Seit der Erfindung des Buchdrucks wird das papierene Plakat als visuelles Kommunikationsmittel im öffentlichen Raum zu Propaganda- oder Werbezwecken verwendet. Seine materielle und inhaltliche Kurzlebigkeit und seine informative Funktion erklären, warum sich nur wenige Untersuchungen mit dem Plakat befassten, bevor Künstler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sich dem Plakat zuwandten. Fortan galt das Plakat als museumswürdig. Die lange Zeit wie Buchseiten gedruckten, kleinformatigen Plakate waren vermutlich gleichzeitig zum Aushängen und Verteilen bestimmt. Bis zum Ende des Ancien Régime durfte nur die politische und die kirchliche Obrigkeit Plakate anschlagen. Öffentliche Bekanntmachungen, Aushebungsbefehle, Mandate oder Proklamationen waren vor allem typografische Erzeugnisse, obschon die Gestaltung und dekorative Elemente manchmal den Text untermalten. Noch im 19. Jahrhundert hatte das Plakat fast ausschliesslich amtlichen Charakter, da man es vorzog, direkt auf Mauern, Holzwände oder emaillierte Blechschilder zu malen.
Der Siegeszug des modernen, vom Bild dominierten Plakats begann in den industrialisierten Gesellschaften um 1890 mit dem Aufkommen der Werbung und der Entwicklung von Reproduktionstechniken wie der Lithografie, der Chromolithografie und dann der Fotolithografie, die den Druck von Grossformaten in hoher Zahl ermöglichten, sowie mit der Reorganisation des öffentlichen Raums. Kunstmaler spielten in diesem Prozess eine entscheidende Rolle. Schweizer Künstler waren am Aufbruch des Plakats beteiligt, so Théophile Alexandre Steinlen und Eugène Grasset in Paris oder Karl Walser in Berlin. Ausländer wie Leonetto Cappiello, Charles Loupot und Cassandre trugen zum Durchbruch des Künstlerplakats in der Schweiz bei. Zunächst prägten Genfer und Waadtländer Künstler, die vom Maler Ferdinand Hodler und vom Grafiker Emil Cardinaux beeinflusst waren, die Anfänge des modernen Plakats. Von den 1910er Jahren an wurde das Produktionszentrum wegen der Sogwirkung des Wirtschaftsmotors Zürich in die Deutschschweiz verlagert. Maler von Rang wie Burkhard Mangold, Cuno Amiet, Giovanni und Augusto Giacometti, Otto Baumberger und Niklaus Stoecklin liessen die formgebenden Strömungen der Avantgarde, vom Kubismus und der Dada-Bewegung mit Otto Morach bis zur Konkreten Kunst mit Max Bill, laufend in die Produktion neuer Plakate einfliessen. In der Zwischenkriegszeit wirkten drei Veränderungen prägend: Grafiker wie Ernst Keller, Eric de Coulon und Jan Tschichold lösten die Maler ab, der Offsetdruck verdrängte die Lithografie und in der Werbung kam mit Walter Herdeg und Herbert Matter die Fotografie auf. Die Kunstgewerbeschulen von Zürich und Basel, danach jene von Genf, Lausanne und Bern sowie die Kunstgewerbeverbände – der Schweizerische Werkbund in der Deutschschweiz und L'Œuvre in der Westschweiz – taten sich zusammen, um das grafische Gewerbe der Schweiz zu fördern. Dieses verdankte seinen guten Ruf auch den Lithografiedruckern der ersten Stunde, etwa Trüb in Aarau, Wassermann in Basel, Wolfensberger in Zürich, Sonor in Genf sowie Marsens und Roth & Sauter in Lausanne.
Ab 1941 wurden unter der Ägide des Eidgenössischen Departements des Innern und der 1900 in Genf gegründeten Allgemeinen Plakat-Gesellschaft (APG) die besten Plakate des Jahres ausgezeichnet. Die APG, die über ein Quasimonopol im Bereich des öffentlichen Raums verfügt, setzte ein Standardformat (entspricht dem Weltformat = 90,5 x 128 cm) durch. Im historischen Plakat finden sich sämtliche Bereiche, die im Alltag des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielten, etwa Werbung, Sport, Kultur, Mode, Freizeit und Gesundheit. In der Schweiz sind hauptsächlich zwei Kategorien von Plakaten gut vertreten: Das Tourismusplakat, das in der Tradition der Druckgrafiken von Kleinmeistern steht, und das politische Plakat, das als Folge der halbdirekten Demokratie und der zahlreichen Volksabstimmungen entstand.