Als höfische Stilepoche repräsentiert der Barock das Lebensgefühl der Katholischen Reform und des Absolutismus. Der Stilbegriff, abgeleitet von der portugiesischen Bezeichnung (barroco) für eine unregelmässig geformte Perle, entstand um 1750 als Absage des aufklärerischen Klassizismus an die künstlerischen Äusserungen des Absolutismus. Denis Diderot nahm die Bezeichnung 1758 in seine Enzyklopädie auf und umschrieb damit die Übertreibung, das Absonderliche und die Überfeinerung der Architektur. In seinem Werk "Roma. Delle belle arti del disegno" erhob der Klassizist Francesco Milizia 1787 den Barock zur negativen Stilqualifikation. 1887 leitete Cornelius Gurlitt mit der "Geschichte des Barockstiles in Italien" die Rehabilitierung der Kunstepoche ein. Als eigenständiges Stilphänomen definierte Heinrich Wölfflin den Barock 1888 in "Renaissance und Barock". Den Barock in der Schweiz, den er als organische Fortsetzung der Renaissance zu erkennen glaubte und dessen Ausgangspunkt er in der katholischen Reform sah, stellte 1956 Adolf Reinle zum letzten Mal überblickend dar: Der Barock erhebe von allen Stilen den grössten Universalitätsanspruch. Im religiösen und damit letztlich auch im künstlerischen Bereich wolle er weltliche und himmlische Freude, demütige Busse und überquellendes Selbstbewusstsein lyrisch und dramatisch, visionär und realistisch gestalten. Seit den 1970er Jahren weitete sich "Barock" zum generellen Begriff für eine durch das Ende des Konzils von Trient 1563 und die Französische Revolution 1789 begrenzte Kunstepoche. Zahlreiche Einzeluntersuchungen trugen zur Detailkenntnis auf breiter Ebene bei, eine Diskussion des Stilbegriffs steht gegenwärtig nicht mehr im Vordergrund.
Baukunst
Aus den Randregionen der Alpensüdseite zogen Baumeister in die katholischen Kulturzentren und wirkten mit Aufsehen erregenden Grossbauten als Auslöser und Protagonisten der neuen Architektur: Carlo Maderno und Francesco Borromini in Rom, Baldassare Longhena in Venedig. Nach dem Dreissigjährigen Krieg trugen zudem die Graubündner Baumeister wesentlich zur Verbreitung der neuen Formen nördlich der Alpen bei. Mitglieder der Familie Albertalli, Barbieri, Bonalini, Gabrieli, Riva, Serro und Zuccalli aus Roveredo (GR), Angelini und Viscardi aus San Vittore, dominierten die Bauplätze des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts (Maestranze). In ihrer Heimat bauten sie die modellhaft programmatischen Wandpfeilerkirchen Madonna Maria del Ponte Chiuso (geweiht 1656) in Roveredo (GR) und Santa Domenica in Santa Domenica in Calanca (Gemeinde Rossa, 1664-1672).
Die neue Architektur zeichnet sich aus durch monumentale, plastische Formen, mehrschichtige Grundrisse und lichtumspielte, von Gewölben und Kuppeln dramatisierte Raumkompositionen in prachtvollen Materialien und Formen. Als erstes barockes Bauwerk in der Schweiz darf die 1588-1592 erbaute Kirche Santa Croce in Riva San Vitale bezeichnet werden. Sie scheint von dem in Rom tätigen Tessiner Architekten Carlo Maderno entworfen worden zu sein, jedenfalls sind die direkten römischen Zitate auffallend. Nördlich der Alpen nahm die Architektur barocke Prinzipien um die Mitte des 17. Jahrhunderts auf. Ausschlaggebend für deren Verbreitung waren insbesondere die Reformorden der Jesuiten und der Kapuziner. Die Bündner Baumeister errichteten zahlreiche Kapuzinerhospize in Graubünden sowie Kirchen in Neu St. Johann und Arlesheim. Kleriker haben den Frühbarock wesentlich mitgestaltet. Liebhaberarchitekten wie der Kapuzinerpater Ludwig von Wil in Luzern oder Pfarrer Johann Jakob Scolar in Uri bauten aussergewöhnliche Kuppelkirchen. Auch die Jesuitenkirche Luzern ist von einem Liebhaberarchitekten geplant worden (Christoph Vogler). Der Jesuitenbruder Heinrich Mayer vollendete sie und baute anschliessend unter anderem die Jesuitenkirche Solothurn. Unter der Leitung der Vorarlberger Baumeister, darunter Caspar Moosbrugger, entstanden 1680-1780 die hoch- und spätbarocken Klöster in Pfäfers, Disentis, Rheinau, Bellelay, St. Urban, Einsiedeln und St. Gallen, mit Kirchen, Festsälen, Bibliotheken und Treppenhäusern. Neben diesen Grossanlagen wurden zahlreiche reformierte und katholische Landkirchen, viele Wallfahrts-, Votiv- und Wegheiligtümer gebaut und ausgestattet. Die profane Barock-Architektur umfasst Rathäuser, Spitäler, Waisenhäuser, Schützenhäuser, Wachen, vor allem aber Landsitze und private Stadthäuser. Von den vielerorts geplanten Befestigungen wurden Teile in Genf, Bern, Solothurn und Zürich ausgeführt.
