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Leihhäuser

L., auch Pfandleihanstalten, sind private oder öffentl. Unternehmen, die gegen Verpfändung von Objekten kurzfristig Geld ausleihen. Verfallene Pfänder werden versteigert, wobei der Mehrerlös abzüglich Kosten dem ehem. Pfandeigentümer zufällt. Einige Schweizer Kantone kennen öffentl. Pfandleihanstalten.

Im MA besorgten zuerst Juden die Pfandleihe. Die Städte richteten ab dem 13. Jh. Wechselstuben ein, die auch als L. dienten und gegen Faustpfand Kredite bis zu einem Jahr gewährten. Die Geschäftsführung wurde vertraglich Lombarden oder Kawertschen übertragen. Spätestens im 15. Jh. dienten auch die Sitze kommunaler Säckelmeister, in Basel und Genf u.a. der Stadtwechsel, als öffentl. L. Ab dem 16. Jh. nahm der Anteil der als Pfänder deponierten Gülten und Schuldbriefe zu. In Luzern machten diese Wertpapiere im 17. und 18. Jh. den Hauptteil der bei der obrigkeitl. Pfandleihe deponierten Sicherheiten aus. Daneben praktizierten auch Private Pfandleihgeschäfte. Mit der Aufhebung der Gesetze gegen den Wucher im 19. Jh. unter dem Einfluss liberalen Gedankenguts in manchen Kantonen kam die private, mit masslosen Forderungen arbeitende Pfandleihe gross auf. Sozial und gemeinnützig gesinnte Kreise forderten deshalb in den 1870er Jahren erneut die gesetzl. Regelung des Pfandleih- und Trödelgewerbes. Von 1879 bis zur Jahrhundertwende kam es in den Kt. Schaffhausen, Genf, Basel-Stadt, Zürich, Neuenburg, Thurgau, Bern, Waadt und Appenzell Ausserrhoden zu entsprechenden Bestimmungen. Bereits 1872 wurde in Genf die Caisse publique de prêts sur gages und in Zürich die Mobiliarleihkasse (ab 1934 Pfandleihkasse) der Zürcher Kantonalbank gegründet. 1874 folgten die Basler Pfandleihanstalt und die Städt. Mobiliar-Leihkasse St. Gallen, 1915 die Pfandleihanstalt Luzern. Seit ca. 1960 ist die Bedeutung der Pfandleihanstalten zugunsten jener der Kleinkreditinstitute zurückgegangen.

Quellen und Literatur

  • P. Volandré, La Caisse publique de prêts sur gages de Genève, 1972
  • M. Körner, «Die Kreditgeschäfte der Stadt Schaffhausen im 16. Jh.», in SchBeitr 51, 1974, 62-88
  • M. Baumgartner, Das Pfandleihgeschäft in der Schweiz konkretisiert am Beispiel der Pfandleihkasse der Zürcher Kantonalbank, 1982
  • M. Körner, «Kreditformen und Zahlungsverkehr im spätma. und frühneuzeitl. Luzern», in Scripta mercaturae, 1987, 116-157
Weblinks

Zitiervorschlag

Martin Körner: "Leihhäuser", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014059/2008-11-20/, konsultiert am 29.03.2024.