Die Stammform des Hausschweins ist das Wildschwein, das vor ca. 10'000 Jahren in Ostanatolien domestiziert wurde. Während der Linearbandkeramik (6. Jt. v.Chr.) wurden aber auch die europäischen Wildschweine an einigen Orten im Gebiet des heutigen Deutschland domestiziert. Die bislang ältesten Nachweise von Hausschweinen auf dem Gebiet der heutigen Schweiz stammen aus den jungsteinzeitlichen Siedlungen bei Sitten, die um 5000 v.Chr. datieren. Dort kommt dem Hausschwein aus ernährungswirtschaftlicher Sicht allerdings noch keine grosse Bedeutung zu.
Erst in den frühesten Schichten der Seeufersiedlungen des Mittellandes (um 4300 v.Chr.) sind Knochen von Hausschweinen häufiger belegt. Das Auftreten von Kreuzungen zwischen den kleineren Haus- und den grösseren Wildschweinen deutet auf eine freie Haltung der Hausschweine in den siedlungsnahen Wäldern hin. Ab 4000 v.Chr. erfolgte offenbar eine bessere Abtrennung der Hausschweine von ihren wildlebenden Artgenossen, da solche Mischlinge nur mehr selten auftreten. In der späten Pfyner Kultur (um 3600 v.Chr.) und der nachfolgenden Horgener Kultur (ab 3400 v.Chr.) wurde die Schweinehaltung nochmals intensiviert. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Hausschwein nach dem Rind zum zweitwichtigsten Fleischtier. In der Bronze- und Eisenzeit setzte sich diese Entwicklung fort.
In der römischen Zeit konnten sich besser gestellte Bevölkerungsschichten einen intensiveren Konsum von Schweinefleisch leisten, wie dies zum Beispiel die hohen Anteile von Schweineknochen in den Nahrungsabfällen reich ausgestatteter römischer Stadtvillen von Augusta Raurica belegen. Schweinefleisch stellte in römischer Zeit die häufigste Speisebeigabe in Gräbern dar. In römischer Zeit ist für das römische Stammland südlich der Alpen aufgrund von Bildquellen die Zucht von Schweinen mit starkem Fettansatz vereinzelt belegt. Auch im Mittelalter spielte das Schwein als Fleisch- und Fettlieferant eine massgebliche Rolle. Schweine wurden nicht nur in der ländlichen Wirtschaft, sondern auch in der Stadt gehalten. Sie dienten vor allem dem Eigengebrauch und wurden insbesondere vom städtischen Lebensmittelgewerbe (z.B. Bäcker) als praktischer Abfallverwerter geschätzt. Hirten trieben Schweine zur Weide auf die Brache, die abgeernteten Felder, und im Herbst zur Mast in die Eichen- und Buchenwälder. Bis in die frühe Neuzeit waren die Hausschweine von kleiner Wuchsform und ohne grossen Fettansatz. Abgesehen von der deutlich geringeren Grösse glichen sie mit ihrem dichten Borstenkleid und der langgezogenen Schnauze eher den Wildschweinen.

Schweinehalter und Schweinebestand 1866-2010
Jahr | Schweinehalter | Schweine | Schweine pro Halter |
---|---|---|---|
1866 | 121 700 | 304 400 | 2,5 |
1876 | 129 100 | 334 500 | 2,6 |
1886 | 139 700 | 394 900 | 2,8 |
1896 | 168 200 | 567 000 | 3,4 |
1906 | 146 300 | 549 000 | 3,8 |
1916 | 140 900 | 544 600 | 3,9 |
1921 | 174 300 | 640 100 | 3,7 |
1931 | 154 600 | 926 400 | 6,0 |
1941 | 154 300 | 764 400 | 5,0 |
1951 | 138 700 | 892 100 | 6,4 |
1961 | 116 600 | 1 334 600 | 11,4 |
1966 | 90 200 | 1 513 800 | 16,8 |
1973 | 62 400 | 2 136 000 | 34,2 |
1978 | 46 500 | 2 114 800 | 45,5 |
1983 | 37 400 | 2 191 300 | 58,6 |
1988 | 29 200 | 1 940 900 | 66,5 |
1993 | 23 600 | 1 691 800 | 71,7 |
1998 | 17 600 | 1 487 000 | 84,5 |
2003 | 12 900 | 1 528 900 | 118,5 |
2008 | 9 600 | 1 540 100 | 160,4 |
2010 | 8 800 | 1 589 000 | 180,6 |
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schränkten Verbote zur Waldweide die Schweinehaltung einerseits ein, andererseits gelang durch Kartoffelanbau und Molkereinebenprodukte eine beachtliche Erweiterung der Futterbasis. Um 1850 betrug der schweizerische Schweinebestand schätzungsweise 280'000 Tiere. Gemäss den ab 1866 regelmässig durchgeführten eidgenössischen Viehzählungen stieg der Bestand von 304'428 Tieren im Jahre 1866 auf 570'226 im Jahre 1911. Dieser Anstieg ist nicht nur auf die erwähnte Erweiterung der Futterbasis, sondern auch auf züchterische Fortschritte zurückzuführen. Bereits 1830 hatte der Genfer Agronom Charles Martin erstmals Schweine aus England eingeführt, wo seit dem 18. Jahrhundert eine gezielte Rassezucht unter Einbezug von asiatischen Schweinerassen betrieben wurde. Zwischen 1880 und 1910 wurden durch die Kreuzung der einheimischen Landschläge mit Tieren der englischen Yorkshire-Rasse die beiden heute in der Schweiz anerkannten und geförderten Schweinerassen herausgezüchtet, das Veredelte Landschwein und das Edelschwein. Diese Entwicklung führte zur Verdrängung der zahlreichen regional verbreiteten, spätreifen Landschläge (z.B. das sogenannte Marchschwein im Kanton Schwyz) durch frühreife, schnellwüchsige und damit mastfähige Tiere. Der Staat unterstützte Bemühungen zur Zuchtverbesserung durch Erlasse und Subventionen an kantonale landwirtschaftliche Vereine.
1911-1983 erfolgte eine Vervierfachung des Bestandes. 1983 wurde mit ca. 2,2 Mio. Tieren der höchste Bestand erreicht. In den 1950er und 1960er Jahren vollzog sich eine verstärkte Konzentration auf die Massentierhaltung. Der Anteil der Halter mit wenigen Tieren ging weiter zurück. 2007 besassen 7% der Halter rund 40% des Gesamtbestandes. Mit dem Rückgang der Selbstversorgung wurde das Schwein vom praktischen Abfallverwerter zum reinen Fleischtier, das für die Bedürfnisse des Markts produziert wird.