Der Begriff Telle (mittelhochdeutsch tell, täll, dell, französisch taille, italienisch taglia) erscheint ab dem 13. Jahrhundert insbesondere in der Westschweiz bis zur Napf-Reuss-Linie sowie in der Südschweiz in der Bedeutung von Auflage und Steuer. Ausgehend von dem mittellateinischen Terminus tallia bedeutete Telle zunächst eine Delle oder Kerbe, herrührend von den Steuerkontrollen auf Kerbhölzern, erst danach die Steuer selbst. Tellen werden oft zusammen mit anderen herrschaftlichen oder städtischen Abgaben und Leistungen genannt (Feudallasten), so im Mittelalter die Kopfsteuer (tallia) von Eigenleuten (Leibeigenschaft), vor allem aber im Kontext von Bürgerlasten wie Steuern, Wachdienst, Kriegsauszug und Fuhrdienst, oft im Begriffspaar Steuern und Tellen. Dabei hatten Tellen anders als Steuern eher den Charakter von Beiträgen und Kostenanteilen, die man von Fall zu Fall oder bei unversehens eintretenden Ereignissen erhob und durch den tellinnämer einziehen liess, so etwa für städtische Befestigungen bei Kriegsgefahr, in der Frühneuzeit dann zunehmend zur Deckung von anfallenden Landes- und Gemeindelasten, insbesondere zum Unterhalt von öffentlichen Strassen, Allmenden, Alpen und Flusswehren und ab dem 17. Jahrhundert immer häufiger zur Deckung von Armenlasten. Solchermassen überlebte der Begriff Telle in ländlichen Gemeinwesen in vielerlei Formen als Armen-, Almosen-, Strassen-, Gemeinde-, Allmend-, Schwellen- und Alptellen bis ins 19. Jahrhundert. Steuerpflichtig (tällbar) waren die Teilhaber an den unterschiedlichen Nutzungsgemeinden.
Quellen und Literatur
Weblinks