30.11.1888 Ballrechten, 8.12.1976 Luzern, katholisch, Deutscher, ab 1935 von Kriens. Sohn des Jakob Karrer, Landwirts und Winzers, und der Rosina geborene Zimmermann. 1901-1908 Friedrichsgymnasium in Freiburg im Breisgau, dann Studium der Philosophie und Theologie in Innsbruck. 1910 Eintritt in den Jesuitenorden. Noviziat, dann 1913-1918 Präfekt und Lehrer am Kolleg Stella Matutina in Feldkirch. Ab 1919 weiteres Studium der Theologie im niederländischen Valkenburg, 1920 Priesterweihe (Klerus), 1922 Dr. phil. et theol., 1923 Austritt aus dem Jesuitenorden. 1925 liess sich Karrer zunächst in Weggis, ab 1928 in Kriens nieder. Als geistlicher Schriftsteller, Prediger und Seelsorger an der Pauluskirche in Luzern entfaltete er eine Vermittlertätigkeit, die ihn zu einem Pionier der ökumenischen Bewegung (Ökumene) in der Schweiz und im deutschen Sprachraum sowie zu einem Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils (Vatikanische Konzile) werden liess. Karrer schrieb gegen die rassistischen und antisemitischen Theorien (Rassismus, Antisemitismus) des deutschen Essayisten und nationalsozialistischen Theoretikers Alfred Rosenberg an (Nationalsozialismus) und unterstützte ab 1933 deutsche Emigranten wie Waldemar Gurian und Rudolf Rössler. Das nationalsozialistische Deutschland verbot die Herausgabe seiner Bücher. In seinen Publikationen befasste sich Karrer besonders mit der Aktualisierung der christlichen Spiritualität (Augustinus, Franz von Sales, John Henry Newman) und religiösen Zeitfragen (Spiritualismus). Er verfasste eine Textgeschichte der Mystik (1926; Mystik) und eine Übersetzung des Neuen Testaments (1950; Bibel) ins Deutsche. Karrer gehörte 1946 zu den Gründern der reformiert-katholischen Gesprächsgruppen der deutschen Schweiz, präsidierte 1948 die Stiftung Internationale Christliche Nothilfe und war 1964 Mitgründer der Schweizerischen Theologischen Gesellschaft. 1953 erhob ihn die Gemeinde Ballrechten im deutschen Baden zu ihrem Ehrenbürger. Zudem erhielt er 1964 den Innerschweizer Kulturpreis und 1967 die Ehrendoktorwürde für Theologie der Universität Tübingen. Das ökumenische Anliegen Karrers wurde 1978-2002 von der Otto-Karrer-Gesellschaft in den Otto-Karrer-Vorlesungen weiterverfolgt, die ab 2003 von der theologischen Fakultät der Universität Luzern fortgeführt wurden.
Fotografie von Otto Karrer aus den 1940er Jahren (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung, Nachlass Otto Karrer).
Quellen und Literatur
- Karrer, Otto: Textgeschichte der Mystik, 3 Bde., 1926.
- Karrer, Otto: Neues Testament, 1950 (Übersetzung ins Deutsche mit Erklärungen).
- Roesle, Maximilian; Cullmann, Oscar (Hg.): Begegnung der Christen. Studien evangelischer und katholischer Theologen, 1959 (Festschrift).
- Leuba, Jean-Louis; Stirnimann, Heinrich (Hg.): Freiheit in der Begegnung. Zwischenbilanz des ökumenischen Dialogs, 1969 (Festschrift).
- Höfer, Liselotte: Otto Karrer, 1888-1976. Kämpfen und Leiden für eine weltoffene Kirche, 1985 (mit Werkverzeichnis).
- Otto-Karrer-Gesellschaft (Hg.): Otto Karrer. Theologe des Aggiornamento. 1888-1976. Gedenkschrift zum 100. Geburtstag, 1989.
- Schoch, Max (Hg.): Otto Karrer. Ein Lesebuch, 1992.
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 30.11.1888 ✝︎ 8.12.1976 1888-11-301976-12-08 |