Von besonderer Bedeutung für den Schmuck der neuen Architektur waren die Stuckaturen. Nördlich der Alpen waren die Stuckateure aus dem Mendrisiotto die ersten Vermittler der neuen, von Rom ausgehenden Kunstformen. Die Brüder Pietro und Gian Antonio Castelli von Melide arbeiteten 1603 in Altdorf (UR), Wettingen und Spiez, Giovanni Serodine um 1620 in Ascona. Ihre Handschrift setzten am Ende des 17. Jahrhunderts die Brüder Giacomo und Pietro Neuroni sowie der Architekt und Stuckateur Giovanni Battista Bettini fort, hart bedrängt von den Wessobrunner Stuckateuren, die im 18. Jahrhundert ihrerseits von Vorarlberger und Tiroler Stuckateurengruppen abgelöst wurden.
Skulptur
Die Barockbildhauer brachen die präzisen Formen der Renaissance auf, setzten bewegte Figuren und bruchstückhafte Architekturteile dem Spiel des Lichtes aus und betteten sie in eine Zierfülle, die der Bildphantasie freien Lauf lässt. Die Brüder Heinrich und Melchior Fischer aus dem aargauischen Laufenburg schnitzten 1606-1610 das Chorgestühl der Stiftskirche Beromünster. Niklaus Geisler aus Schweinfurt schuf 1628 die Kanzel der Franziskanerkirche Luzern, Johann Ulrich Räber nahm seinen Stil auf. Unzählige Bildhauer statteten die neuen Kirchen aus: Simon Bachmann in Muri (AG), Gregor Allhelg in Baden (AG), Niklaus Hermann in Beromünster, die Familie Tüfel in Sursee, die Zuger Familie Wickart, in Solothurn Wolfgang und Johann Peter Frölicher sowie die Familie Füeg, in Freiburg die Familie Reyff, in Rapperswil (SG) Jakob Hunger, im Wallis die Familien Ritz und Sigristen, in Rheinfelden Johann Isaak Freitag, im Jura die Familie Breton. Der Medailleur Johann Karl Hedlinger wirkte in ganz Europa. Die wichtigsten fremden Meister waren Egid Quirin Asam, Diego Francesco Carlone, Franz Joseph und Joseph Anton Feuchtmayer, Johann Baptist Babel, Johann August Nahl, Christian Wenzinger und die Gebrüder Franz Anton und Johann Georg Dirr.
