de fr it

Verena

Frühchristliche Jungfrau aus thebäischem Geschlecht (Thebäische Legion), die als Pilgerin die Märtyrergräber in Mailand und Acaunum (Saint-Maurice) besuchte, als Gottgeweihte bei Solothurn lebte und als solche in Zurzach starb.

Statuette vom mittelalterlichen Hochaltar der Pfarrkirche St. Katharina in Klingnau, Anfang 16. Jahrhundert (Schweizerisches Nationalmuseum).
Statuette vom mittelalterlichen Hochaltar der Pfarrkirche St. Katharina in Klingnau, Anfang 16. Jahrhundert (Schweizerisches Nationalmuseum). […]

Dies ist der Inhalt der knappen ersten Vita, die der Reichenauer Abt Hatto III. der nach 887 sich ins Kloster Andlau zurückziehenden Kaiserin Richardis gewidmet hatte. Die ausgeweitete Fassung und das anschliessende, bis um 1010 geäufnete Mirakelbuch schildern Verena als Haushälterin eines Priesters und als Wohltäterin in Zurzach sowie das Pilgerwesen um ihr Grab. An diesem erschienen mit der Bitte um Kindersegen Mitglieder des schwäbischen Herzogshauses, König Konrad von Hochburgund, im 13. und 14. Jahrhundert Angehörige der Häuser Habsburg und Neuenburg. Diesem Ausstrahlungsbereich entsprechen Patrozinien von Kirchen, Kapellen und Altären in der deutschen Schweiz und in Süddeutschland. Viel später setzte der Gebrauch des Namens Verena als Taufname ein; erste bekannte Trägerin ist um 1250 eine Tochter des Ritters und Dichters Walther von Klingen. Darstellungen Verenas, in allen Künsten zahlreich, setzten im 12. Jahrhundert ein. Ihre Attribute, in der Regel Kamm und Krug, selten auch Brot, entsprechen einem römischen Frauengrabtyp. Die archaisierende Liegefigur der 1613 erneuerten Sarkophagplatte in der Zurzacher Krypta folgt solch altem Schema. Der Verenakult ist keine mittelalterliche Erfindung, sondern die Erinnerung an eine frühchristliche Zurzacher Gemeinde und an ein konkretes Frauengrab. Im römischen Kastell fand sich eine Taufkirche, unter der ehemaligen Stiftskirche St. Verena im Flecken Zurzach eine am Rande der römischen Landstrasse und im römischen Friedhof liegende Memorialkirche (Bau I), beide aus dem 5. Jahrhundert.

Quellen und Literatur

  • A. Reinle, Die hl. Verena von Zurzach, 1948
  • T. Klüppel, Reichenauer Hagiographie zwischen Walahfried und Berno, 1980, 60-81
  • G. Philippart, «Les légendes latines de sainte Verena», in Analecta Bollandiana 103, 1985, 253-302
  • H.R. Sennhauser et al., Verenamünster Zurzach 1, 1987
  • S. Letsch-Brunner, «Die hl. Verena von Zurzach», in K+A 54, 2003, H. 3, 41-45
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Adolf Reinle: "Verena", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.01.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010226/2014-01-21/, konsultiert am 10.09.2024.