Ortsteil der politischen Gemeinde Ittigen BE. Vorort von Bern mit Gewerbe und Industrie an der Mündung der Worblen in die Aare. 1180 und 1278 Worlofen, bis ins 18. Jahrhundert Worlaufen. 1910 468 Einwohner; 2003 1617; 2010 1488.
Als Teil des Viertels Ittigen gehörte Worblaufen zur Kirchgemeinde und ab 1833 auch zur politischen Gemeinde Bolligen. Seit 1983 ist Worblaufen Teil der Einwohnergemeinde Ittigen. Bis ins 19. Jahrhundert bildete das Dorf zusammen mit Stadtberner Gutshöfen eine Zelg- und Allmendgemeinde. Längs der Worblen entstand am Worblenkanal eine Gewerbesiedlung als zweite frühindustrialisierte Gewerbezone Berns neben dem Sulgenbach, anfänglich mit Getreide- und Sägemühlen, ab dem 15. Jahrhundert auch mit anderen Unternehmen.
Als erste sind 1466 die Papiermühlen in Worblaufen und im Tal bezeugt, die zu den ältesten in der Schweiz gehörten. Jene in Worblaufen wurde zwischenzeitlich zum Hammerwerk und erst 1654 wieder als Papiermühle hergerichtet. Stadtberner Inhaber betrieben beide Papiermühlen zusammen bis zum Konkurs von 1664-1665, als die Mühle im Tal an die bernische Obrigkeit gelangte. Diese lieh sie als Erblehen an städtische Unternehmer wie die Malacrida und Gruner, die auch jene in Worblaufen betrieben (1811 25 Arbeiter). Das obrigkeitliche Monopol zur Papierherstellung fiel erst 1833. Wegen der wachsenden Konkurrenz wurde 1859-1861 der Betrieb in Worblaufen auf industrielle Papierfabrikation umgestellt. 1888 kam es zum Konkurs: Das Werk im Tal wurde 1889 aufgegeben, jenes in Worblaufen ging an die Papierfabrik Biberist (Betriebseinstellung 1941).
Die 1490 erstmals erwähnte Hammerschmiede Worblaufen, mehrheitlich unter Stadtberner Inhabern, unterstand der Handwerksaufsicht der Schmiedezunft, die eine Entwicklung zum Grossbetrieb verhinderte (1563 zwei Essen, drei Arbeiter; 1789 zwei Essen, sechs Hämmer). Vom 16. Jahrhundert bis 1654 wurde zusätzlich in einem in der Papiermühle Worblaufen installierten Hammerwerk produziert. Abnehmer der Halb- und Fertigfabrikate (Werkzeuge, Schmiedestücke) waren nebst dem Laden in Bern vor allem obrigkeitliche Betriebe wie das Bauamt, das Zeughaus und die Geschützgiesserei. Bei engen Raumverhältnissen am Kanal folgten sich auf dem Areal der Hammerwerke nacheinander weitere Unternehmen: die Gewehrfabrik Wurstemberger (1713-1721), eine Sensenschmiede (1724), die Indienne-Druckerei Küpfer (1744-1839) und die Feuerspritzenfabrik Schenk (1839-1957). Erst ab 1850 expandierten die Hammerwerke unter der Unternehmerfamilie Müller.
1619 bestanden je eine Pulvermühle in Worblaufen und im Schermen, die von Privaten gegründet und betrieben wurden. Aus Sicherheitsgründen waren die Gebäude des explosionsgefährdeten Betriebs beidseits der Worblen (Pulverstampfen, Pulverkörni, Salpeterhütte, Pulvermagazine) angelegt worden. Produziert wurde Schwarzpulver, ab 1891 rauchloses Weisspulver (Schiessbaumwolle; Produktionsmenge 1893 600 kg/Tag). Dem in Eidgenössische Kriegspulverfabrik Worblaufen umbenannten Werk oblag die alleinige Produktion von Rohzelluloid in der Schweiz (1919 140 Beschäftigte). 1919 verlegte der Bund den Betrieb nach Wimmis und verkaufte das Werk Worblaufen zur Zelluloidherstellung 1923 der neu gegründeten deutschen Firma Worbla. Als mit der Elektrifizierung der Betriebe ab den 1880er Jahren Turbinen die Wasserräder ersetzten, waren die Fabriken nicht mehr an den Kanal gebunden. Dies ermöglichte der Worbla AG – ab 1973 Gurit-Worbla AG, Teil der Gurit-Heberlein-Gruppe – die baulich-betriebliche Expansion (1950 ca. 400 Beschäftigte; 1962 639). Ab 2000 wurde das Werk umstrukturiert (2003 80 Beschäftigte) und konzentrierte sich auf die Veredelung transparenter Kunststoffoberflächen für den optischen Bereich.
Im 20. Jahrhundert wurden auf den Arealen der ehemaligen Landgüter, so unter anderem des Hubelguts mit Herrenhaus Lindenhof, des Fischrains mit Sandrain und des Eyguts mit Rebhäusli, Gewerbe- und Arbeiterquartiere sowie 1972-1973 das Primarschulhaus Altikofen gebaut. Der Anschluss mit Station Worblaufen an die regionalen Verkehrslinien Bern-Zollikofen (1912) und Bern-Worb (1913) sowie Bern-Solothurn (1915) erleichterte den Pendlerverkehr. Dagegen trennen seit 1857 bzw. 1962 die Transitwege der Eisen- und Autobahn den Ort Worblaufen vom Dorf Ittigen. Im Altikofengut ist seit 1982 das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung (Gosteli-Archiv) untergebracht.