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TheodorBibliander

Porträt von Theodor Bibliander im Jahr 1550. Tempera und Öl auf Holz von Hans Asper (Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld).
Porträt von Theodor Bibliander im Jahr 1550. Tempera und Öl auf Holz von Hans Asper (Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld).

1506, 24.9.1564 Zürich, von Bischofszell. Sohn des Ratsherrn und Stiftsammanns Hans Buchmann. Bruder des Heinrich (->). 1532 Rosine Rordorf, Tochter des Felix, von Zürich. B. absolvierte in Zürich die Lateinschule unter Oswald Myconius, lernte Griechisch und Hebräisch bei Jakob Ceporin und hörte in Basel 1525-27 Vorlesungen bei Johannes Oekolampad und Konrad Pellikan. Anschliessend lehrte er zwei Jahre lang an der Hochschule im schlesischen Liegnitz (heute Legnica, Polen). Nach kurzer Tätigkeit als Lateinschulmeister in Brugg fand er 1531 seine Lebensaufgabe an der Zürcher Theologenschule, an der er die Nachfolge Zwinglis als Prof. für Altes Testament antrat. Die Zeitgenossen rühmten ihn als vorzügl. Philologen und Bibelexegeten. Seine Vorlesungen fanden durch Schülernachschriften Verbreitung in weiten Kreisen. Neben seiner Lehrtätigkeit wirkte er als vielfältiger und produktiver Publizist. Er veröffentlichte eine hebräische Grammatik (1535, 1. Teil), gab eine Sammlung von Briefen Zwinglis und Oekolampads heraus (1536), führte die lat. Bibelübersetzung Leo Juds nach dessen Tod (1542) zu Ende und publizierte einen herausragenden Apokalypsenkommentar (1545). Zahlreich waren zudem seine apologet. und polem. Schriften. Durch zwei Werke erwarb sich B. bleibende Bedeutung: 1543 liess er bei Johannes Oporinus in Basel die von ihm leicht überarbeitete lat. Koranübersetzung von Robert von Ketton aus dem Jahr 1143 drucken, womit er der europ. Gelehrtenwelt den Zugang zur zentralen Quelle islam. Glaubens eröffnete. Mit dem Werk "De ratione communi omnium linguarum et literarum commentarius" (1548), in dem er auf der Grundlage mehrerer europ. und oriental. Sprachen religiös und sprachlich Gemeinsames erarbeitete, gehört er zu den Wegbereitern der vergleichenden Sprachwissenschaften. 1560 wurde B. nach Streitereien mit seinem Kollegen Petrus Martyr Vermigli über die Prädestination abgesetzt; er starb vier Jahre später an der Pest. Sein handschriftl. Nachlass enthält v.a. philolog. und theol. Schriften, aber auch Gedichte.

Quellen und Literatur

  • E. Egli, «B.s Leben und Schr.», in Analecta Reformatoria 2, 1901, 1-144
  • H. Bobzin, «Über Theodor B.s Arbeit am Koran (1542/1543)», in Zs. der Dt. Morgenländ. Ges. 136, 1986, 347-363
  • Killy, Literaturlex. 1, 491 f.
  • J.W. Baker, «Theodor B.», in The Oxford Encyclopedia of the Reformation 1, 1996, 171 f.
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Hans Ulrich Bächtold: "Bibliander, Theodor", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010537/2009-10-15/, konsultiert am 13.01.2025.