Malerei
Die Barock-Malerei begann ebenfalls in Rom, wo der 1600 hier geborene Tessiner Maler Giovanni Serodine den Caravaggismus eigenständig fortsetzte. Ein oft geradezu derber Realismus prägt die unruhigen Bilder, deren Gestalten in kräftigen, pastos aufgetragenen Farben diagonal in den vom Licht dramatisierten Raum komponiert sind. Auch Pier Francesco Mola arbeitete fast ausschliesslich in Rom, während Giuseppe Antonio Petrini in tessinisch-norditalienischer Umgebung vornehmlich Altarbilder malte. Von Schweizern in Italien vermittelt, gelangte eine ganze Reihe bedeutender Gemälde von Denys Calvaert, Giulio Cesare Procaccini, Carlo Francesco Nuvolone, Bernardo Strozzi, Gérard Seghers, Giovanni Lanfranco und Carlo Maratta in die Schweiz. Neben zahlreichen ausländischen Freskanten wie Carlo Francesco Nuvolone, Cosmas Damian Asam, Jacob Carl Stauder, Giuseppe Appiani und Johann Jakob Zeiller waren die Familie Orelli aus Locarno, Francesco Antonio Giorgioli von Meride, Giuseppe Antonio und Giovanni Antonio Torricelli von Lugano tätig. Als Porträtisten wirkten Samuel Hofmann, Johann Rudolf Huber, Johannes Dünz, Emanuel Handmann, Jean Huber und Johann Melchior Wyrsch. Landschaften stellten die Grafiker Conrad Meyer und Matthaeus Merian dar, später Felix Meyer und Johann Balthasar Bullinger. Bedeutende Schweizer Maler arbeiteten im Ausland: Joseph Heintz von Basel am deutschen Kaiserhof in Prag, Johann Rudolf Byss in den Diensten der Familie Schönborn in Mainz und Würzburg, Anton Graff von Winterthur in Dresden, die beiden Genfer Emailleure Jean Petitot und Jacques Bordier am Hof der englischen Königin, anschliessend – wie Joseph Werner – im Umfeld des französischen Hofes. Der Genfer Jean-Etienne Liotard, einer der besten Porträtisten seiner Zeit, war zwischen London, Rom, Istanbul, Den Haag und Wien unterwegs. Er gab dem hochbarock gestellten Bildnis eine Natürlichkeit, die den zeitgenössischen Stiltendenzen fremd war.
Literatur
Der aus der Kunstgeschichte übernommene Epochenbegriff Barock wird heute nur noch im Sinne einer unspezifischen Bezeichnung für die Literatur des 17. Jahrhunderts gebraucht. Neuere Umschreibungen wie "frühe Neuzeit" oder "Zeitalter des Konfessionalismus" haben sich in der Literaturgeschichte nicht allgemein durchsetzen können.
Wie in Deutschland ist auch in der Schweiz die Literatur des 17. Jahrhunderts gekennzeichnet durch das Nebeneinander von Latein und Volkssprache und durch die starke Einbindung sowohl in den konfessionell-politischen wie in den sozialen Kontext. Das Fehlen einer eigentlichen höfischen Kultur und die protestantische Skepsis gegenüber Vergnügen aller Art führte zu einem Übergewicht einer vor allem auf die Bedürfnisse der Erbauung und Belehrung ausgerichteten Literatur (Erbauungsliteratur). So brachte der schweizerische Literaturbarock, abgesehen von einem Werk des Kapuzinerpaters Rudolf Gasser, keine Romane hervor, vielmehr wurde diese Gattung von protestantischer Seite (Gotthard Heidegger) ebenso wie das Theater durch Johann Jakob Breitinger und Samuel Werenfels bekämpft. Als einziges Beispiel einer höfischen Form können die "Conversations-Gespräche" (1696) der Hortensia Gugelberg von Moos genannt werden.
