de fr it

Anthroposophie

Der Begriff Anthroposophie (griechisch "Weisheitslehre vom Menschen") findet sich unter anderem bei lgnaz Paul Vital Troxler (1780-1866), Immanuel Hartmann Fichte (1796-1879) und beim Herbartianer Robert Zimmermann (1824-1898). Rudolf Steiner (1861-1925) übernahm ihn und gab ihm die Deutung: "Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen möchte" (Anthroposophische Leitsätze, 1924-1925). Von der naturwissenschaftlichen Forschungsweise Goethes ausgehend, postulierte Steiner einen dem westlichen Denken entsprechenden exakten Erkenntnisweg zum Übersinnlichen. Zunächst im Rahmen der deutschen theosophischen Gesellschaft wirkend, nahm Steiner ab 1905 seine öffentliche Vortragstätigkeit in der Schweiz auf. 1912 gründete er die Anthroposophische Gesellschaft; an der Jahreswende 1923/1924 erfolgte die Neugründung als Internationale Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (1995 ca. 6000 Mitglieder in der Schweiz). Der Schweizer Dichter Albert Steffen (1884-1963) wurde zweiter, nach Steiners Tod erster Vorsitzender. 1913 erfolgte in Dornach die Grundsteinlegung zum ersten Goetheanum. Dornach wurde in Kürze zum weltweiten Zentrum der anthroposophischen Aktivitäten. 1923 wurde die Freie Hochschule für Geisteswissenschaften begründet, deren Ziel die "Förderung der Forschung auf geistigem Gebiet" ist. In der Silvesternacht 1922 fiel das erste Goetheanum einer Brandstiftung zum Opfer. Das nach einem Entwurf Steiners in organischer Bauweise erbaute zweite (heutige) Goetheanum wurde 1928 eröffnet. Zuerst zögernd (Basel 1926, Zürich 1927, Bern 1945), seit den 1970er Jahren jedoch rasch, breiteten sich die der anthroposophischen Pädagogik verpflichteten Rudolf-Steiner-Schulen (Waldorfschulen) in der Schweiz aus (2000 39 staatsunabhängige Schulen mit eigenem Lehrplan). Daneben entstanden zahlreiche Kindergärten, heilpädagogische Einrichtungen, einzelne Lehrerbildungsanstalten und Altersinstitutionen. Die anthroposophisch orientierte Medizin betreibt in der Schweiz drei Kliniken. Die Weleda Arlesheim stellt (v.a. homöopathische, mineralische, phytotherapeutische) Heilmittel nach anthroposophischen Grundsätzen her. Weitere Tätigkeitsgebiete sind unter anderem die Landwirtschaft (biologisch-dynamische Wirtschaftsweise) und das kirchliche Leben (Die Christengemeinschaft). Die anthroposophische Studienarbeit wird von lokalen Arbeitsgruppen und in sogenannten Zweigen wahrgenommen.

Quellen und Literatur

  • A. Baumann, Wörterbuch der Anthroposophie, 1991
Weblinks

Zitiervorschlag

Christian Bärtschi: "Anthroposophie", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.06.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011397/2002-06-07/, konsultiert am 28.03.2024.