Der Albrunpass (2409 m), italienisch Passo dell'Arbola oder Bocchetta d'Arbola, verbindet Ernen und das Binntal mit dem Val Dèvero (I) und Baceno (I).
Die Verwandtschaft der beidseits des Passes gefundenen Gräber aus der Latènezeit lässt darauf schliessen, dass das Binntal von oberitalischen Kelten (Lepontiern) besiedelt wurde. Zur Römerzeit bot sich der Albrunpass als Nord-Süd-Verbindung (Vindonissa-Brünig-Grimsel-Albrunpass-Lombardei) an, da der Simplon vermutlich noch nicht begangen wurde. Eine auf 196 n.Chr. datierte Inschrift bei Vogogna (I), die sich auf den Albrunpass beziehen könnte, gedenkt des Baus einer Strasse. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verlieh der Bischof von Sitten der Familie de Rodis-Baceno, die das Val Formazza (I) beherrschte, das Meiertum Ernen, 1328 zusätzlich die Sust und den Zoll von Ernen. Die Familie, welche auch die Ansiedlung von Walsern förderte, hatte diese Rechte auch in Baceno inne. So beherrschte sie beide Zugänge des Passes, der vornehmlich dem interregionalen Warenaustausch diente. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen benützten im 15. Jahrhundert die Mailänder Kaufleute den Albrunpass anstelle des Simplonpasses auch für den Fernhandel. Die erhaltenen Wegspuren (Steil-, Flach-, Treppenpflaster) stammen vermutlich aus dieser Zeit. Im November 1425 eilten 2500 Berner und Solothurner über den Grimselpass und den Albrunpass (Ausweichroute für den höhergelegenen Griespass), um eine in Domodossola eingeschlossene Freischar aus Schwyz zu entsetzen. Die Versuche der Walliser und der Eidgenossen, das Eschental zu erobern (1484-1515), bereiteten der Blütezeit des Albrunpasses ein Ende. Seither hat er nur noch lokale Bedeutung.