur. Die Hauptorte aller Stadtstaaten der alten Eidgenossenschaft, ausser Basel, befinden sich im Mittelland: Freiburg, Bern, Solothurn, Luzern, Zürich und Schaffhausen. Die Territorien von Bern, Freiburg und Luzern reichten dabei über das Mittelland hinaus in die Voralpen und Alpen. Bern und Solothurn besassen zudem Untertanengebiete im Jura. Ferner gehörten Zug, mehrere gemeine Herrschaften, die zugewandten Orte Genf, Biel, Stadt und Fürstabtei St. Gallen (ohne Obertoggenburg), die March (Kanton Schwyz) und Teile von Appenzell zum Mittelland. Erst die Helvetik und die Mediation veränderten durch die Schaffung der Kantone Waadt, Aargau, Thurgau und St. Gallen diese politische Geografie. Von dieser territorialen Umgestaltung war besonders Bern betroffen, das mit der Waadt und dem Berner Aargau zwei grosse Untertanengebiete verlor. Seit 1815 ist die politische Gliederung des Mittellandes unverändert geblieben.
Auch die kirchliche Einteilung des Mittellandes war nie einheitlich. Um 1300 gehörte das Mittelland zu drei verschiedenen Bistümern. Dem Bistum Genf unterstand nur ein kleines Gebiet westlich der Aubonne. Östlich angrenzend folgte das Bistum Lausanne, das bis an die Aare reichte. Der östlich der Aare gelegene grösste Teil des Mittellandes gehörte zum Bistum Konstanz. Mit der Reformation komplizierten sich die kirchlich-territorialen Verhältnisse noch, indem die Stände Bern, Zürich, Schaffhausen und Appenzell Ausserrhoden, die Städte Genf, Biel und St. Gallen sowie einige gemeine Herrschaften sich dem neuen Glauben zuwandten, andere wie der Aargau und der Thurgau zu paritätischen Gebieten wurden. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts veränderten sich diese Bistumseinteilungen und die Grenzen zwischen den Konfessionen verwischten sich.
Die günstigen naturräumlichen Verhältnisse wie hohe Bodenfruchtbarkeit, Waldreserven und regelmässig fliessende Gewässer waren nicht nur der Besiedlung, sondern auch der wirtschaftlichen Entwicklung des Mittellandes förderlich. Das dichte mittelländische Verkehrsnetz auf den Gewässern und zu Land bildete die räumliche Basis des städtischen Handels, der sich im Mittelalter zu entfalten begann. Um 1500 existierten über 130 Städte im Mittelland. Weil die Flüsse bis zum Bau der Eisenbahnen wichtige Verkehrsachsen waren, lagen die grössten Städte an schiffbaren Gewässern, die die Handelsströme kanalisierten.
Vom Spätmittelalter an verstärkte sich die räumliche Spezialisierung der schweizerischen Wirtschaft. So dominierte im 18. Jahrhundert und bis zur Agrarkrise der 1870er und 1880er Jahre im Mittelland der Ackerbau und den Seen entlang der Rebbau. Im System der Agrarzonen gehörte das tiefere Mittelland zum sogenannten Kornland. Das höhere Mittelland und Teile der Voralpen bildeten eine Mischzone im Übergang zum sogenannten Hirtenland.
Vom ausgehenden Mittelalter an verschob sich das politische Schwergewicht innerhalb der Eidgenossenschaft von den Alpen ins Mittelland und von den Länder- zu den Städteorten. Die grossen reformierten Städteorte Bern und Zürich beherrschten den grössten Teil des mittelländischen Territoriums. Dank ihrer ausgedehnten Untertanengebiete entwickelten sie sich im Verlauf der frühen Neuzeit zu den ökonomisch gewichtigsten Ständen. Auch von der Protoindustrialisierung wurden die einzelnen Gebiete des Mittellandes unterschiedlich erfasst. War diese Entwicklung westlich der Aare mit Ausnahme der Genfer Fabrique kaum spürbar, prägte sie das östliche Mittelland im 18. Jahrhundert sehr stark.
Das 19. und 20. Jahrhundert brachten einschneidende ökonomische Veränderungen für die Raumstruktur des Mittellandes. Der Bau der Eisenbahn veränderte die verkehrsmässigen Beziehungen zwischen Mittelland, Jura und Alpen. Die Zentren des Mittellandbogens wurden von Basel her als erste schweizerische Gebiete vom neuen Verkehrsträger erschlossen und entwickelten sich zu Wachstumspolen der Industrialisierung. Die peripheren Gebiete der Alpen, Voralpen und des höheren Mittellandes gerieten ökonomisch ins Abseits und stagnierten in ihrer industriellen und demografischen Entwicklung. Die moderne, industrialisierte Schweiz lag im Mittelland und in einigen Juratälern. Um 1800 lebten knapp 60% der Schweizer Bevölkerung im Mittelland. Danach stieg dieser Wert kontinuierlich bis auf rund zwei Drittel im Jahr 1990. Seit 1860 nahm die Zahl der Bevölkerung, die in Städten lebte, stark zu. Die Mehrzahl der grössten Städte liegt bis heute im Mittelland. 1900 waren Basel, Chur, Lugano und La Chaux-de-Fonds die einzigen Gemeinden ausserhalb des Mittellandes mit über 10'000 Einwohnern. Obwohl die Urbanisierung bis in die 1960er Jahre anhielt, trug das Mittelland ausserhalb der Städte bis dahin weitgehend agrarischen Charakter. Erst im Zug der Massenmotorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg wandelten sich die Landschaften des tieferen Mittellandes grossflächig. Die Städte weiteten sich zu Agglomerationen aus, sodass heute in den Räumen Winterthur-Zürich-Olten, Bern-Thun und Montreux-Lausanne-Genf eine Tendenz zu Bandstädten besteht. Zudem befindet sich im Mittelland die Mehrzahl der meistbefahrenen Strassen und Bahnlinien der Schweiz.