de fr it

JosephBovet

Abbé Bovet

8.10.1879 Sâles (Gruyère), 10.2.1951 Clarens, katholisch, von Promasens. Sohn des Pierre Bovet, Lehrers und Landwirts, und der Marie-Joséphine geborene Andrey. Joseph Bovet war Schüler des Collège Saint-Charles in Romont (FR), 1896-1900 am Kollegium St. Michael in Freiburg und 1900-1901 in Einsiedeln. Nach einem Studienaufenthalt 1903 im österreichischen Benediktinerkloster Seckau besuchte er das Priesterseminar Freiburg. 1905 wurde er zum Priester geweiht. Seine Vikariatszeit verbrachte er 1905-1908 in der Pfarrei Notre-Dame in Genf. 1908 nach Freiburg zurückgekehrt, wurde er Gesangslehrer am Lehrerseminar und 1910 am Priesterseminar, 1923 Kapellmeister an der Kathedrale St. Niklaus und 1930 Domherr. Er war Leiter der wichtigsten Ensembles der Stadt, bestimmte das Musikleben im Kanton Freiburg und beeinflusste das musikalische Empfinden der Bevölkerung. Bovet war ein schöpferischer Komponist; er schuf etwa 2000 Musikstücke, die Hälfte davon weltliche Werke. Vom einfachen Lied bis zum Festspiel fand er oft den richtigen Ton.

Joseph Bovet †. Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 466 vom 16. Februar 1951 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#466-1#3*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern.
Joseph Bovet †. Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 466 vom 16. Februar 1951 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#466-1#3*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern. […]

Anerkannt als Meister des Volkslieds, bot Abbé Bovet eine Art musikalische Heimat in einer Zeit, in der die bäuerliche Kultur den Einflüssen der modernen Gesellschaft ausgesetzt war. Le vieux chalet (1911), das Sinnbild seines Schaffens, wurde in der ganzen Schweiz berühmt. Seine Musikfeste, besonders Mon Pays (1934), waren grossartige Inszenierungen eines Landes auf der Suche nach einer neuen Identität. Mit seiner Beteiligung am Caecilianismus, einer Reformbewegung in der Musik der katholischen Kirche, trug Bovet zur Wiederbelebung der religiösen Musik bei. Dank seines Charismas erfreute er sich grosser Popularität. Freiburg und Bulle errichteten ihm 1955 bzw. 1957 Denkmäler. Zu Recht wird Bovet als «Vater» des Chorgesangs (Chorwesen) und Stütze der kantonalen Identität betrachtet. Gleichsam als Rädchen im Getriebe der Freiburger «christlichen Republik» schuf er Strukturen, die ihn überdauerten. Die Universität Freiburg verlieh ihm 1939 den Ehrendoktor.

Quellen und Literatur

  • Matthey, Jean-Louis (Hg.): Abbé Joseph Bovet. Catalogue des œuvres, 1985.
  • Kantons- und Universitätsbibliothek, Freiburg, Sammlung Joseph Bovet.
  • Musée gruérien, Bibliothèque publique et scolaire, Bulle, Bestand Joseph Bovet.
  • Bolle-Zemp, Sylvie; Thompson, Barbara: «Institutionalized folklore and helvetic ideology», in: Yearbook for Traditional Music, 22, 1990, S. 127-140.
  • Borcard,  Patrice: L'abbé Joseph Bovet, un musicien entre ciel et terre. Approche historique de son œuvre religieuse, 1991.
  • Borcard, Patrice: Joseph Bovet, 1879-1951. Itinéraire d'un abbé chantant, 1993.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Patrice Borcard: "Bovet, Joseph", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.12.2020, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009665/2020-12-17/, konsultiert am 07.10.2024.