Ein grosser Teil der Dichter des 17. Jahrhunderts war geistlichen Standes. Daneben versuchten sich aber auch Kaufleute wie Johannes Grob oder Beamte wie Johann Caspar Weissenbach und Franz Haffner in der Dichtkunst. Dichten wurde meistens als Freizeitbeschäftigung ausgeübt, im Falle der Gelegenheitsdichtung als Auftragsarbeit. Bestellte Gedichte für Anlässe wie akademische Promotionen, Hochzeiten, Beerdigungen, Einsetzung von Bürgermeistern machten den quantitativ grössten Anteil der literarischen Produktion aus. Einen gewichtigen Anteil besass auch die geistliche Lyrik (v.a. das Lied) sowohl katholischer wie protestantischer Provenienz, welche vor allem der Erbauung und der Vermittlung der Heilslehre diente. Das gleiche Ziel strebten auch die in den Städten Luzern, Freiburg, Solothurn, Pruntrut, Sitten meistens einmal im Jahr von Schülern der Jesuitenkollegien aufgeführten Schauspiele an. An höfischem Prunk und ausgeklügelten Theatermaschinerien übertraf allerdings das Einsiedler Welttheater alle anderen schweizerischen Theaterproduktionen (Geistliche Spiele). Mit seinen Dramen über Karl von Burgund sowie über die Horatier und Kuratier suchte Josua Wetter den Anschluss an das schlesische Kunstdrama. Eine schweizerische Eigentümlichkeit im Zeitalter der konfessionellen Spaltung dürften die Versuche der beiden bedeutendsten Dramatiker des Barocks, Wetter und Weissenbach, sein, die Eidgenossen über das Drama zur Einigkeit aufzurufen, während andere wie etwa Rudolf Gasser den Konflikt durch Streitschriften schürten. Die nationalen Stoffe spielten in humanistischer Tradition in Heldenbüchern (Johann Barzäus, Johann Jakob Grasser), im Epos (Johannes Brandmüller) und in den historiografischen Schriften (z.B. Franz Haffner, Michael Stettler, Fortunat Sprecher von Bernegg, Johannes Guler von Wyneck, Fortunat von Juvalta) eine wichtige Rolle. Ein satirisches Bild der Schweiz zeichnete Hans Franz Veiras in "Heutelia" (1658).
Stil und Ausdrucksformen (Verse, Strophenformen, Metaphern) waren durchaus auf der Höhe der Zeit, doch scheint keine der zahlreichen Poetiken auf schweizerischem Boden entstanden zu sein. Während die Literatur des deutschen Sprachraums in der deutschen Schweiz eifrig rezipiert wurde, blieb die Ausstrahlung der schweizerischen Schriftsteller bescheiden, auch wenn Johann Ulrich Bachofen und Johann Heinrich Ott Aufnahme in Philipp von Zesens Lilienzunft fanden.
Auch im französischen Teil der heutigen Schweiz kannte man die Literatur des Nachbarlandes. Glaubensflüchtlinge, Offiziere und Studenten stellten die Kontakte her. Belege sind verbotene Aufführungen von Pierre Corneilles "Le Cid" in Genf (1681) und anderer klassischer Dramen sowie die literaturkritische Zeitschrift "Bibliothèque universelle et historique" von Jean Le Clerc. Man verfasste Gelegenheitsgedichte, geistliche Lieder, erbauliche Schriften und Memoiren (Georges de Montmollin). Samuel Chappuzeau schrieb unter anderem ein Drama über die Escalade (1662).
In der italienischsprachigen Literatur des Barocks waren einzig der aus Poschiavo stammende Paganino Gaudenzi, der sich in allen literarischen Gattungen betätigte, sowie der Priester Giacomo Genora, der in einem Hexametergedicht das Bleniotal beschrieben hatte, von einer gewissen Bedeutung.
Lebendiger als in den anderen romanischsprachigen Gebieten war das literarische Leben im rätoromanischen Bereich. Es bestanden zahlreiche direkte Beziehungen zu den Autoren der deutschen Schweiz. Die geistliche Lyrik stellt auch hier den Hauptteil der Produktion (z.B. Johannes Martinus). Die politische Lyrik und die Historiografie spielten eine wichtige Rolle; schliesslich sind auch mehrere Theateraufführungen weltlicher Dramen bezeugt.
Musik
In der Musikgeschichtsschreibung hat sich der Begriff Barock als Epochenbezeichnung für die Zeit von 1600 bis zum Tod Johann Sebastian Bachs 1750 eingebürgert. Insbesondere die obere Grenzziehung erscheint problematisch, da sich bereits um 1720 entscheidende Merkmale eines Stilwandels durchsetzten. Allerdings gilt dies eher für die musikalischen Zentren als für die peripheren Gebiete wie die Schweiz, sodass sich hier durchaus auch später entstandene Werke noch deutlich älteren Traditionen verpflichtet zeigen. Es fällt schwer, verbindliche Kriterien für ein einheitliches musikalisches Barock-Zeitalter namhaft zu machen; weder der Generalbass noch das Concerto-Prinzip haben sich als gemeinsame Nenner bewährt. Eher wird heute vorgeschlagen, die enge Wechselbeziehung zwischen instrumentaler und vokaler Musik hervorzuheben, die sich sowohl von der vorangehenden Dominanz der Vokalmusik als auch von der späteren der Instrumentalmusik abhebt. Festgestellt wurde ausserdem ein gesteigertes Interesse an zyklischen und repetierenden Formen (Da-capo-Arie, Rondo, Ostinato) gegenüber den linearen Formen der früheren Vokalpolyphonie und den entwickelnden Formen der späteren Wiener Klassik. Betont wird zudem das neue Interesse an musikalischer Menschendarstellung, das sich in der barocken Affektenlehre ebenso äussert wie in der zentralen Gattung der Oper.
