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WolfgangMusculus

8.9.1497 Dieuze (Lothringen), 30.8.1563 Bern. Sohn des Anton, Küfers, und der Angela Sartori. 1527 Margaretha Bart (nach Mai 1568), aus Lixheim (Lothringen). Wolfgang Musculus besuchte die elsässischen Humanistenschulen in Rappoltsweiler, Colmar und Schlettstadt, aber nie eine Universität. Er trat als 15-Jähriger ins Benediktinerkloster Lixheim ein, wo er sich mit den Schriften Martin Luthers befasste. Ende 1527 trat er aus der klösterlichen Gemeinschaft aus, um sich nach Strassburg zu begeben. 1528-1530 wirkte er in den Kirchen Dorlisheim und Dossenheim und war gleichzeitig Martin Bucers Famulus sowie 1530 Diakon bei Matthias Zell am Münster. 1531 folgte er einem Ruf nach Augsburg. Er war als Prädikant der Heilig-Kreuz-Kirche an der Einführung des reformierten Glaubens beteiligt und wurde 1537 Domprediger. Nach dem Schmalkaldischen Krieg und dem Beginn des sogenannten geharnischten Reichstags in Augsburg 1547 musste Musculus auf diese Stellung verzichten, predigte aber bis 1548 an St. Moritz weiter. Am 26. Juni floh er aus Augsburg und fand in Basel, Konstanz, St. Gallen und Zürich Zuflucht. Ab April 1549 war er als Exeget an der Berner Hohen Schule tätig; dort schrieb er den grössten Teil seiner Bibelkommentare, die noch im 17. Jahrhundert von Richard Simon gewürdigt wurden. Musculus machte sich als Übersetzer griechischer Kirchenväter ins Lateinische sowie vor allem auch durch seine "Loci communes" (1560), die ins Englische und Französische übersetzt wurden, verdient. Er hielt sich in den innerprotestantischen Streitigkeiten zurück, erkannte aber den protestantischen Fürsten und Magistraten das Recht zu, sich dem Kaiser mit dem Schwert zu widersetzen, sofern dieser die Wahrheit gewaltsam bekämpfe. Die Aufgabe der Pfarrer beschränkte er auf Lehre, Gottesdienst und Seelsorge. Kirchenzucht (und Sanktionen) gehörten ausschliesslich zur Pflicht des christlichen Magistrats, der selbst Teil der Kirche sei. Der letzte Grundsatz hat die Staatskirchenauffassung des Thomas Erastus beeinflusst.

Quellen und Literatur

  • StadtA Zofingen
  • StAZH
  • UBB
  • Wolfgang Musculus (1497-1563) und die oberdt. Reformation, hg. von R. Dellsperger et al., 1997, (mit Schriftenverz.)
  • R. Bodenmann, Wolfgang Musculus (1497-1563), 2000
Weblinks
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Kurzinformationen
Variante(n)
Wolfgang Müslin (Taufname)
Lebensdaten ∗︎ 8.9.1497 ✝︎ 30.8.1563

Zitiervorschlag

Reinhard Bodenmann: "Musculus, Wolfgang", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010485/2010-09-02/, konsultiert am 07.10.2024.