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Fritschi

Illustration aus der Luzerner Chronik von Diebold Schilling, 1513 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung, Eigentum Korporation Luzern).
Illustration aus der Luzerner Chronik von Diebold Schilling, 1513 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung, Eigentum Korporation Luzern). […]

F. oder Bruder F. gilt als Symbol- und Integrationsfigur der Luzerner Fasnacht. Um 1600 deutete der Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat den 1443 erstmals erwähnten F. als Erinnerung an ein ma. Stadtoriginal und versuchte den feierl. Einzug der Maskengestalt in die Stadt und andere fasnächtl. Bräuche wie den Weinumtrunk aus einem Fritschikopf genannten Prunkgefäss historisch herzuleiten. In Anknüpfung an Stadtrechnungen, die 1473 Ausgaben für "Fritschis Brutlouf" verzeichnen, wurde die in Diebold Schillings Bilderchronik von 1513 als Strohpuppe mit Holzlarve erscheinende Figur als Symbol eines Fruchtbarkeitskultes interpretiert. Die Deutung als Zeichen eidg. Bruderhilfe in Zeiten der Not geht auf ritualisierte Entführungen der Holzlarve und deren Rückführung aus Basel (1509) und der Innerschweiz durch offizielle Festdelegationen zurück. Weitere Erklärungsansätze sehen F. als Verkörperung des hl. Fridolin, dessen Jahrzeit in Gedenken an die Schlacht bei Ragaz 1446 jeweils vor der Fastenzeit gefeiert wurde. Möglicherweise steht die Benennung des Versammlungslokals der Luzerner Krämer- oder Safranzunft als Fritschistube in Zusammenhang mit der Aufbewahrung einer Kriegsfahne, die das Abbild des hl. Fridolins trug. Über die Zeit wandelte sich F. von einer bäurisch-derben Verkörperung fasnächtl. Anarchie zur bürgerl. Vorzeigefigur. Bis ins 17. Jh. geleitete der Fritschizug der Schützengesellschaften am Schmutzigen Donnerstag F. und seine Frau, die Fritschene, zu Pferd in die Stadt. Nachdem F. in den Zügen des 18. Jh. meist weggelassen wurde - das Mittragen der Figur wurde zusammen mit anderen ausschweifenden Lustbarkeiten vom Rat untersagt -, wird er mit seiner Familie seit 1803 als krönender Schluss des fasnächtl. Fritschiumzuges mitgefahren.

Quellen und Literatur

  • O. Eberle, «F.s Brautlauf», in Gfr. 111, 1958, 109-125
  • P. Hugger, «Bruder F. von Luzern», in SAVk 79, 1983, 113-121
  • P. Rosenkranz, Die Zunft zu Safran, 1978
  • F. Bossart, «Gesch. der Fasnacht», in Faszination "Lozärner Fasnacht" 2, hg. von S. Panizza, 1989, 9-52
Weblinks

Zitiervorschlag

Gregor Egloff: "Fritschi", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.01.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014125/2006-01-09/, konsultiert am 18.04.2024.