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AlainTanner

Werbeplakat für seinen Film Der Salamander (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Werbeplakat für seinen Film Der Salamander (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste). […]

6.12.1929 Genf, 11.9.2022 Genf, konfessionslos, von Confignon. Sohn des Henri Tanner, Publizisten und Schriftstellers, und der Charlotte geborene Mohor. 1964 Janine Giudici, Tochter des Charles Giudici, Bauarbeiters. Wirtschaftsstudium an der Universität Genf. 1955-1958 am British Film Institute und bei der BBC in London. 1957 drehte Tanner mit Claude Goretta den dokumentarischen Kurzfilm Nice Time. 1959 kehrte er nach Genf zurück, wo unter anderem 1964 Die Lehrlinge und 1966 Das Leben in Chandigarh entstanden. 1964-1970 realisierte er für das Westschweizer Fernsehen rund vierzig Filme. Mit Goretta, Jean-Jacques Lagrange, Jean-Louis Roy und Michel Soutter bildete er ab 1968 die Gruppe 5. In diesem Umfeld schuf er seine ersten Spielfilme Charles - tot oder lebendig (1969), Der Salamander (1971) und Rückkehr aus Afrika (1973). Tanner, Galionsfigur der Erneuerung des Westschweizer Kinos, wurde angeregt durch den intellektuellen Aufbruch im London der 1960er Jahre (Free Cinema) sowie die französische Nouvelle Vague. Als leidenschaftlicher Verfechter des neuen Schweizer Films sass er 1962-1967 in der Eidgenössischen Filmkommission. Tanners Schaffen ist geprägt von seiner Verbundenheit mit den Schauspielern und Filmteams. Bei der Realisierung der Filme Der Salamander oder Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird (1976) arbeitete er eng mit dem Schriftsteller John Berger und dem Kameramann Renato Berta zusammen, bei Eine Flamme in meinem Herzen (1987) und Das Tagebuch der Lady M. (1993) mit seiner Muse und Koautorin Myriam Mézières. Ab 1974 drehte Tanner auch Filme nach Texten anderer Autoren, so 1981 Lichtjahre entfernt nach Daniel Odier oder 1998 Lissaboner Requiem nach Antonio Tabucchi. Die Mitwirkung seiner Lieblingsmusiker, vor allem Arié Dzierlatka und Michel Wintsch, verlieh Tanners Werk von Anfang an einen Brecht'schen Anstrich. 2008 Ehrendoktor der Universität Lausanne, 2010 Ehrenleopard des Filmfestivals Locarno.

Quellen und Literatur

  • Tanner, Alain: Ciné-mélanges, 2007 (mit Filmografie).
  • Dimitriu, Christian: Alain Tanner, 1985.
  • Detassis, Piera: Alain Tanner, 1986.
  • Dumont, Hervé; Tortajada, Maria (Hg.): Histoire du cinéma suisse 1966-2000, 2 Bde., 2007.
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 6.12.1929 ✝︎ 11.9.2022

Zitiervorschlag

Christian Dimitriu: "Tanner, Alain", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.11.2022, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009251/2022-11-02/, konsultiert am 19.01.2025.