Obwohl in der Schweiz die für die Entwicklung der Barock-Musik entscheidenden Höfe mit ihrer Prachtentfaltung und den notwendigen finanziellen Mitteln fehlten, weist doch die grosse Zahl der aufblühenden Musikdruckereien in den katholischen Städten (Luzern, Freiburg, Zug) und den Klöstern (St. Gallen, Einsiedeln, Wettingen) auf ein reges Musikleben hin. Die neue Musik stand hier im Zeichen der katholischen Reform. In den reformierten Orten herrschte auch im 17. Jahrhundert fast ausschliesslich der von Ambrosius Lobwasser ins Deutsche übertragene, unbegleitete Psalm in der vierstimmigen Bearbeitung von Claude Goudimel vor. Erst um 1800 begann man wieder Orgeln in den Kirchen aufzustellen, um dem Zerfall des kirchlichen Gesangs entgegenzuwirken (Kirchenlied). Während die calvinistische Westschweiz noch lange am einstimmigen Psalm festhielt, erschienen in den reformierten Orten der deutschen Schweiz neue Werke für den kirchlichen Gebrauch (z.B. Kompositionen von Johann Caspar Bachofen). Weit verbreitet war auch die immer wieder aufgelegte und erweiterte St. Galler Seelen-Musick.
In engem Zusammenhang mit der protestantischen Kirchenmusik entstanden in grösseren Städten im Verlauf des 17. Jahrhunderts Vereine von Musikliebhabern (sogenannte Collegia musica). Zu den bekanntesten zählten Zürich (gegründet 1613), Winterthur, Basel, Schaffhausen, St. Gallen und Chur. Das Ziel war das Studium und die Aufführung von Vokal- und Instrumentalmusik. Ihre Bibliotheken enthielten neben Werken einheimischer Komponisten wie Johann Melchior Gletle vor allem Musik französischer, italienischer, deutscher und österreichischer Herkunft und trugen damit wesentlich zur Verbreitung des neuen musikalischen Geschmacks in der Schweiz bei.
Wichtige Komponisten sind in den katholischen Orten (Luzern, Solothurn) und Klöstern (Einsiedeln, Engelberg, St. Urban, Wettingen, St. Gallen) zu finden. Einen regen Austausch zwischen dem süddeutschen Raum und der Schweiz bewirkten unter anderen Johann Benn aus Messkirch in Luzern, sein Sohn Johann Georg in Beromünster oder der Württemberger Felician Suevus in Solothurn. Umgekehrt war Johann Melchior Gletle aus Bremgarten (AG) am Augsburger Dom tätig. Die "Missae concertatae" von Johann Benn und Felician Suevus belegen den neuen konzertierenden Stil. Im 18. Jahrhundert ist eine Konzentration auf die Innerschweiz (Engelberg, St. Urban, Luzern) festzustellen, wo unter anderen Johann Evangelist Schreiber, Franz Joseph Leonti Meyer von Schauensee, Constantin Reindl und Joseph Franz Xaver Dominik Stalder tätig waren. Nebst geistlichen Werken sind von diesen auch Instrumentalkompositionen überliefert. Am bekanntesten sind die Werke von Giovanni Henrico Albicastro (eigentlich Johann Heinrich von Weissenburg); seine schweizerische Herkunft ist allerdings unsicher. Zu erwähnen sind auch verschiedene Bühnenmusiken und Singspiele in Anknüpfung an die Tradition des Schuldramas und mit entsprechend erzieherischem Hintergrund.
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