de fr it

Mauritius

M. befehligte eine in der ägypt. Landschaft Thebais aus Christen rekrutierte Legion, die bei einem Kriegszug nach Gallien die Armee Maximianus verstärkte (Thebäische Legion). Nachdem die Thebäer die Alpen überschritten hatten, wurden sie in Acaunum (Saint-Maurice) stationiert. Der Kaiser, der sich in Octodurus (Martigny) befand, erteilte ihnen einen Befehl, den die Thebäer jedoch verweigerten, da sie ihn mit ihrem Glauben für unvereinbar hielten, worauf sie alle umgebracht wurden. Ausser M. sind zwei weitere Offiziere namentlich bekannt, Exuperius und Candidus; ein Veteran namens Victor wurde später hingerichtet.

Dies sind die Hauptelemente einer Überlieferung, die in der 1. Hälfte des 5. Jh. im Passionsbericht des Eucherius von Lyon erstmals erwähnt wird. Eucherius von Lyon ordnet die Ereignisse der Zeit der grossen Christenverfolgungen im Jahr 303 zu, an der sich die Thebäer nicht beteiligen wollten. Ferner berichtet er, die Gebeine der Märtyrer seien um 380 Bf. Theodor von Octodurus (Theodul) gezeigt worden. Ein zweiter Text eines unbekannten Verfassers weist einige Abweichungen auf. Nach dieser Version handelte es sich um einen Feldzug Maximianus zur Befriedung Galliens, wo aufständ. Sklaven 285/286 Angst und Schrecken verbreiteten. Die Thebäer hätten sich geweigert, an den Opferhandlungen vor der Schlacht teilzunehmen. Dieses Zeugnis wurde oft vernachlässigt, da man die anonyme Passionsgeschichte für eine spätere Überarbeitung des Berichts von Eucherius von Lyon hielt. Jüngere Forschungen widerlegen jedoch diese Ansicht und sehen im Text ein eigenständiges Zeugnis, vielleicht aus dem 5. Jh. Auch wenn die Frage der Historizität des Martyriums unter den Historikern eine Kontroverse ausgelöst hat, so ist doch unbestritten, dass am Ende des 4. Jh. eine Kapelle über dem Grab der Heiligen errichtet wurde und dass der Märtyrerkult auf Theodors Episkopat zurückgeht. Ab dem 5. Jh. war der Kult in Gallien, später auch in Germanien weit verbreitet. Die Rudolfinger und v.a. die Ottonen brachten M., der im Abendland zum Vorbild des frommen Ritters wurde, eine besondere Verehrung entgegen.

Quellen und Literatur

  • «La Passion anonyme de saint Maurice d'Agaune, hg. von E. Chevalley», in Vallesia 45, 1990, 37-120
  • D. van Berchem, Le martyre de la légion thébaine, 1956
  • M. und die Thebäische Legion, hg. von O. Wermelinger et al., 2005
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Eric Chevalley: "Mauritius", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.12.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010198/2009-12-17/, konsultiert am 28.03.2024.